Tiere
dass du einen eigenen Pub hast.»
«Du hast es auch nicht geglaubt», sagte Cheryl, und Karen lachte und meinte: «Ach, hör auf, natürlich habe ich es geglaubt», und gab ihr einen Knuff. Beide begannen zu kichern.
«Schade, dass du keine Konzession mehr hast», meinte Pete. «Aber trotzdem ein geiler Ort für Partys.» Er zwinkerte Cheryl und Karen zu, als glaubte er, ich würde es nicht merken. «Du schmeißt hier bestimmt echt geile Partys, oder?», fragte er. Ich schüttelte den Kopf. Er sah total überrascht aus. «Nicht?», meinte er. «Du verarschst mich, oder? Dein eigener Pub, keine neugierigen Nachbarn. Ich wette, Freitagabend tanzt hier echt der Bär.»
Obwohl er es ziemlich nett sagte, hatte ich das Gefühl, dass er sich lustig über mich macht. «Eigentlich nicht», antwortete ich.
Er schaute sich um. «Aber früher, oder?», fragte er. Er sah mich wieder an. Ich spürte, wie mein Gesicht heiß wurde.
«Nein», sagte ich.
«Ach, muss ich wohl verwechselt haben.» Er grinste wieder. «Aber verdammte Scheiße. Dein eigener Pub und keineKonzession. Mann, du bist hier völlig falsch. Wenn das mein Laden wäre, wäre ich nie mehr nüchtern.»
«Das bist du auch so nicht», sagte Karen, und sie lachten wieder alle. Ich konnte riechen, dass auch sie und Cheryl getrunken hatten, und war ein bisschen sauer. Ich konnte mir nicht helfen. Ich hatte mich die ganze Zeit auf ihren Besuch gefreut, und jetzt waren sie hier, mit einer Fahne und diesem Pete. Er erinnerte mich an ein paar Männer von der Arbeit, die auch so angeberisch und von sich eingenommen sind. Und er hatte eine blöde, total schrille Lache.
Aber da ich nicht wollte, dass sie mich für komisch halten, begann ich auch zu lachen. Nur hatten sie in dem Moment schon aufgehört. Sie schauten erst mich an und warfen sich dann gegenseitig Blicke zu. Weil ich die Stille nicht aushielt, sagte ich schnell: «Wollt ihr einen Hotdog?»
Sie sahen überrascht aus. «Was?», meinte dieser Pete.
«Ich habe ein paar Hotdogs da», sagte ich. «Wollt ihr welche?»
Er hatte ein schiefes Grinsen aufgesetzt. «Für mich nicht, danke, Kumpel», meinte er. Dann wandte er sich an Cheryl und Karen. «Wie sieht’s bei euch aus? Lust auf einen Hotdog auf die Schnelle?»
Ich wusste nicht, was daran lustig sein soll, aber Cheryl und Karen begannen zu lachen, als wäre es das Lustigste, was sie jemals gehört hatten. Ich war ein bisschen enttäuscht von ihnen, um ehrlich zu sein. Besonders von Cheryl.
«Ich glaube, sie wollen jetzt auch keinen Hotdog», meinte Pete grinsend. «Vielleicht später. Wenn du dich geschickt anstellst.»
«Hör jetzt auf damit, Pete», meinte Karen. Aber sie lächelte immer noch. Pete auch, aber er sagte nichts. Ichwartete, dass jemand etwas sagt, aber die drei schwiegen. Es wurde wieder ganz still.
Dann meinte Pete: «Willst du uns nicht mal durch deinen Pub führen?»
«Wenn du nichts dagegen hast», sagte Cheryl und lächelte mich an. Sie hat ein echt nettes Lächeln. Ich musste weggucken.
«Nein», sagte ich. «Natürlich nicht.»
Als ich ein Kind war, hat mir meine Mama einmal erlaubt, eine Geburtstagsparty zu feiern. Ich hatte vorher noch nie eine gemacht, weil meine Mama und mein Papa immer zu beschäftigt waren oder es sich nicht leisten konnten oder so. Aber an meinem zehnten Geburtstag sagte meine Mama, ich darf eine machen. Das Problem war nur, dass ich nicht wusste, wen ich einladen soll. Nicht dass ich keine Freunde hatte oder so. Ich hatte nur nicht viele
beste
Freunde.
Aber das wollte ich meiner Mama nicht sagen. Ich wollte nicht, dass sie denkt, ich wäre nicht normal oder so, und mit mir schimpft. Trotzdem fiel mir niemand ein, den ich fragen konnte, ob er kommen will. Die Einzigen, die vielleicht kommen würden, waren die, mit denen keiner redete, es sei denn, um über sie zu lachen. Und selbst von denen sagten nur drei zu.
Mit allen dreien hatte ich vorher so gut wie noch nie gesprochen. Einer war der schulbekannte Stinker. Er hieß Ashley Parsons, aber jeder nannte ihn Ashley Hüpfer, weil sich das auf stinkige Schlüpfer reimt. Dann war da dieser pakistanische oder indische Junge. Er war ganz in Ordnung, sprach aber kaum Englisch. Ich wusste nie genau, wie er heißt, aber der andere Junge war Roland Wesley. Er hattewas mit den Drüsen. Auf jeden Fall sagte er das. Jeder andere sagte nur, er wäre fett.
Meine Mama hatte im Wohnzimmer Kuchen und Kekse und so auf den Tisch gestellt. Dann kamen die drei und
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