Tiffamy Duo Band 29
und Justine, vermute ich."
„Du warst in unserem Haus? In der Küche?"
Raymond entfernte sich ein paar Schritte, um trockene Zweige zu sammeln. „Vielleicht habe ich auch nur durchs Fenster gesehen. Hier, fang!" Instinktiv streckte Kendra die Arme aus und fing das Holz auf, das er ihr zugeworfen hatte.
„Dort in der Mulde ist ein guter Platz, um ein Feuer zu machen", meinte Raymond. Klang es nicht etwas zu amüsiert? Kendra warf ihm einen schnellen Blick zu, doch er hatte sich bereits wieder umgedreht.
„Du kannst das Holz ja schon anzünden, während ich noch mehr hole." Mit diesen Worten war er wieder im Dunkeln verschwunden.
Das Feuer brannte bereits kräftig, als Raymond zurückkam und noch mehr Holz in die Flammen warf. Dann ließ er sich nieder.
Kendra zog misstrauisch die Augen zusammen. Was hatte er vor? Was sollte das alles bedeuten?
Raymond hob den Kopf und blickte sie halb ärgerlich, halb lächelnd an: „Du musst etwas gegen dein Misstrauen unternehmen."
„Erst wenn ich weiß, was du in der Küche bei Justine gemacht hast. Dann vielleicht. . . werde ich darüber nachdenken."
Raymond stocherte mit einem Stock im Feuer herum, zog ihn dann wieder heraus, um die glühende Spitze zu betrachten. „Ich habe ihr gesagt, dass sie nicht mit dem Essen auf dich warten solle, weil du mit mir essen würdest."
Kendra war zu überrascht, um sofort darauf zu reagieren. Dann aber flüsterte sie:
„Hast du den Verstand verloren?" Raymond antwortete nicht sogleich. Das hätte ihr zu denken geben sollen. Bevor sie gewahr wurde, was er beabsichtigte, hatte er den Stock ins Feuer geworfen und nach ihrer Hand gefasst.
„Das ist keine Neuverfilmung von Romeo und Julia", begann er. „Wie auch immer, du reagierst übertrieben. Was hast du von Justine erwartet? Dass sie mich erschießt?"
„Etwas in dieser Richtung", murmelte Kendra. Dann setzte sie sich etwas bequemer hin. „Sie hat dir also gesagt, wo du mich und ihre Zuchtstute findest?"
„Sie sagte mir, dass sie nicht genau wüsste, wo du wärst. Du hättest nach einer geheimnisvollen Fahrt mit dem Auto dein Pferd gesattelt und wärst in Richtung Norden geritten."
„Was der Wahrheit entspricht."
„Ich glaube, ihre Liebe zu dir ist größer als der Hass gegen mich", erklärte Raymond.
„Was sagst du da?"
„Ich hatte den Eindruck, dass sie sich Sorgen um dich macht, weil du dich in letzter Zeit so eigenartig benimmst, und dass sie alles versuchen würde, damit du damit aufhörst. Daher hat sie mir gegenüber auch nachgegeben, als ich wissen wollte, wo du bist."
„Weil ich mich in letzter Zeit so eigenartig benehme?" wiederholte Kendra.
„Nervös und gereizt", erklärte er.
„Das hat sie gesagt? Das ist nicht wahr!" rief sie empört aus. Doch der Ärger verschwand in der warmen Sommernacht schnell wieder. Raymond fasste ihr unter das Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. Sofort spürte Kendra, wie eine heiße Welle der Erregung ihren Körper durchflutete.
„Kendra", begann Raymond sanft. „Hast du Justine die Zigarettenschachtel gezeigt?"
„Ich ..." Abrupt befreite sie sich aus seinem Griff. Sie durfte den Rest ihrer Widerstandskraft nicht verlieren und musste sich gegen seine Berührung wehren. Daher blickte sie zur Seite. „Nein", antwortete sie und sah in den Mond, der bereits aufgegangen war.
„Kein Wunder."
„Was ist kein Wunder?" fragte sie erstaunt. „Kein Wunder, dass du in letzter Zeit nervös und gereizt bist. Du hast dich nicht sehr verändert, nicht wahr?" fuhr Raymond leise fort. „Du bist immer noch . . . das unschuldige Mädchen. Es fällt mir schwer, mir immer wieder einzureden, dass es nur Berechnung ist. Diese naive Ehrlichkeit, dieser süße Ernst..." Er sprach den Satz nicht zu Ende und wandte sich von ihr ab.
„Ich glaube, Lug und Betrug sind dir fremd. Es würde mich nicht überraschen, dass das Unterschlagen der Zigarettenpackung die erste unehrliche Tat in deinem Leben ist. Warum hast du das getan?"
★
Kendra versuchte, wieder auf die Füße zu kommen. Sie hatte zwar eine Antwort dafür, aber eine Antwort, die Raymond nicht wissen sollte. Doch Raymond hielt sie fest und ergriff wieder ihr Handgelenk. Er schien zu ahnen, dass er jetzt nicht mehr viel Kraft anwenden musste.
Kendra hasste sich dafür, dass er eine solche Macht über sie hatte.
„Warum, Kendra?" wiederholte er mit leiser Stimme. „Ich möchte es wissen."
„Du kannst nicht alles haben, was du möchtest", gelang es ihr zu antworten.
Weitere Kostenlose Bücher