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Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Titel: Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Geschichte der Alten, die Brunetti so faszinierte, sondern die Geschichte des modernen Italien, die Brunetti zwar auch nicht losließ, aber nur insofern, als sie ihn an den Rand der Verzweiflung brachte.
    Die Ankunft an der Haltestelle San Silvestro riss ihn aus seinen Betrachtungen über die Parallelen zwischen dem Italien von vor zweitausend Jahren und dem von heute. Minuten später schloss er die Haustür auf und ging die Treppe hoch. Von Absatz zu Absatz schienen die Brioches in seinem Bauch leichter zu werden, und als er seine Wohnung betrat, war er sicher, dass er alles verbrannt hatte und dem, was vom Mittagessen übrig sein mochte, Gerechtigkeit widerfahren lassen konnte.
    Als er in die Küche kam, saßen seine Kinder am Tisch, das Essen stand unberührt vor ihnen. Paola stellte gerade einen Teller Tagliatelle mit Jakobsmuscheln an seinen Platz. Auf dem Weg zurück zum Herd sagte sie: »Ich war heute spät dran; musste noch mit einem Studenten sprechen. Also haben wir beschlossen, auf dich zu warten.« Und als wolle sie ihn nicht auf die Idee bringen, sie habe übersinnliche Kräfte, fügte sie hinzu: »Ich hab dich reinkommen hören.«
    Er gab beiden Kindern einen Kuss aufs Haar, und als er Platz nahm, fragte Raffi: »Kennst du dich mit dem Krieg in Südtirol aus?« Auf Brunettis erstaunte Miene hin erklärte er: »Ich meine, im Ersten Weltkrieg.«
    »Bei dir hört sich das an, als wäre es so lange her wie der Krieg gegen Karthago«, sagte Brunetti lächelnd; er faltete seine Serviette auseinander und legte sie sich auf den Schoß. »Vergiss nicht, dass dein Urgroßvater in diesem Krieg gekämpft hat.«
    Raffi schwieg, die Ellbogen auf dem Tisch und das Kinn auf die gefalteten Hände gestützt, eine Geste, die er von seiner Mutter übernommen hatte. Brunetti sah zu Chiara hinüber, die mit im Schoß gefalteten Händen dasaß: Wie lange hatte es gebraucht, bis sie so sittsam waren?
    Paola kam an den Tisch zurück, stellte ihren eigenen Teller ab und setzte sich. »Buon appetito«, sagte sie und griff nach der Gabel.
    Normalerweise war dies der Startschuss für Raffi, mit einem Tempo, das seine Eltern immer noch verblüffte, den ersten Gang zu verputzen. Heute jedoch ignorierte er sein Essen und sagte: »Davon hast du mir nie etwas gesagt.«
    Brunetti hatte die Geschichte seines Großvaters wiederholt erzählt, seine Kinder aber nur damit gelangweilt. »Nun, er war dabei«, bemerkte er kurz angebunden und wickelte Nudeln auf seine Gabel.
    »Er hat da oben gekämpft?«, fragte Raffi. »In Südtirol?«
    »Ja. Vier Jahre lang. Er war praktisch bei allen Gefechten dabei, außer, soweit ich weiß, als er mit einer Verwundung ins Lazarett nach Vittorio Veneto musste.«
    »Er wurde nicht nach Hause geschickt?«, fragte Chiara.
    Brunetti schüttelte den Kopf. »Man hat Verwundete nicht nach Hause geschickt, damit sie sich erholen konnten.«
    »Warum?«, fragte sie, die Gabel knapp über ihrem Teller.
    »Weil man wusste, dass sie nicht zurückkommen würden«, sagte Brunetti.
    »Warum?«, wiederholte sie.
    »Weil sie wussten, dass sie sterben würden.« Bevor sie einwenden konnte, dass ihr Urgroßvater überlebt haben musste, wenn sie hier am Tisch saßen, erklärte Brunetti: »Die meisten von ihnen sind gestorben; zu Hunderttausenden, daher wussten sie, dass sie ziemlich schlechte Karten hatten.«
    »Wie viele sind gestorben?«, fragte Raffi.
    Brunetti las selten etwas über moderne Geschichte, und wenn er sich mit italienischer Geschichte beschäftigte, bevorzugte er Übersetzungen von Büchern in anderen Sprachen, so wenig vertraute er darauf, dass die italienischen Darstellungen nicht von politischen oder historischen Loyalitätszwängen beeinflusst waren. »Die genaue Zahl weiß ich nicht. Aber es waren mehr als eine halbe Million.« Er legte die Gabel hin und nahm einen Schluck Wein, und dann noch einen.
    »Eine halbe Million?« Chiara war fassungslos. Dazu gab es nichts zu sagen, sie konnte nur wiederholen: »Eine halbe Million.«
    »Ich vermute sogar, es waren noch mehr. Vielleicht sechshunderttausend, aber das hängt davon ab, was man liest.« Brunetti nahm noch einen Schluck und stellte sein Glas ab. »Dazu kommen natürlich noch die zivilen Opfer.«
    »Jesus steh mir bei«, murmelte Raffi.
    Paola sah ihn scharf an, aber allen war klar, dass Bestürzung, nicht Blasphemie, ihn zu dieser Bemerkung veranlasst hatte.
    »Das ist x-mal Venedig«, flüsterte Raffi schockiert.
    Brunetti, bemüht um Klarheit auch in

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