Tiere
noch meins», und er meinte: «Willst du das hier für dich und Cheryl haben?»
«Nein!», sagte ich, und er: «Was ist dann dein Problem? Ihr beide nehmt deins, und ich und Karen nehmen dieses, okay?»
So hatte ich es nicht gemeint, und das wusste er genau! «Das war das Zimmer meiner Eltern!», sagte ich, aber er meinte nur: «Ja, ich weiß, das hast du schon gesagt.» Dann grinste er und sagte: «Keine Angst, wir machen schon nichts kaputt», und ging raus. Ich folgte ihm, denn er durfte das Zimmer oder das Bett von meiner Mama und meinem Papa nicht nehmen, er durfte einfach nicht! Doch er ging schnurstracks zurück ins Wohnzimmer und machte die Tür zu.
Ich blieb im Flur stehen. Ich hörte, wie Cheryl und Karen über etwas lachten, was Pete gesagt hatte, und dachte, ich würde explodieren. Und ehe ich etwas dagegen tun konnte, rief ich: «Du Scheißkerl!»
Ich konnte nicht glauben, dass ich das gesagt hatte. Ich hatte so ein Wort noch nie benutzt. Niemals. Ich wurde ganz starr und wartete darauf, dass etwas Schlimmes passiert. Aber nichts geschah. Da sie im Wohnzimmer die ganze Zeit lachten und redeten, hatten sie mich wohl nicht einmal gehört. Es war, als hätte ich gar nichts gesagt. Eine Weile stand ich noch dort im Flur, dann ging ich nach unten.
Der Biergarten wirkte verlassen und komisch. Überallstanden leere Gläser und Tassen und so weiter rum, aber niemand war dort. Ein dicker grüner Brummer war in einer der Flaschen gefangen. Ich schüttelte sie. Der Brummer landete mit dem Rücken in dem Bierrest am Boden. Ich kam mir gemein vor, denn er hatte mir nichts getan und konnte zu allem nichts dazu. Als ich die Flasche auf dem Boden auskippte, war der Brummer total nass und hatte die Beine zusammengerollt. Ich versuchte, ihn aus der Bierlache zu stupsen. Er zappelte umher, brummte leise und sah total traurig aus. Da nahm ich die Flasche und zerquetschte ihn.
Ich wurde wieder ganz traurig. Die Sonne war immer noch total heiß und grell, und mir verschwamm alles vor den Augen. Ich setzte mich auf den Stuhl, auf dem Cheryl gesessen hatte. Er war richtig warm, und wenn ich daran dachte, dass ihre nackten Beine ihn berührt hatten, wurde mir ganz anders. Ich musste daran denken, wie Karen mir ihre Bräune – und praktisch alles andere – gezeigt hatte, und dann wusste ich auf einmal nicht mehr, warum ich eigentlich traurig war. Ich nahm die Gläser und ging wieder nach oben.
Pete lag vor dem Videorecorder auf dem Boden. «Dafür, dass du den Film nicht gesehen hast, muss er verdammt weit zurückgespult werden», meinte er. Er stand auf und setzte sich neben Karen. «Hast du keine Fernbedienung?» Ich sagte nein und stellte die Gläser auf den Couchtisch. Karen schaute sie an und meinte: «Igitt, daraus trinke ich nicht, die sind schmutzig! Außerdem wissen wir nicht, wer welches gehabt hat.»
Das war mir echt peinlich, denn sie hatte recht. Ich hätte die Gläser wenigstens schnell ausspülen können. Ich hatte keine Ahnung, was ich mir dabei gedacht hatte, sie soschmutzig hochzubringen. «Ja, nehmen wir ein paar saubere», sagte Pete. «Das ist ein Pub hier, du musst Unmengen an Gläsern haben.»
Haben wir auch, aber ich hatte langsam genug davon, ständig rauf- und runterzulaufen. Meine Mama hatte unsere besten Gläser – die, die wir selbst benutzten – in der Anrichte aufbewahrt. Als ich vier davon rausnahm, meinte Pete: «Oh, die guten Gläser.» Da ich immer noch ein bisschen sauer auf ihn war, sagte ich: «Es sind die besten, also sei vorsichtig mit ihnen.» Aber er grinste nur und sagte: «Er meint dich, Cheryl, weil du seine Teekanne kaputt gemacht hast.»
Ich hatte aber gar nicht Cheryl gemeint. Ich hatte bis zu diesem Moment nicht einmal mehr an die Teekanne gedacht. Cheryl sagte: «Bitte …», als wollte sie nicht daran erinnert werden. Ich auch nicht, aber das war Pete wahrscheinlich egal. Er war so damit beschäftigt, Rapido zu machen, dass er nicht sah, wie ich eine Grimasse schnitt.
Als ich mich umdrehte, sah ich, dass Cheryl mich beobachtete. Sie grinste, und ich grinste zurück. Das war ein echt gutes Gefühl. Als würde sie auf meiner Seite stehen.
Den nächsten Rapido trank ich wie die anderen in einem Zug aus. Erst als ich fertig war, wurde mir klar, dass ich gar keinen mehr gewollt hatte. Für einen Augenblick dachte ich, mir wird schwindlig oder übel oder so. Aber dann ging es vorbei, und ich fühlte mich ein bisschen benommen, aber ganz in Ordnung.
«Okay, dann
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