Tiffamy Duo Band 29
ich bin die ganze Zeit im Stall gewesen. Sonst hätten wir alle Pferde verloren."
Kendra zog gefährlich die Augen zusammen. „Über mein Motiv möchte ich nicht reden. Aber wenn Raymond nicht dort gewesen wäre, hätten wir mehr als zwei Pferde verloren."
„Warum ergreifst du plötzlich für die andere Seite Partei?" fragte Justine. „Wie oft muss ich dich noch daran erinnern, dass er der einzige ist, der ein Motiv und die Mittel hat, um uns zu ruinieren. Ich glaube, es wird allmählich Zeit, dass du dir diese Jugendliebe aus dem Herzen reißt. Er ist..."
„Unschuldig. Ich kann es beweisen!"
Ein unangenehmes Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Einen Augenblick hatte es den Anschein, als ob Justine ihrer Schwester glauben würde. Doch dann fragte sie unnachgiebig: „Wie kommst du darauf?"
Kendra hatte plötzlich einen ganz trockenen Mund. Wie sollte sie es Justine erklären? „Raymond war . . . bei mir . . . die ganze Zeit. Ich sah, wie er gestern Nachmittag auf der Ranch ankam. Er konnte also nicht verschwinden, ohne dass ich es bemerkt hätte", erklärte sie Kendra matt. „Außerdem hat er mir geholfen, die Pferde ins Freie zu bringen."
Justine war immer noch skeptisch. „Was bedeutet das schon? Er hat höchstwahrscheinlich versucht, uns Sand in die Augen zu streuen. Offenbar war er . . ." Plötzlich brach sie ab. Ungläubig flüsterte sie: „Du warst im Stall mit ihm? Die ganze Zeit? Willst du damit sagen . . . Sei bitte still, Kendra, ich weiß auch so, was passiert ist. Wie konntest du nur? Ich habe mich schon die ganze Zeit gefragt, welchen Grund es für seine Anwesenheit im Stall geben könnte. Kendra, er hat dich als Alibi benutzt!"
Kendra wich instinktiv zurück, zwang sich aber zur Ruhe. Das konnte nicht wahr sein. Er war unschuldig. Sie atmete einmal tief durch und sah ihre Schwester mutig an.
„Du hast zu viel Phantasie. So etwas Gemeines würde Raymond niemals tun." Justine ließ sich sichtlich verwirrt in den Schaukelstuhl fallen. „Das darf doch nicht wahr sein. Wer es auch war, der gesagt hat, dass Liebe blind macht, er muss dabei an dich gedacht haben. Kommt es dir eigentlich gar nicht in den Sinn, dass ich vielleicht recht habe? Du musst doch zugeben, dass er jetzt ein phantastisches Alibi hat." Kendra streifte das Nachthemd ab und versuchte mit zitternden Händen, die Jeans anzuziehen. „Tatsache ist, dass er kein Alibi braucht. Aber irgend jemand anders, der heute am frühen Nachmittag hier war."
„Wovon sprichst du eigentlich?"
Kendra gelang es, hinüber zur Kommode zu kommen und eine Schublade aufzuziehen. „Wer den Stall angezündet hat, der war gestern Nachmittag bereits hier und hat uns bei den Vorarbeiten geholfen. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer."
Justine wurde blass. „Das würde bedeuten, dass es ein Freund war oder ein Arbeiter. Oder jemand von uns. Ich weiß, dass du Durant in Schutz nimmst, weißt du aber auch, was du da gerade ausgesprochen hast, Kendra?"
„Ja, das weiß ich", erwiderte Kendra. „Und mein Verdacht ist nicht unbegründet. Während ich mich gestern umzog, hörte ich jemanden draußen auf dem Gang. Höchstwahrscheinlich suchte er nach den Schlüsseln."
Justine sah sie fragend an. „Nach den Schlüsseln?"
„Ich rede von deinen Schlüsseln im Schreibtisch, mit denen man sämtliche Türen der Ranch öffnen kann."
„Kendra", sagte Justine langsam. „Ich glaube, du hast den Verstand verloren."
„Tatsächlich? Und wie erklärst du dir die Unordnung in deinem Büro? Ich habe die Schlüssel gestern Nachmittag gesucht. Als ich sie nicht finden konnte, habe ich den Inhalt der Schublade auf dem Sofa ausgeleert. Und als ich zum Stall zurückkehrte, sah ich einen Schatten am Fenster des alten Büros. Das Feuer ist dort oben ausgebrochen, Jessie, auf dem Heuboden. Ich habe den Rauch schon gerochen, lange bevor ich die Flammen sah. Und ..." Als Kendra Justines entsetzte Miene sah, sprach sie ihren Satz nicht zu Ende, sondern fragte statt dessen: „Was ist denn jetzt schon wieder?"
„Die Schublade im Büro war nicht auf dem Sofa ausgeleert, Kendra."
„Dann muss jemand gekommen sein, um die Spuren zu beseitigen. Waren die Schlüssel nach dem Feuer wieder in der Schublade?"
Justine zwang sich aus dem Schaukelstuhl. „Ich weiß es nicht. Ich war vor Sorge außer mir, als Durant dich aus dem Stall zog. Ich dachte, du seist tot. Aber die Schlüssel lagen heute morgen im Schreibtisch. Ich brauchte sie, um den Futterraum
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