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Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Titel: Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Signorina Borelli zum Fenster und wieder zurück.
    »Und das war alles?«, fragte er.
    Ihre Reaktion auf die Idee, einen Anwalt mitzubringen, hatte er sich nur ausgemalt; jetzt aber sah er mit eigenen Augen, wie sie über die richtige Antwort nachzudenken begann. Sie wollte ihn hinhalten, um sich in Ruhe zurechtzulegen, was oder wie viel sie zugeben konnte, auch wenn sie auf diese Frage nicht unvorbereitet war.
    Schließlich setzte sie ein frivoles Grinsen auf und meinte achselzuckend: »Na ja, eigentlich nicht. Wir hatten ein paarmal Sex, aber das war nichts Ernstes.«
    »Wo?«, fragte Brunetti.
    »Wo was?«, fragte sie aufrichtig verwirrt.
    »Wo hatten Sie Sex?«
    »Ein paarmal bei ihm, also in der Wohnung über seiner Klinik, und in der Umkleide des macello .« Dann fiel ihr noch ein: »Und einmal in meinem Büro.« Sie neigte ihr Köpfchen zur Seite, um zu zeigen, dass sie der Frage die gebührende Aufmerksamkeit widmete. »Ich glaube, das ist alles.«
    »Wie lange ging diese Affäre?«, fragte Brunetti.
    Ihrem Blick war nicht zu entnehmen, ob sie wirklich überrascht war oder nur so tat. »Oh, es war keine Affäre, Commissario. Nur Sex.«
    »Verstehe.« Brunetti nahm das hin. »Wie lange ging das?«
    »Angefangen hat es ein paar Monate nachdem er ins Schlachthaus gekommen ist, aufgehört hat es vor ungefähr drei Monaten.«
    »Aus welchem Grund hat es aufgehört?«, fragte Brunetti.
    Die Frage, vielleicht auch die Antwort, war ihr offenbar gleichgültig. »Es hat keinen Spaß mehr gemacht«, sagte sie. »Für mich war das bloß etwas, das uns beiden nützlich sein könnte, aber plötzlich fing er an, von uns als Paar zu reden.« Sie schüttelte den Kopf. »Als ob er vergessen hätte, dass er eine Frau und ein Kind hat.«
    »Sie hatten das nicht vergessen, Signorina?«, fragte er.
    »Natürlich nicht«, erwiderte sie hitzig. »Deswegen sind verheiratete Männer ja so praktisch: Da weiß man, dass jede Seite jederzeit Schluss machen kann, ohne dass es weh tut.«
    »Aber er hat das nicht so gesehen?«
    »Anscheinend.«
    »Was wollte er?«
    »Keine Ahnung. Sowie er anfing, von einer gemeinsamen Zukunft zu reden, habe ich Schluss gemacht. Finito. Basta. « Sie plusterte sich auf wie ein Huhn, das wütend sein Gefieder spreizt. »Das hätte mir noch gefehlt.«
    »Sie meinen, dass er Ihnen den Hof macht?«, fragte Brunetti.
    »Alles. Nennen Sie es, wie Sie wollen. Ich hatte keine Lust, mir sein Gejammer anzuhören, dass er Schuldgefühle hat, weil er seine Frau betrügt. Und ich wollte abends ausgehen können, ohne dass mein Begleiter sich ständig nach allen Seiten umblickt, als ob er was verbrochen hätte«, schimpfte sie. Brunetti hatte keinen Zweifel, dass ihre Empörung echt war, wenn auch die Gründe dafür woanders liegen mochten.
    »Oder Sie«, sagte Brunetti.
    Sie stutzte. Und ihre Frage kam dann deutlich zu spät: »Wie meinen Sie das?«
    Brunetti fuhr ungerührt fort: »Sie sagten, eine seiner Aufgaben im macello sei es gewesen, die eingelieferten Tiere daraufhin zu untersuchen, ob sie zum Schlachten geeignet sind.«
    »Ja«, sagte sie, verblüfft von seinem Themawechsel.
    »Seit Dottor Nava als Tierarzt im macello angefangen hat, ist die Zahl der Tiere, die für ungeeignet erklärt wurden, sprunghaft angestiegen.« Er wartete vergeblich, dass sie das bestätigte, und sagte in ihr Schweigen hinein: »Bevor Dottor Nava für die Untersuchung der Tiere verantwortlich war, lag die Ablehnungsquote – wenn ich das so nennen darf – bei drei Prozent, aber kaum hatte er die Stelle angetreten, stieg diese Quote auf das Dreifache, dann auf das Vierfache und mehr.«
    Brunetti beobachtete ihre Reaktion: Sie ließ sich nichts anmerken. »Haben Sie eine Erklärung dafür, Signorina?«
    Sie presste die Lippen zusammen, als dächte sie ernsthaft nach, und sagte schließlich: »Ich denke, das sollten Sie Bianchi fragen.«
    »Sie haben von dieser Steigerung nichts gewusst?«, fragte er in gespielter Überraschung.
    »Selbstverständlich habe ich davon gewusst«, sagte sie, ohne ihre Befriedigung darüber verbergen zu können, dass sie ihn korrigieren konnte. »Aber ich wusste und weiß bis heute nicht den Grund dafür.«
    »Haben Sie mal darüber nachgedacht?«, fragte Brunetti in der Annahme, dass jemand in ihrer Position in die Ursachenforschung einbezogen wäre.
    Nach einiger Zeit fing sie an: »Ich sage das nur ungern«, sagte dann aber nichts.
    »Was?«, fragte Brunetti.
    Es fiel ihr vermeintlich schwer, aber dann

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