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Tiere

Tiere

Titel: Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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Angst, dass ich dann nicht höre, wenn sie klopfen. Also ging ich nach oben und machte den Fernseher wieder an, stellte den Ton aber leise.
    Außer einer uralten Westernserie kam nicht viel. Ich schaute sie an, hätte aber nicht sagen können, was passierte. Ich konnte mich nicht konzentrieren, denn ich wartete die ganze Zeit auf das Klopfen an der Tür. Manchmal meinte ich fast zu spüren, wie es gleich klopft, und ich dachte ständig: «Jeden Augenblick, jeden Augenblick.» Aber es klopfte nicht. Ich versuchte, nicht daran zu denken, wie spät es war. Doch als die Schlussmelodie der Westernserie kam und ichauf meine Uhr schaute und sah, dass es fast drei war, fühlte ich mich völlig leer.
    «Das war’s», dachte ich. «Sie kommen nicht.» Ich fragte mich, ob sie es einfach vergessen oder von Anfang an nicht ernst gemeint hatten. Ich glaubte nicht, dass Cheryl so etwas tun würde, aber Karen hätte ich es zugetraut. Ich stellte mir vor, wie es am nächsten Tag bei der Arbeit sein würde. Bestimmt hatte Karen jedem davon erzählt. Alle würden es total lustig finden, und bei dem Gedanken begann mein Magen zu rumoren. Wie konnte ich so blöd sein, zu denken, dass sie mich wirklich besuchen würden? Ich hätte wissen müssen, dass sie sich nur lustig über mich machen. Dabei hatte ich extra alles geputzt und das ganze Essen für sie eingekauft. Die Hotdogs. Die tauten jetzt auf, und ich konnte sie nicht wieder einfrieren. Ich überlegte, ob ich ein paar im Kühlschrank aufheben oder gleich alle warm machen soll. In dem Moment klopfte es unten an der Tür.
    Ich blieb wie erstarrt sitzen. Die ganze Zeit hatte ich darauf gewartet, doch jetzt hatte ich entsetzliche Angst. Ich war schon zu sehr an Enttäuschungen gewöhnt. Es klopfte wieder, und dieses Mal sprang ich auf. Meine Beine waren wie Gummi, beim Runtergehen musste ich mich am Geländer festhalten. Als ich durch die Schankstube ging, schlug mein Herz wie wild, außerdem zitterte ich so sehr, dass ich kaum die Tür entriegeln konnte. Dann versuchte ich zu lächeln und riss sie auf.
    Es war niemand da. Als ich mich umschaute, sah ich gerade noch jemanden um den Pub herumgehen. Eine Frau. Wer es war, konnte ich nicht erkennen, aber ich überlegte nicht lange und rief: «Hallo, hier bin ich!» Im nächsten Augenblick steckte Karen ihren Kopf um die Ecke.
    Als sie mich sah, rief sie zu jemandem hinter ihr: «Er ist hier.» Sie hatte einen Jeansminirock an und ein enges weißes Oberteil, das kaum ihren Bauch bedeckte. Wenn sie sich bewegte, konnte man ihre Brüste wackeln sehen, und ihr Rock war wirklich total kurz. Da ich nicht wollte, dass sie denkt, ich würde sie anstarren, ging ich wieder zurück in den Pub. Ein paar Sekunden später kam Karen durch die Tür. «Wir dachten, du wärst nicht da», meinte sie mit einem Grinsen. Es war echt komisch, sie in der Schankstube stehen zu sehen. Dann kam auch Cheryl rein.
    «Hallo», sagte sie. Sie trug eine zu Shorts abgeschnittene Jeans und ein rotes Oberteil. Es war nicht so kurz oder so eng wie Karens, aber immerhin. Ich versuchte, sie nicht anzugucken, konnte aber nicht anders. Bisher hatte ich sie nur in anständigen Sachen bei der Arbeit gesehen. Jetzt, wo man die Beine und alles sehen konnte, kamen mir die beiden ganz anders vor. Auch weil sie in der Schankstube standen. Es war total komisch. Ich muss sie ein bisschen angestarrt haben, denn Karen grinste und legte eine Hand auf ihre Hüfte. «Was ist?», fragte sie. «Gefällt dir unser Outfit nicht?»
    Ich wusste nicht, wo ich hingucken soll. «Doch, es ist echt schön», sagte ich. Als beide zu kichern begannen, wurde ich noch verlegener. Da ich nicht mehr wusste, was ich sagen soll, ging ich los, um die Tür zuzumachen. Aber Karen meinte: «Warte einen Moment.» Ich wollte gerade fragen, warum, als jemand die Tür von außen aufschob. Und bevor ich wusste, was geschieht, kam ein Mann herein.
    «Wolltest du mich etwa aussperren?», fragte er und grinste.
    Ich starrte ihn nur an. Ich hatte ihn noch nie gesehen. «Das ist Pete», meinte Karen.
    Er grinste immer noch. «Alles klar?», sagte er und streckte seine Hand aus. Ich war total durcheinander, aber weil ich nicht unhöflich sein wollte, schüttelte ich seine Hand. Er drückte total fest zu. Außerdem hatte er eine Bierfahne. Es erinnerte mich an meinen Papa. Dann meinte er: «Das gehört also alles dir, ja?»
    Ehe ich etwas sagen konnte, meinte Karen: «Pete hat uns nicht geglaubt, als wir ihm erzählt haben,

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