Tiffamy Duo Band 29
erwarten hätte. Als er sich aber wieder neben sie setzte und eine Dose Bier aus der Tasche zog, war sie doch überrascht, akzeptierte das Bier und beobachtete ihn vorsichtig dabei, wie er seine eigene Dose öffnete. Sie wollte ihn unterbrechen, ihn davon abhalten, etwas zu sagen, was ihren Träumen neue Nahrung geben könnte — und doch brannte sie darauf zu erfahren, was er als nächstes sagen würde.
„Nach reiflicher Überlegung jedoch", nahm Raymond das Gespräch wieder auf, „bin ich zu dem Entschluss gekommen, einen neuen Versuch zu wagen. Ich kann dir nicht beweisen, dass ich es nicht bin, der ,Westwind' sabotiert, aber ich kann dir beweisen, dass ich nicht der rücksichtslose Bösewicht bin, für den mich jeder hält."
„Raymond, bitte nicht." Kendra wurde plötzlich von Furcht ergriffen. Sie wollte nicht, dass er ihr etwas berichtete. Ihretwegen musste er es nicht tun.
Aber er ignorierte ihren Einwand. „Die Gerüchte über mich begannen, als ich mich weigerte, in den kleinen Verhältnissen zu bleiben, in denen ich aufgewachsen war. Das ist alles. Ich gebe zu, dass ich leicht jähzornig werde, aber ich warte, bis man mich provoziert. Marcia hat mich eines anderen Mannes wegen verlassen."
Kendra krümmte sich innerlich, ließ sich aber nichts anmerken. Sich diese Geschichte zweimal an einem einzigen Tag anhören zu müssen, das war ein bisschen hart.
„Es war eine dieser Ehen, die nicht hätten geschlossen werden dürfen", fuhr Raymond fort. „Ich bin auf einer Ranch aufgewachsen, und die Mädchen in der Stadt haben deshalb ein bisschen auf mich herabgesehen. Nur Marcia nicht. Sie war zwar kein Mädchen aus der Stadt, aber sie war reich. Und es machte ihr nichts aus, dass ich es nicht war. Sie hatte ein paar unerklärliche Gründe, mich zu heiraten, aber ich war ja auch nicht anders. Wir hätten uns am Ende die Hände schütteln und uns unsere Fehler eingestehen sollen, aber so haben wir es nicht gemacht. Es gab meistens Kämpfe. Unsere Ehe bekam einen bitteren Geschmack. Sie erzählte mir, dass sie mich geheiratet hatte, eben weil ich ein Bauer war und sie ihren Vater mit diesem Entschluss treffen wollte. Dann verließ sie mich und ging zu einem anderen. Ich war verletzt und in meiner Eitelkeit getroffen. Bei der Scheidung kämpfte ich mit allen Mitteln, die mir zu Verfügung standen. Ich gewann und verlor doch. Die Öffentlichkeit bekam Wind davon, und wir füllten für einige Zeit die Klatschspalten. Ich verlor das Sorgerecht für Roy, gewann aber in finanzieller Hinsicht. Da die Ranch in Morenci mein Eigentum war — ich hatte sie nach unserer Hochzeit gekauft — und wir keine Gütertrennung vereinbart hatten, hätte ich Marcia ausbezahlen müssen. Aber mein Rechtsanwalt fand einen anderen Weg. Der Besitz wurde nicht aufgeteilt, sondern Marcia blieb Mitinhaberin und wurde zur Vizepräsidentin gemacht. Ich muss ihr zwar noch immer die Hälfte des Einkommens aus der Ranch geben, aber sie muss hart dafür arbeiten. Und als Managerin muss sie dort leben, es sei denn, sie gibt alles an mich zurück. Schlimmer hätte ich mich nicht rächen können. Denn ihr neuer Freund ist Anwalt hier in Scottsdale. Eine Kanzlei in Morenci wäre für ihn nicht lukrativ, und Marcia kann hier nicht leben, es sei denn, sie gibt die Ranch auf."
Raymond machte eine Pause, um einen Schluck Bier zu nehmen. Er hatte fast mechanisch und ohne Gefühl gesprochen, aber Kendra wusste, dass Absicht dahinter steckte. Sie wollte ihm etwas Tröstliches sagen, etwas, was den Erinnerungen den Stachel nahm. Am liebsten hätte sie ihm über die Stirn gestrichen. Statt dessen hielt sie die Hände zwischen den Knien zu Fäusten geballt. Was konnte sie ihm sagen?
Dass sie Marcia gesprochen hatte? Das es dieser leid tat? Dass sie vermutete, dass er Marcia noch immer liebte? Dass sie ihn wieder verlieren würde? Das beklemmende Gefühl, das sie früher schon verspürt hatte, kam wieder in ihr hoch und schnürte ihr die Kehle zu. Sie wagte es nicht, die Hand nach ihm auszustrecken, um dann zurückgewiesen zu werden.
„Das war meine Rache, und ich muss gestehen, dass ich es nicht bereue", sprach Raymond noch immer, und Kendra hörte wortlos zu. „Natürlich wurde deswegen über mich geredet, wie du sicherlich weißt, und in gewisser Hinsicht habe ich es auch verdient. Ich war wütend und unnachgiebig in dieser Sache. Die Frau, der ich vertraute, hatte mich betrogen und zum Gespött gemacht. Aus dieser Zeit stammt mein schlechter Ruf.
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