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Tiere

Tiere

Titel: Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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nichts erzählen. Nicht einmal Cheryl.
    «Und dann?», fragte sie, und ich sagte: «Das war’s.» Siesah ein bisschen enttäuscht aus und meinte dann: «Hat dein Vater danach mit den geschlossenen Veranstaltungen aufgehört?»
    «Ihm war klar, dass er sie nicht mehr im Pub machen konnte», sagte ich. Das war nicht gelogen.
    «Und was ist mit den Stripperinnen? Hat er die noch auftreten lassen?»
    «Noch eine Weile», sagte ich.
    «Wolltest du echt nie zuschauen?», fragte sie. Ich zuckte nur mit den Schultern. «Warum hast du es dann nicht getan? Deine Mama hätte es doch nie erfahren, wenn du mal hingeguckt hättest.» Sie schaute mich an und grinste. «Du hast doch mal hingeguckt, oder?»
    Mein Gesicht glühte. «Nur manchmal. Wenn ich nicht rechtzeitig rauskam», sagte ich.
    Cheryl starrte mich immer noch an. Ich konnte sie nicht angucken. «Erzähl mir, was sie gemacht haben», sagte sie.
    «Was meinst du?», fragte ich, und sie sagte: «Die Stripperinnen. Was haben sie gemacht?»
    «Sich einfach ausgezogen und solche Sachen», sagte ich.
    «Was für Sachen?», fragte sie. Sie lächelte und saß jetzt so nah, dass ihr Bein mich berührte. «Unanständige Sachen», sagte ich. «Tanzen.» Ich dachte nicht mehr darüber nach, was ich sagte. Ich fühlte mich total komisch.
    «Hat es dir gefallen?», fragte sie. Mir wurde wieder schwindlig. Ich wollte nein sagen, aber stattdessen nickte ich. In mir kribbelte alles, so als wenn man an der höchsten Stelle einer Achterbahn ist und weiß, dass man gleich den Berg runterrauscht und der Magen oben bleibt. Sie nahm meine Hand und zog sie an sich. Dann legte sie sie auf eine ihrer Brüste und drückte sie. «Gefällt dir das?», fragte sie.
    «Ja», sagte ich.
    «Du zitterst», sagte sie, und ich entschuldigte mich: «Tut mir leid», und wollte die Hand wegziehen. Aber sie meinte: «Schon gut», und legte sie wieder zurück. «Ich wette, du hast noch nie eine Frau geküsst, oder?», fragte sie, und ich nickte. «Würdest du es gerne tun?», fragte sie, und ich nickte wieder. Als sie sich zu mir beugte, konnte ich ihr genau in den Ausschnitt gucken, und dann war ihr Gesicht direkt vor meinem, und sie küsste mich.
    Ihre Lippen fühlten sich total hart und rau an und nicht weich, wie man es erwarten würde. Ich dachte, sie würde die Lippen zulassen, doch ehe ich wusste, was geschah, steckte sie mir ihre Zunge in den Mund. Ich war ein bisschen überrascht, denn ich hatte nicht gewusst, dass man das machte, aber es fühlte sich nicht eklig an oder so. Sie wackelte die ganze Zeit mit ihrer Zunge herum, und ich war mir nicht sicher, ob ich meine zur Seite schieben soll oder so. Eine Weile versuchte ich es, dann gab ich auf. Durch die Drinks und den Lippenstift und weil sie sich übergeben hatte, schmeckte ihr Mund total süß. Sie roch nach Parfüm und ein bisschen nach Schweiß, aber trotzdem gut, und ich dachte die ganze Zeit:
Ich küsse Cheryl, ich küsse Cheryl.
Meine Hand lag immer noch auf ihrer Brust und hatte sich ein bisschen verkrampft, weil Cheryl sich so weit nach vorne gebeugt hatte, aber ich wollte sie nicht wegnehmen. Als ich meine Augen aufmachte, war ihr Gesicht so nah, dass mir schwindlig wurde, und ich machte sie schnell wieder zu. Dann spürte ich ihre Hand auf meinem Bein, ziemlich weit oben, und sie streichelte mich irgendwie. Ich öffnete wieder die Augen, und sie machte jetzt auch ihre auf, rückte mit ihrem Kopf ein Stückchen zurück und fragte: «Sind Karen und Pete indeinem Zimmer?» – «Nein», sagte ich, und sie nahm meine Hand, stand auf und sagte: «Dann komm.»
    Es war wie in einem Traum. Ich ging mit ihr aus dem Wohnzimmer und auf den Flur. Ohne die Sonne war es kälter, und aus dem Schlafzimmer meiner Eltern kamen komische Geräusche, so eine Art Stöhnen und Quieken. «Das kann es nicht sein», meinte Cheryl lächelnd und ging zur Tür meines Zimmers, und mit einem Mal wurde mir klar, was gleich passieren würde.
    «Komm», sagte Cheryl und zog an meiner Hand, und ich machte einen Schritt nach vorn und dann noch einen. In dem Moment klopfte es unten an der Tür.

Kapitel 27
    I ch fühlte mich, als hätte ich eine kalte Dusche abgekriegt. «Was war das?», meinte Cheryl. «Die Tür», sagte ich. «Wer ist das?», fragte sie. «Keine Ahnung», sagte ich. Wir standen da, und dann klopfte es wieder.
Bong bong.
    «Willst du gucken, wer es ist?», fragte Cheryl. Sie schwankte ein bisschen, als könnte sie nicht mehr gerade stehen. Mir ging es

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