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Tiere

Tiere

Titel: Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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Mir war, als würde ich mitten in einem Kohlehaufen stecken. Ich konnte mich atmen hören und versuchte, ruhiger zu werden. Dann tastete ich ganz langsam nach dem Türgriff, doch als ich ihn fand, stand ich so dicht vor der Tür, dass ich sie nicht aufmachen konnte. Ich trat einen Schritt zurück und stieß mit dem Fuß gegen etwas. Ich musste an den Steinhaufen direkt hinter mir denken und stellte mir vor, wie er in Bewegung geriet. Schnell zog ich die Tür auf und lief los. Wieder kam lautes Geschrei auf. Ich trat gegen etwas, das klapperte, blieb aber nicht stehen. Gegen die Wand am anderen Ende krachte ich so doll, dass ich Sterne vor Augen sah und fast hingefallen wäre.Schließlich bekam ich den Türgriff zu fassen, riss die Tür auf und war endlich im beleuchteten Gang.
    Zur Sicherheit verriegelte ich die Tür und lehnte mich dann dagegen. Ich war völlig außer Atem und zitterte wie Espenlaub. Drinnen hörte ich sie noch immer brüllen und schreien. Ich rannte zur Treppe. Bilder des kleinen, versperrten Kellers mit den ganzen Steinen flirrten in meinem Kopf, und ich konnte es nicht erwarten, wieder ans Tageslicht zu kommen.

Kapitel 8
    D as Sumpfhuhn mit den Tätowierungen habe ich kurz nach dem alten Weib gekriegt. Nachdem ich die Kellerabteile mit Gittern versehen hatte, fand ich es zu schade, sie leerstehen zu lassen. Also suchte ich an Wochenenden oder nach der Arbeit die Orte auf, wo das Gesocks herumhängt. Manchmal spazierte ich einfach durch die Straßen und hielt Ausschau. Am Anfang hatte ich kein Glück. Entweder habe ich überhaupt keinen von den Vögeln gesehen, oder sie hingen in Gruppen zusammen. Als ich einmal ein Sumpfhuhn allein an einer Mauer sitzen sah, dachte ich, ich hätte es geschafft. Es tat nichts und saß einfach nur da. Ich ging hin und fragte, ob es auf einen Drink mit zu mir nach Hause kommen wolle, aber es schimpfte mich einen Scheißhomo und sagte, ich solle mich verpissen. Das war total peinlich.
    Danach kaufte ich eine Flasche Whisky, löste ein paar von den Tabletten meiner Mama darin auf und nahm sie mit. Mit der Zeit wurde ich richtig gut darin, die besten Orte aufzuspüren. Es gibt da eine verwilderte Rasenfläche, so eine Art kleiner Park, wo immer eine Menge Gesocks herumhängt. Die Bänke dort sind voll davon, egal wie kalt es ist. Es sind vor allem Männer, die Cider und Starkbier runterkippen.Diese Sumpfhühner versaufen bloß ihre Stütze, hat meine Mama immer gesagt.
    Die ersten Male bin ich vorbeigegangen und habe, wenn es vielversprechend aussah, an der nahen Bushaltestelle gewartet. Von dort konnte man alles beobachten, ohne verdächtig zu wirken. In dieser Nacht hatte ich schon eine Ewigkeit darauf gewartet, dass einer von den Vögeln mit dem Saufen aufhört und loszieht. Es wurde bereits dunkel, und ich war schon kurz davor, nach Hause zu gehen, weil ich nicht wollte, dass mich irgendein Verrückter anmacht. Dann sah ich, wie sich eins von den Sumpfhühnern von den anderen verabschiedete. Als es in meine Richtung kam, konnte man an seinem Gang sehen, dass es total betrunken war. Es torkelte hin und her.
    Ich dachte, ich lasse es vorbeigehen und folge ihm dann. Ich wollte nicht, dass die anderen aufmerksam werden. Aber es blieb genau vor mir stehen und fragte: «Hast du ein bisschen Kleingeld für eine Tasse Tee?» Der Satz klang bei ihm wie ein einziges Wort, und ich dachte, na sicher, als ob du dir ein paar Teebeutel kaufen willst.
    Ich vergewisserte mich, dass die anderen auf den Bänken nicht rüberschauten. Da niemand guckte, sagte ich: «Ich habe kein Kleingeld. Aber du kannst etwas davon haben», und zeigte ihm den Whisky. Sie hätten sein Gesicht sehen sollen. Es griff nach der Flasche, doch ich steckte sie zurück in die Tüte. «Nicht hier», sagte ich. «Deine Kumpels könnten dich sehen. Es reicht nicht für alle.»
    «Genau, genau», stimmte es zu. «Scheiß auf die. Scheiß auf den ganzen Haufen. Scheißarschlöcher.» Bis dahin war ich total nervös gewesen, aber als ich hörte, dass es seine Freunde für eine Flasche Whisky verrät, wurde ich ruhiger.Sie sind alle habgierig und egoistisch. Sie machen es einem leicht. Man könnte meinen, sie wählen sich selbst aus.
    Es folgte mir bis zum Pub. Unterwegs wollte es ständig einen Schluck trinken, aber ich wusste, dass ich die Flasche niemals zurückgekriegt hätte. Und ich wollte nicht, dass es einschläft, bevor wir zu Hause waren. Einmal dachte ich, es würde gleich böse werden. «Sag mal»,

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