Tierische Lust: Erotische Stories (German Edition)
Kälte durchhalten sollte, wollte ich mir lieber nicht so genau ausmalen. Ich wagte gar nicht weiter daran zu denken, denn alleine schon bei dem Gedanken daran bekam ich Schüttelfrost.
Schon nach wenigen Blicken war mir klar, dass die Dorfbewohner nur das zurückgelassen hatten, was sperrig war und sie bei ihrer Flucht behindert hätte. Bettgestelle, Tische und Schränke standen zwar noch an ihrem Platz, doch ansonsten hatten sie so gut wie alles mitgenommen. Selbst das vierte Haus, in das ich schaute, verließ ich mit leeren Händen. Leise zog ich die Tür hinter mir zu und ließ den Riegel zurück in seine Ausgangsposition schnappen. Enttäuscht und mit sinkendem Mut drehte mich um, um mich dem nächsten Haus zuzuwenden.
Peng!
Etwas sauste ein paar Zentimeter vor meinem Gesicht vorbei und knallte in die Steinwand neben mir. Mit lautem Scheppern und Klirren landete ein dünner metallener Speer direkt vor meinen Füßen.
»Großer Gott!«, schrie ich auf. Dieser Ausruf hatte nichts mit einem Gebet zu tun, sondern war Ausdruck meines Entsetzens. »Bitte habt Erbarmen!«, rief ich flehend, bevor ich sah, wer mich angegriffen hatte. Vor mir stand eine sehr kleine, gebückte alte Frau. Ihre langen, wirren grauen Haare wurden von einem verblichenen braunen Stück Stoff zusammengehalten, und irgendwie passte das zu dem derben, an vielen Stellen geflickten Kleid, das sie trug. Ihre kleinen Hände hielten immer noch krampfhaft die Armbrust umklammert, mit der sie die Harpune abgeschossen hatte. Was da angeflogen gekommen war, hatte ich nämlich erst für einen Speer gehalten, doch es war eine Harpune.
»Oh, du kannst ja sprechen!«, meinte sie überrascht und richtete sich ein wenig auf. Mit leicht schräg gelegtem Kopf musterte sie mich, so als ob sie mit einem Auge besser sehen konnte als mit dem anderen. »Was hast du hier zu suchen? Wieso stöberst du in den Sachen der Menschen herum, wenn du keiner von ihnen bist?«
Langsam und sehr vorsichtig ließ ich meine Hände sinken. »Keiner von … wem?« Noch immer raste mein Herz wie wild von dem wahnsinnigen Schrecken, den sie mir eingejagt hatte, doch immerhin war sie jetzt unbewaffnet. So ohne weiteres konnte sie nicht noch einmal schießen. Sie musterte mich lange mit einem entgeisterten Blick, so als hätte sie es mit einem Irren zu tun, bis sie schließlich herausbrachte: »
Was
bist du?« Ich deutete in die Richtung, aus der ich gekommen war. »Ich bin vom Kloster und im Augenblick ganz alleine dort. Die anderen Mönche sind alle für längere Zeit unterwegs, und ich brauche dringend warme Kleidung, was zu essen und etwas Feuerholz.«
»Ach ja, interessant. Und woher haben die Mönche diese Dinge denn normalerweise her?«
»Aus der Stadt hinten im Tal. Sie verkauften dafür dort Sachen aus der Klostermanufaktur«, brachte ich heraus, immer noch zitternd. »Aber da kann ich nicht hingehen.« Sie runzelte voller Skepsis die Stirn, und ich war bereits halb entschieden, mich umzudrehen und einfach zu gehen. Sie konnte mir eigentlich jetzt nur noch wenig anhaben, da sie ihre einzige gefährliche Waffe schon abgefeuert hatte, doch dann seufzte ich ein wenig resigniert. »Ich bin eigentlich kein Mönch«, erklärte ich, »ich habe dort Zuflucht gesucht.«
»Ah, ein Gesetzloser also«, krächzte sie und warf dabei demonstrativ einen Blick an mir vorbei auf das Haus hinter mir. »Das erklärt sofort, warum du hier plünderst.«
»Ich bin kein Dieb!«
»Warum musstest du dann im Kloster Zuflucht suchen, Gesetzloser? Wegen einem Mord?« Sie packte die Armbrust jetzt so, als wollte sie mich damit schlagen. »Oder war es Vergewaltigung?«
Oh nein, bitte so was nicht. Doch wenn es für mich in dieser Situation noch irgendwas zu retten gab, dann wäre es in jedem Falle besser, die alte Frau würde mir helfen, anstatt mit einer inzwischen wieder gespannten Armbrust hinter mir herzuschleichen. Also trat ich die Flucht nach vorn an.
»Nein, nein und nochmals nein!«, gab ich aufgeregt zurück. »Ich hatte einfach Pech gehabt. War zur falschen Zeit am falschen Ort.«
Eine ihrer Augenbrauen hob sich fragend. »Am falschen Ort?«
Ich seufzte resigniert. »Ja, im Bett des Sohns des Generalleutnants.« Beide ihrer Augenbrauen sprangen erstaunt nach oben. »Und die falsche Zeit?«
»Der Moment, als der Generalleutnant ins Zimmer seines Sohnes trat. Er schwor mich umzubringen, und ich entschied mich, ihm das zu glauben.« Ich zuckte mit den Schultern. »Nun, ich habe es bislang
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