Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tiere

Tiere

Titel: Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
Vom Netzwerk:
Fensterrahmen ab, und die Mauern waren dreckig. Als ich mit einem Finger über die Ziegel strich, war er danach schwarz. Es gab einen sauberen blauen Streifen, wo man die eigentliche Farbe unter der Schmutzschicht erkennen konnte, und da ich dachte, dass es keinen Sinn macht, nur das Innere, aber nicht das Äußere zu putzen, holte ich den Schlauch aus dem Keller.
    Nachdem ich ihn an den Küchenhahn angeschlossen hatte, zog ich ihn durch die Eingangstür und begann, die Mauer abzuspritzen. Ich musste sofort wieder aufhören, denn ichhatte vergessen, die Fenster zuzumachen. Doch nachdem ich das getan hatte, war es großartig. Sobald der Strahl auf die Mauern traf, wurde der Dreck abgespült, sodass man sehen konnte, welche Farbe sie eigentlich haben. Es war, als würde man mit einem Lasergewehr schießen. Ich kam mit dem Strahl bis hoch ans Dach, und das Wasser spritzte in alle Richtungen und erzeugte so einen feinen Nebel, der wie ein Regenbogen leuchtete. Das schmutzige Wasser strömte hinab auf den Gehweg, von dem ich es auch wegspritzte. Der Geruch des Wassers auf den warmen Ziegeln und dem Beton erinnerte mich an Wasserpistolen und Sommerferien, sodass ich den Schlauch gar nicht mehr abdrehen wollte, selbst als die ganze Fassade des Pubs total nass war und glänzte, als wäre sie frisch lackiert worden.
    Nachdem ich das Wasser abgestellt hatte, kam es mir total still vor. Man konnte nur noch überall Wasser laufen und tropfen hören. Aber der Pub sah wunderbar aus. Die Ziegel waren wieder hellblau geworden und funkelten in der Sonne. Ihr Anblick wäre eine reine Freude, hat mein Papa immer gesagt. Mir gefielen sie immer noch, obwohl sie daran schuld waren, dass wir den Pub nicht verkaufen konnten.
    Das war jedenfalls beim zweiten Mal so gewesen. Als wir ihn zum ersten Mal verkaufen wollten, weil die Fabriken geschlossen wurden und wir kaum noch Gäste hatten, wollte ihn niemand haben.
    Aber nachdem mein Papa starb, bekam meine Mama einen Brief von einer großen Firma, die den Pub kaufen wollte, um auf dem Grundstück zu bauen. Meine Mama war total aufgeregt und besorgte sich sogar schon Broschüren von Maklern, um sich eine neue Wohnung zu suchen. Sie warecht glücklich. Erst sah es so aus, als würde sich alles klären, doch dann tauchten Leute von der Gemeinde oder so auf und sagten, sie wollen versuchen, den Pub unter Schutz zu stellen, weil die Ziegel an der Fassade alt und ungewöhnlich sind. Viktorianisch oder so. Ich habe keine Ahnung, unter welchen Schutz sie ihn stellen wollten oder was das bringen sollte, aber es bedeutete, dass man ihn nicht abreißen durfte. Und nur aus diesem Grund wollte ihn die große Firma kaufen. Meine Mama wurde wütend und sagte, es wäre ihr Pub und sie könnte damit machen, was sie will. Aber die Sache zog sich so lange hin, bis die große Firma schließlich genug hatte und ein paar Meilen weiter ein anderes Grundstück kaufte. Mittlerweile haben sie dort ein riesiges Einkaufszentrum gebaut. Manchmal gehe ich daran vorbei. Auf dem Parkplatz stehen jedes Mal haufenweise funkelnde Autos, denn es ist immer brechend voll.
    Der Pub wurde nie unter Schutz gestellt, aber die Ziegel sehen noch gut aus, und ich war froh, dass ich sie sauber gemacht hatte. Da ich danach richtig Hunger hatte, wollte ich mich mit einem Spiegeleisandwich belohnen. Um das Spiegelei besonders würzig zu machen, löste ich ein bisschen Maggi im heißen Fett auf, wie es mein Papa immer gemacht hat, und ging dann mit dem Teller hoch, damit ich Fernsehen gucken konnte. Erst oben wurde mir klar, wie spät es war, und da hätte ich mich treten können, denn ich hatte den Anfang von
Captain Scarlet
verpasst.
    Captain Scarlet
ist okay, aber nicht so gut wie
Thunderbirds
. Die Serie wäre echt spannender, wenn man nicht wüsste, dass er unverwundbar ist. Er wird immer wieder lebendig, egal, was ihm passiert. Er kann in die Luft gejagt oder erschossen und überfahren waren, aber es tut ihm nieweh. Und trotzdem schafft er es manchmal nicht, die Mysteronen – das sind die Bösen aus dem All – davon abzuhalten, was sie machen. Manchmal wünscht man sich, dass jemand auf ihn schießt und er aufschreit und alles vollblutet wie ein normaler Mensch, nur damit er nicht mehr so ein Angeber ist. Außerdem würde er sich dann vielleicht ein bisschen mehr ins Zeug legen.
    Diese Folge war ganz gut, auch wenn sie damit endete, dass er mitsamt einer Ölraffinerie in die Luft gejagt wird. Da es danach nichts Besonderes mehr gab,

Weitere Kostenlose Bücher