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Tiere

Tiere

Titel: Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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gaben mir Geschenke. Außer Roland Wesley, der hatte nur eine Karte mitgebracht. Niemand sprach. Wir saßen um den Tisch im Wohnzimmer und konnten Ashley Hüpfer am anderen Ende riechen. Jeder tat so, als würde er es nicht bemerken, aber der Gestank war ganz schlimm. Meine Mama hatte Sandwiches mit Corned Beef gemacht, und als sie die dem indischen Jungen anbot, lächelte er die ganze Zeit und schüttelte den Kopf. Er sagte etwas, aber wir verstanden nicht, worauf er hinauswollte, und als meine Mama ein bisschen sauer wurde, weil sie es nicht mochte, wenn jemand Sachen ablehnte, die sie gemacht hatte, begann er zu weinen. Später erfuhren wir, dass er kein Rindfleisch essen durfte, weil das gegen seine Religion war.
    Aber Roland Wesley sprang für ihn ein. Er verschlang die meisten Sandwiches und machte sich danach über Kuchen und Kekse her. Doch dann begann er plötzlich zu würgen und fiel vom Stuhl. Als Nächstes zappelte er mit total blauem Gesicht auf dem Boden herum und schlug mit den Füßen auf einen Teller Kekse ein. Er war Epileptiker, aber das wussten wir nicht, und meine Mama rief schließlich einen Krankenwagen für ihn. Als er kam, hatte Roland Wesley aufgehört zu zappeln, aber sie nahmen ihn trotzdem mit.
    Das war das Ende der Party. Ich war froh, denn es hatte überhaupt keinen Spaß gemacht. Ich war nur total verlegen gewesen und hatte nicht gewusst, worüber ich reden soll. Und jetzt, als ich Cheryl und Karen und Pete durch den Pub führte, war es wieder genauso.
    «Das ist die Schankstube», sagte ich und Pete meinte: «Schön und gut, aber willst du uns nicht die Bar zeigen?»
    Karen meinte: «Pete!», und er grinste und sagte: «War nur Spaß.»
    Ich wollte ihnen den Gesellschaftsraum zeigen, aber dann schaute Pete in die Ecke der Schankstube und meinte: «Super! Du hast Kegelbillard!»
    Zuerst dachte ich, er macht einen Witz, aber dann ging er zu dem Tisch, und ich sah, was er meinte. «Was für ’n Billard?», meinte Cheryl. «Ich dachte, das wäre bloß ein komischer Pooltisch.»
    «Pool?», meinte Pete. «Was glaubst du wohl, warum diese ganzen Kegel dastehen?», und Karen sagte: «Damit die Frauen etwas zu tun haben, während ihre Freunde spielen.»
    Ich hatte keine Ahnung, was sie meinte, aber es muss wohl unanständig gewesen sein, denn Cheryl meinte: «Karen!» Sie klang irgendwie schockiert, aber auch so, als würde es ihr gefallen. Und Pete lachte wieder mit seiner dämlichen Lache. Dann nahm er einen Kegel und steckte ihn verkehrt herum in eines der Löcher, und die drei bogen sich vor Lachen. Ich stand nur lächelnd da, und nach einer Weile sagte Pete: «Was soll ich sagen, hä? Manche Leute kann man nirgendwohin mitnehmen», und stellte den Kegel wieder an seinen Platz. «Na los, kriegt euch wieder ein», sagte er. «Ihr beiden seit echt eine Schande.»
    «Ach, musst du gerade sagen», meinte Karen.
    «Wir können später eine Partie spielen», sagte Pete und nahm ein Queue. «Du bist bestimmt ein echter Meister», sagte er zu mir. «Ich wette, du machst die ganze Zeit nichts anderes, oder?»
    Ich wünschte, ich hätte ja sagen können, denn das hätte total gut ausgesehen. Aber nachdem ich einmal fast den Stoffbelag aufgerissen hätte, wollte mein Papa mich nicht mehr an den Tisch lassen, und seitdem habe ich nicht mehr gerne gespielt. Ich schüttelte nur den Kopf.
    «Nur nicht so bescheiden, Tiger», sagte Pete mit einem Zwinkern zu Cheryl und Karen. Ich wünschte, er würde das nicht tun. Dann schaute er sich um und zischte: «Egal, wo ist die Jukebox?»
    «Ja, machen wir Musik an», sagte Karen. Es war mir wirklich peinlich. «Es gibt keine», sagte ich. «Mein Papa mochte so was nicht.»
    «Ein Pub ohne Jukebox?», meinte Pete und tat so, als wäre er schockiert. «Das ist ja wie ein Pub ohne Bier.» Er grinste Cheryl und Karen an. «Apropos Bier, hast du noch welches am Hahn?»
    «Sei nicht unverschämt», sagte Cheryl, doch er meinte: «Ich bin nicht unverschämt. Ich frage nur. Ich habe ja nicht gesagt, dass ich eins will, oder?», und Karen meinte: «Das möchte ich mal erleben, dass du keins willst», und er lachte.
    «Es gibt sowieso keins mehr», sagte ich.
    «Was, echt nicht?», meinte er, und ich sagte: «Nein.»
    «Und Kurze?», fragte er, und Cheryl zischte: «Pete!», aber dieses Mal ging er nicht darauf ein. Man merkte, dass er es ernst meint.
    «Kurze gibt es auch nicht mehr», sagte ich. Er begann mir das Gefühl zu geben, ich hätte etwas falsch

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