Tiffamy Duo Band 29
hin, aber wenn wir die Pferde auch noch verloren hätten ..." Justine schwieg erschüttert.
„Haben wir einige von den Jährlingen verkauft?" wagte Kendra endlich zu fragen, obwohl sie sich vor der Antwort fürchtete.
„Sechs Stück, bevor das Feuer ausbrach."
„Nicht schlecht." Kendra seufzte dankbar, bevor ein Hustenanfall sie schüttelte. Als er vorüber war, fragte sie: „Was ist mit den anderen? Gibt es eine zweite Auktion? Wir haben doch Verträge mit den anderen Züchtern."
Justine schüttelte traurig den Kopf. „Nein, sie haben ihre Verträge gebrochen. Sie wollten ihre Pferde nicht hierlassen. Wir könnten sie verklagen, aber es wird nichts nützen. Wäre ich einer der Züchter, ich würde meine Pferde ,Westwind' auch nicht anvertrauen." Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Das Gute daran ist, dass der Sheriff jetzt endlich etwas unternehmen wird. Nicht einmal er kann weiterhin behaupten, dass alles nur Zufall war. Er wird einen Experten herschicken, der untersuchen soll, ob es sich um Brandstiftung handelt. Vielleicht findet er etwas heraus, so dass wir endlich in der Lage sind, Durant etwas anzuhängen."
Kendra hob ruckartig den Kopf. Ihr war nicht ganz klar, welche Absichten Justine hegte. Falls sie wirklich wusste, dass sie mit Raymond im Stall gewesen war, als das Feuer ausbrach, behielt sie es jedenfalls für sich. Schlimmer noch, sie verdächtigte Raymond!
Doch er war für den Brand nicht verantwortlich. Er hatte den Stall nicht angezündet! Sie biss sich auf die Lippen, um einen Schrei der Erleichterung zu unterdrücken. Er konnte den Stall nicht angezündet haben, ohne dass sie es gemerkt hätte. Endlich, endlich hatte sie den Beweis, dass er unschuldig war.
Sie konnte ihm vertrauen, sie konnte ihm endlich vertrauen! „Jessie", begann sie und wäre vor Freude am liebsten aus dem Bett gesprungen. Doch Justine wechselte das Thema. „Wie fühlst du dich jetzt?" fragte sie.
„Als ob ich den Rauch von sieben Tonnen brennendem Heu inhaliert hätte", sagte Kendra verärgert, schlug dann aber einen versöhnlicheren Ton an. „Jessie, wir müssen miteinander sprechen, über Raymond ..."
„Jetzt nicht." Justine war damit beschäftigt, die Flaschen und Cremetöpfe auf Kendras Frisierkommode zu ordnen. „Befehl vom Doktor: keine Aufregung. Du hast zwar vierzehn Stunden geschlafen, doch er hat angeordnet, dass du noch eine Weile im Bett bleiben sollst."
„Ich will aber nicht!" Jetzt wurde Kendra wirklich ärgerlich. Sie schlug die Decke zurück und schwang die Beine über die Bettkante. Zum ersten mal konnte sie eindeutig bestätigen, dass Raymond Durant nicht für „Westwinds" Schwierigkeiten verantwortlich war, und das wollte sie laut und deutlich der Welt mitteilen — auch wenn es bedeutete, etwas zuzugeben, was sie lieber verschwiegen hätte. „Mir ist es gleich, was der Doktor angeordnet hat", meinte sie hitzig. „Ich möchte dir etwas sagen, und du wirst mir zuhören! Raymond ..."
„Mir ist deine Gesundheit nicht gleichgültig", erwiderte Justine ärgerlich. „Der Doktor sagte, dass du ein paar Tage Ruhe brauchst, um dich zu erholen. Daher werden wir erst später darüber sprechen."
„Justine!"
Justine nahm die Schüssel und ging zur Tür. „Versuch zu schlafen."
„Nein!"
Überrascht blieb Justine stehen. „Was tust du da?" fragte sie ängstlich.
„Wenn du nicht bleibst und mir zuhörst, werde ich hinter dir herrennen, um mit dir zu reden. So einfach ist das. Außerdem . . ." Sie beendete den Satz nicht, sondern ging mit weichen Knien zum Kleiderschrank und holte ein paar saubere Jeans heraus. „Außerdem gibt es da noch etwas, was ich unbedingt tun muss."
„Heute? Du bist letzte Nacht knapp dem Tod entronnen!"
„Wäre das nicht der Fall gewesen, könnte ich jetzt nicht hier herum rennen." Kendra musste jedoch ihre Kraft überschätzt haben, denn ein Schwächeanfall warf sie zurück aufs Bett. „Raymond ist letzte Nacht mit mir zusammengewesen", gestand sie leise. Justine sah sie nachdenklich an. „Ich weiß. Ich weiß nur nicht, wie er das angestellt hat."
Kendra hielt verkrampft ihre Jeans an sich gepresst. „Es hat sich so ergeben."
„Es muss ihm irgendwie gelungen sein, den Stall anzuzünden und sich so ein Alibi zu verschaffen. Wenn du nicht so schnell zur Stelle gewesen wärst, hätten wir jetzt kein Gestüt mehr!"
Kendra erhob sich mühsam vom Bett und hielt sich leicht schwankend am Nachtisch fest.
„Ich bin nicht nur schnell zur Stelle gewesen,
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