Tiffamy Duo Band 29
klang plötzlich hart und schroff. Kendra blickte bei diesen Worten verständnislos auf ihn herab. „Du hattest die Chance, nein zu sagen. Doch dein Körper hat sein Recht gefordert. Es ist doch eigenartig", sinnierte Raymond. „Wann fängst du endlich an, auf deinen eigenen Körper zu hören?"
Kendra schüttelte abweisend den Kopf. „Riechst du nichts?" fragte sie plötzlich. „Ich glaube ... ich glaube, irgend etwas brennt."
Raymond kam jetzt ebenfalls hoch. „Vielleicht dein Gewissen?"
„Raymond. Lassen wir das!" Mit zitternden Fingern griff Kendra nach ihren Jeans. Es kam ihr vor, als ob der brenzlige Geruch stärker wurde. Als sie sich völlig angezogen hatte, ging sie hinüber zu den Boxen und sah sich sorgfältig um.
„Musst du schon wieder Detektiv spielen?" fragte er abfällig.
Kendra warf ihm einen kurzen Blick zu. „Irgend etwas brennt. Ich rieche Rauch!"
„Ich weiß nicht. . ." Raymond stutzte. „Du hast recht. Es muss irgendwo brennen." Im Nu war er auf den Beinen. Nackt, mitspielenden Muskeln schien seine Kraft noch offensichtlicher zu sein. Eigenartiger Weise flößte ihr diese Kraft ein sehr beruhigendes Gefühl ein. Er drückte ihr den Rest der Kleidung in die Hand und schob sie in Richtung Stalltür. „Du ziehst dich besser an, es sei denn, du möchtest die Leute da draußen in Verlegenheit bringen. Wir müssen nämlich hier raus", sagte er mit gefährlich leiser Stimme.
Kendra schüttelte abwehrend den Kopf. „Nein, nein ... du verstehst nicht!" Raymond packte sie so fest am Arm, dass sie leise aufschrie. „Ich verstehe nur, dass es hier irgendwo brennt und dass ein Pferdestall nicht gerade ein sicherer Ort ist, wenn man bereits Rauch riecht. Geh weiter, Kendra!"
Doch Kendra riss sich von ihm los. „Nein! ,Windsong' . . . ,Windy Dawn' . . ."
„Nein, Menschen sind wichtiger", erwiderte Raymond scharf.
„Wir haben doch noch Zeit", entgegnete sie, während sie sich hastig im Stall umblickte. „Keine Flammen. Ich sehe noch kein Feuer. Die Pferde, Raymond, wir dürfen sie nicht verlieren. Das wäre das Ende. Es wäre ..." Kendra beendete ihren Satz nicht, sondern lief an den Boxen entlang und riss die Türen auf. „Öffne die Stalltür!" rief sie Raymond zu. „Lass die Pferde raus!"
★
Die Pferde stampften mit den Hufen und schnaubten nervös. Als sie in aller Hast aus ihren Boxen gezogen wurden. „Windy Dawn" wieherte leise und wollte den Kopf an Kendras Schulter reiben. Kendra aber gab dem Pferd in ihrer Verzweiflung einen so kräftigen Schlag in die Weichen, dass es verschreckt zur Stalltür trottete.
Raymond ließ das Pferd vorbei, dann rannte er in den Stall zurück, um Kendra an ihrem Vorhaben zu hindern. Er packte sie so hart am Arm, dass sie fast das Gleichgewicht verloren hätte. „Dieser Stall", sagte er langsam aber deutlich, „ist ein Pulverfass. Holz, Heu, Hafer.
Wir müssen hier raus!" Er ließ sie einen Augenblick los, damit sie ihre Bluse, die zu Boden gefallen war, aufheben konnte. Er selbst zog hastig seine Jeans an.
Kendra war unfähig, seinen Gedankengängen zu folgen. Dann endlich verstand sie Raymond. Der ganze erste Stock des Gebäudes war mit Heu gefüllt. Da man nur den Geruch von Rauch wahrnahm, musste das Feuer oben ausgebrochen sein. Die Katastrophe war nicht mehr aufzuhalten.
Mit zitternden Fingern versuchte sie, ihre Bluse zuzuknöpfen, aber es gelang ihr nicht. Daher stopfte sie sie halboffen in die Jeans. Zeit, dachte sie verzweifelt, wir brauchen Zeit! Lange würde es nicht mehr dauern, bis das Dach einstürzte. Es roch jetzt stärker nach Rauch, die Luft wurde dünner. Auch die Pferde witterten die Gefahr. Sie waren jetzt unruhig, und einige von ihnen keilten bereits in den Boxen wild vor Angst mit den Hufen aus. Kendra bewegte sich wie in Trance. Mechanisch rannte sie von Box zu Box und riss die Türen auf. Es war nicht mehr nötig, die Pferde anzufeuern, ihren Stall zu verlassen. Kaum waren die Türen offen, stürmten sie in irrsinniger Furcht hinaus, um ins rettende Freie zu gelangen.
Raymond hatte Kendra inzwischen eingeholt und umklammerte ihre Schultern. Er öffnete den Mund, um ihr etwas zuzurufen, doch sie wehrte ihn ab.
„Lass mich!" warnte sie ihn. „Versuch ja nicht, mich an meiner Arbeit zu hindern. Ich habe jetzt keine Zeit für Diskussionen. Ich werde den Stall erst verlassen, wenn das letzte Pferd befreit ist."
Raymond erkannte, dass es ihr voller Ernst war. Ein Funke der Bewunderung glomm in seinen Augen auf,
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