Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tiere

Tiere

Titel: Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
Vom Netzwerk:
dann: «Willst du noch einen Rapido?»
    Die Idee kam mir total gut vor. Einfach die Party wieder ankurbeln und so. Sie sah mich an und meinte: «Okay», und erst in dem Moment fiel mir ein, dass ich gar nicht genau wusste, wie man ihn macht. Ich hatte keine Ahnung, wie viel ich einschenken oder wie hart ich das Glas auf den Tisch knallen muss oder so. Und eigentlich wollte ich keinen mehr.
    Aber jetzt hatte ich sie gefragt und konnte nicht nur einen für sie und keinen für mich machen. Da in meinem Glas noch etwas war, zwang ich mich, es auszutrinken, doch schon nach einem Schluck musste ich würgen. Mir wurde ganz kalt, ich musste einen Moment still sitzen. «Alles in Ordnung?», fragte Cheryl. Es freute mich, dass sie sich Sorgen macht, aber ich wollte nicht, dass sie denkt, mir wäre wegen der Rapidos schlecht oder so. Besonders weil sie mehr getrunken hatte als ich. Deshalb sagte ich bloß, dass alles in Ordnung ist, und stand auf, wobei ich beinahe umgekippt wäre.
    Ich dachte, mir würde wirklich übel werden. Mir war ganz heiß und kalt, ich schwitzte und musste mich auf die Lehne des Sofas setzen. Am liebsten hätte ich gesagt, dass ich keinen Rapido mehr will, aber ich traute mich nicht, den Mund aufzumachen. Dann kicherte Cheryl und sagte: «Bist du ein bisschen besoffen?», und ich schluckte und sagte: «Nein, alles in Ordnung», und stand wieder auf, aber etwas vorsichtiger diesmal. Ich setzte mich auf Petes Platz auf dem Sofa, und Cheryl gab mir ihr Glas. Ich hätte es beinahe fallen gelassen, denn als sie sich vorbeugte, konnte ich ihre Brüste sehen, jedenfalls einen großen Teil von ihnen. Ich schaute wieder weg und versuchte mich zu erinnern, ob Pete zuerst den Tequila oder die Limonade ins Glas geschüttet hatte. Ichwusste nicht, ob es einen Unterschied macht, aber vielleicht war es wichtig. Wie bei diesen Damengetränken, wo man blaues und rotes Zeug in ein Glas tut und beides sich nicht vermischt.
    Schließlich nahm ich zuerst den Tequila, weil ich ja etwas tun musste und nicht wollte, dass Cheryl denkt, ich habe keine Ahnung. Ich schenkte sicherhaltshalber eine ordentliche Portion ein, tat dann etwas Limonade dazu, bedeckte das Glas mit einer Hand und knallte es auf den Tisch. Ich hatte Angst, dass es kaputtgeht oder nicht richtig funktioniert, aber es sprudelte genauso wie bei Pete. «Oh, du bist ja ein echter Profi», meinte Cheryl, was mich total freute. Ich sagte: «Auf ex», und sie lachte und trank das Glas in einem Zug aus. Dann verzog sie das Gesicht und sagte: «Gott, wieviel Tequila war denn dadrin?» Aber sie grinste, und ich wusste, dass es ihr gefallen hatte. «Ein bisschen», sagte ich, und sie sagte: «Ja, und ein bisschen mehr», und wir lachten beide. Ich hoffte, dass ich drum herumkommen würde, noch einen zu trinken, aber Cheryl meinte: «Na los, jetzt bist du dran.»
    «Ich habe noch», sagte ich, aber sie meinte: «Das ist ungerecht. Du kannst nicht nur mir einen geben.» Dann legte sie eine Hand vor den Mund und kicherte. Ich wusste nicht, was sie daran lustig fand, aber ich grinste trotzdem. Obwohl ich nicht glaubte, dass ich noch einen Rapido vertragen würde. Aber da Cheryl mich beobachtete, hielt ich wie als Kind, wenn man etwas essen musste, was man nicht mochte, die Luft an und trank mein Glas ganz schnell aus. Danach war mir echt übel, und Cheryl sagte: «Na los, du liegst immer noch einen zurück.» Ich hätte fast gesagt, dass ich nicht mehr kann, aber ich wollte mich nicht blamierenund dachte, ich könnte es vielleicht geschickt anstellen. Ich drehte mich so, dass Cheryl nicht sehen konnte, was ich mache, und schenkte kaum Tequila in mein Glas. Es sprudelte trotzdem, und Cheryl meinte: «Auf ex», und jubelte, als ich es in einem Zug austrank. Ich fragte sie, ob sie noch einen will, aber sie sagte nein, grinste dann und meinte: «Du willst mich betrunken machen, oder? Ich weiß, was du vorhast.»
    «Nein, will ich nicht», protestierte ich. «Ehrlich!» Ich wollte nicht, dass sie das denkt. Aber sie sagte: «Schon in Ordnung, war nur Spaß.» Dann lachte sie und sagte: «Ich bin sowieso schon besoffen. Und du?»
    Ich wusste es nicht. Da ich noch nie betrunken war, konnte ich es nicht genau sagen. Es gefiel mir nicht, dass ich betrunken sein könnte, doch Cheryl schien es egal zu sein, und abgesehen davon, dass ich mich ein bisschen komisch fühlte, hatte ich total gute Laune. «Ein bisschen», sagte ich, und sie meinte: «Eher ein bisschen mehr», und mit einem

Weitere Kostenlose Bücher