Tiere
meine Mama zurück. «O ja, das war eine sogute Idee, dass du fast unsere Konzession verloren hättest! Und jetzt haben sie uns auf dem Kieker! Wenn du das nächste Mal deine Saufkumpane und diese Flittchen nach der Sperrstunde reinlässt, wirst du nicht mehr mit einer Verwarnung davonkommen! Und? Was willst du jetzt machen?»
«Ich überlege mir was», sagte mein Papa.
Kapitel 20
A m nächsten Morgen putzte ich. Ich musste etwas tun, um mich davon abzulenken, dass Cheryl und Karen kommen. Schon beim Aufwachen musste ich daran denken. Es war das gleiche Gefühl wie früher immer an Weihnachten, wenn man weiß, dass es endlich so weit ist und alle Geschenke nur darauf warten, ausgepackt zu werden. Aber da Cheryl und Karen erst nachmittags kommen würden, musste ich die Zeit bis dahin rumkriegen.
Ich hasse Putzen. Ich bin zwar nicht schmutzig, aber ich mache nicht viel Dreck und muss es daher nicht oft tun. Nachdem meine Mama nicht mehr aus dem Bett konnte, musste ich ständig putzen. Sie wollte fast jeden Tag, dass ich staubsauge, obwohl ich der Einzige im Haus war. Ich versuchte ihr zu erklären, dass es nicht so oft gemacht werden muss, aber das wollte sie nicht hören. Schließlich stellte ich einfach den Staubsauger an und ließ ihn laufen, während ich Fernsehen guckte oder so. Die Teppiche werden davon sowieso nur abgenutzt.
Aber an diesem Morgen war es etwas anderes. Ich wollte für Cheryl und Karen alles picobello haben, und als ich erst einmal angefangen hatte, konnte ich nicht mehr aufhören. Ich saugte das Wohnzimmer, dann sah ich die Krümel undFlusen auf dem Sofa und schüttelte die Kissen auf. Darunter lag noch das Video vom vergangenen Abend. Ich legte es schnell außer Sichtweite in die Anrichte. Ich wollte nicht, dass Cheryl es findet. Bei dem Gedanken lief mir ein Schauer über den Rücken. Dann hatte ich einen anderen schrecklichen Gedanken. Es hätte mich nicht überrascht, wenn der Zeitungshändler mir absichtlich den falschen Film gegeben hat. Und wenn er mir bei dem einen den falschen reingetan hatte, war in der anderen Hülle vielleicht auch nicht das Richtige. Um das zu überprüfen, legte ich das Bambi-Video ein, bereit, es sofort anzuhalten, wenn Menschen zu sehen waren, die sich auszogen. Doch der Film begann ganz normal mit der Szene, wo sich alle Tiere zu Bambis Geburt versammeln.
Ich wollte die Kissen gerade wieder aufs Sofa legen, als ich etwas Glänzendes sah, das in der Ritze zwischen Lehne und Sitzfläche klemmte. Es war ein Fünfzig-Pence-Stück. Ich fragte mich, was wohl noch dort drinnen steckt, und tastete das Sofa der Länge nach mit einer Hand ab. Es ist echt erstaunlich, was alles in die Ritze eines Sofas geraten kann. Ich fand die Hand einer Spielpuppe, die ich vor Jahren verloren hatte, alte Stecknadeln, ein Zwanzig-Pence-Stück und sogar einen halben Riegel Twix, der ganz klebrig und mit Staub überzogen war.
Nachdem ich damit fertig war, war der Teppich wieder dreckig, sodass ich nochmal saugen musste. Dann saugte ich den oberen Flur und sogar die Treppe. Eigentlich hatte ich die Küche auslassen wollen, doch als ich unten angelangt war, legte ich sofort los. Zuerst machte ich den Abwasch, dann putzte ich den Herd. Das meiste schwarze Zeug vom Feuer ging ziemlich leicht ab, und nachdem ich das ganzefettige Wasser aufgewischt hatte, sah er gar nicht mehr so schlimm aus. Als Nächstes nahm ich mir die Schankstube vor. Am vergangenen Tag hatte ich gesehen, wie staubig es dort war, und jetzt konnte ich nicht glauben, wie dick die Schicht auf den ganzen Flaschen und so war. Um nicht wieder doppelt saugen zu müssen, wartete ich dieses Mal damit, bis ich alles abgestaubt hatte, und tat dann das Gleiche im Gesellschaftsraum.
Nachdem ich fertig und alles sauber war, wünschte ich, ich hätte schon öfter geputzt. Als ich die Fenster aufmachte, um zu lüften, bauschten sich die Vorhänge auf. Im hellen Sonnenlicht war der Pub kaum wiederzuerkennen und sah echt freundlich aus. Da ich noch keine Lust hatte aufzuhören, machte ich den Haupteingang auf und ging raus.
Die ganze Zeit bemerkt man nicht, wie schmutzig alles ist, bis es einem plötzlich ins Auge fällt. Ich stellte mich auf die Straße, betrachtete den Pub und schämte mich. Das Schild über der Tür war total ausgeblichen. Der Bär war mittlerweile nicht mehr weiß, sondern genauso schmutzig gelb wie der Himmel auf dem Bild. Aber er war immer noch lange nicht braun. Außerdem blätterte die Farbe von den
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