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Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Titel: Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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aufmerksam zu machen.
    »Nun, dann an die Arbeit«, sagte Patta in dem Ton, den er anschlug, wenn er die dynamische Führungskraft markieren wollte.
    Langjährige Erfahrung hatte Brunetti gelehrt, diesem Ton mit besonderer Unterwürfigkeit zu begegnen. »Sì, Dottore«, sagte er und erhob sich.
    Unten saß Vianello an seinem Tisch. Er las nicht, er sprach nicht mit seinen Kollegen, er telefonierte nicht. Er saß nur da, reglos und stumm, und starrte vor sich hin. Als Brunetti in den Bereitschaftsraum kam, warfen die anderen ihm nervöse Blicke zu, fast als fürchteten sie, Vianello habe etwas Schlimmes angestellt, und er werde ihn jetzt abführen.
    Brunetti blieb vor Masieros Schreibtisch stehen und erkundigte sich, ob er mit den Autoeinbrüchen im Parkhaus am Piazzale Roma weitergekommen sei. Der Polizist berichtete ihm, vorige Nacht seien dort drei Überwachungskameras zerstört und sechs Autos aufgebrochen worden.
    Obwohl er mit dem Fall nichts zu tun hatte, fragte Brunetti den Kollegen weiter danach aus und sprach dabei lauter als gewöhnlich. Während Masiero seine Theorie vortrug, nach der die Diebstähle auf das Konto von jemandem gingen, der dort arbeitete, vielleicht aber auch von jemandem, der dort sein Auto parkte, sah Brunetti unauffällig zu Vianello hin, der sich weiterhin nicht rührte.
    Brunetti wollte gerade anregen, die Kameras besser zu tarnen, als Vianello endlich aufstand und zu ihm kam. »Ja, ein Kaffee wäre jetzt nicht schlecht.«
    Ohne ein weiteres Wort an Masiero zu richten, verließ Brunetti den Bereitschaftsraum und das Gebäude und ging mit Vianello an den Fondamenta entlang zu der Bar an der Brücke. Beide hatten nicht viel zu sagen, auch wenn Vianello düster bemerkte, man sollte vielleicht den Dienstplan der Leute überprüfen, die in dem Parkhaus arbeiteten. Wenn das nichts bringe, fuhr er fort, könnte man sich im Computer ansehen, welche Kunden in den fraglichen Nächten mit ihren Dauerkarten dort ein- oder ausgeparkt hätten.
    In der Bar blieben sie am Tresen stehen und studierten, im Hunger vereint, die tramezzini. Bambola fragte nach ihren Wünschen. Brunetti bat um eins mit Tomate und Ei und eins mit Tomate und Mozzarella. Vianello nahm das Gleiche. Beide entschieden sich für Weißwein und trugen ihre Gläser an den hintersten Tisch.
    Sekunden später brachte Bambola ihnen die tramezzini. Vianello trank einen großen Schluck; Brunetti ebenfalls, dann hob er sein Glas, zeigte auf Vianellos und nickte Bambola zu.
    Der Commissario griff wahllos nach einem tramezzino. Der Hunger ließ ihn nicht lang fackeln. Weniger Mayonnaise als bei Sergio üblich, befand Brunetti nach dem ersten Bissen. Umso besser. Er trank aus und gab das Glas Bambola, der neben ihnen wartete.
    »Nun?«, fragte Brunetti, als der Barmann mit den leeren Gläsern abgezogen war.
    »Was hat Patta gesagt?«, fragte Vianello und musste grinsen, als er Brunettis Miene sah. »Alvise hat dich reingehen sehen.«
    »Er hat gesagt, ich soll weitermachen, ohne sich genauer darüber auszulassen. Ich werde mich wohl auf die Borelli konzentrieren.«
    »Kam mir nicht so vor, als ob eine Frau dort gern arbeiten würde«, sprach Vianello aus, was Brunetti und Patta auch schon bemerkt hatten, wobei es sich allerdings aus seinem Mund weniger anstößig anhörte. Dann die verblüffende Feststellung: »Mein Großvater war Bauer.«
    »Ich dachte, er hat in Venedig gelebt«, sagte Brunetti. Das eine schloss das andere aus.
    »Erst als er schon fast zwanzig war. Er ist kurz vor dem Ersten Weltkrieg hierhergekommen. Der Vater meiner Mutter. Seine Familie auf einem Bauernhof im Friaul war am Verhungern, also haben sie den Jungen zum Arbeiten in die Stadt geschickt. Aber aufgewachsen ist er auf dem Hof. Ich weiß noch, wie er mir früher davon erzählte, wie das war, unter einem padrone zu arbeiten. Der Besitzer des Hofs kam jeden Tag auf seinem Pferd angeritten und hat die Eier gezählt oder die Hühner, ob sie auch ja genug gelegt hatten.« Vianello sah aus dem Fenster der Bar nach den Leuten, die über die Brücke gingen. »Stell dir das mal vor: Dem Kerl gehörten die meisten Höfe in der Gegend, und ihm fiel nichts Besseres ein, als Eier zu zählen.« Er schüttelte den Kopf. »Er hat mir erzählt, manchmal blieb ihnen nur, etwas von der Milch abzuzweigen, die am nächsten Tag abgeholt wurde.«
    In Erinnerungen versunken, stellte Vianello sein Glas auf den Tisch, ans Essen dachte er nicht mehr. »Er hat mir erzählt, ein Onkel von ihm

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