Tiffamy Duo Band 29
den Rücken bohrte.
„Ich will es für den Boss", fuhr er fort.
„Wir können es ihm ja geben."
„Das ist jetzt zu spät. Sie hätten früher nach Hause kommen müssen, um es ihm zu sagen. Jetzt ist es zu spät."
„Warum?"
„Weil ihre Schwester den Sheriff eingeschaltet hat. Ich muss der Sache ein Ende machen."
Kendra wollte ihm sagen, dass er verrückt sei. Doch sie wagte es nicht. Er war verrückt. Sie musste ihre Taktik ändern. „Du liebst ihn sehr, nicht wahr?" fragte sie vorsichtig. „Raymond, meine ich."
„Ich glaube, ja."
„Es wird ihn umbringen, wenn du mich tötest, das weißt du. Er liebt mich." Kendra zweifelte an ihren eigenen Worten, aber mit ein bisschen Glück konnte sie Stony dazu bringen, ihr zu glauben. Das war ihre einzige Chance.
Aber Kendra hatte sich verrechnet. Stony lachte nur verächtlich auf. „Grund genug, Sie loszuwerden. Er braucht keine Frau, die sein Leben wieder durcheinanderbringt. Deswegen habe ich in Tucson versucht, Sie und das Pferd umzubringen. Jetzt aber vorwärts!"
„Wohin?" Kendra wollte protestieren, aber der Druck des Revolvers wurde noch stärker. Sie wusste, dass sie keine andere Wahl hatte, als ihm zu gehorchen.
„Wohin?" fragte sie wieder.
„Los jetzt!"
Kendra ging langsam Schritt für Schritt vorwärts, denn sie hatte gehört, wie Stony die Waffe entsicherte. Krampfhaft suchte sie nach einem Ausweg. Es war besser, mit ihm zu gehen. Vielleicht hatte er vergessen, dass sie die Wüste einmal so gut wie ihre Westentasche gekannt hatte. Und „Windy" natürlich auch. Es war zwar Jahre her, dass sie so weit draußen gewesen war, aber sie würde sich schon an die Berge, an die ausgetrockneten Flüsse oder andere Zeichen erinnern. Sie würde einfach mit ihm gehen, dort draußen warten und später zurückkommen. Auch wenn sie die Orientierung verlor, „Windy" würde nach Hause finden. Sie versuchte es noch einmal. „Justine ist im Stall. Wir werden nicht ungesehen hier herauskommen."
„Natürlich werden wir das."
Er sagte es mit einer solchen Bestimmtheit, dass die Furcht wieder in ihr hochkam. Zum ersten mal fragte sich Kendra, ob Jessie noch am Leben war. Hatte er sie als erste getötet? Wenn sie wirklich im Stall war, wieso hatte sie die Säge nicht gehört?
„Woher . . . woher weißt du das?" fragte sie unsicher. Sie gingen jetzt den Hauptgang zwischen den Koppeln hinunter — dorthin, wo die Hengste ihren Auslauf hatten.
„Ich falle auf Ihre Tricks nicht herein. Ihre Schwester ist nicht hier. Ich habe keine Autos gesehen."
★
Kendra atmete erleichtert auf. Stony wusste also nicht, dass Justine irgendwo im Stall war. Dann sah sie ihre Chance kommen. „Ich bin doch auch hier, aber mein Auto ist es nicht", wies sie ihn darauf hin.
„Satteln Sie das Pferd", befahl er statt einer Antwort. „Und die Stute da drüben auch." Er zeigte auf „Restless Wind" und ein paar Sättel, die am Koppelzaun hingen.
„Warum?"
Stony kicherte. Ihre Frage schien ihm Spaß zu machen. „Weil ich Wasser habe. Und ich werde da draußen warten, bis die Sonne dich und dein Pferd ausgedörrt hat. Du kannst also nicht zurückreiten. Auch wenn es dir gelingt, in den Sattel zu kommen, wirst du nicht mehr in der Lage sein, den Weg zu finden. Ich bin kein Dummkopf, denn ich weiß, wenn ich dich dir selbst überlasse, wirst du schnell zurückkehren. Daher reite ich mit dir."
Er hatte ihr die letzte Chance genommen. Kendra starrte ihn einen Moment wortlos an. Die Angst in ihr war kalter Wut gewichen. „Nein", sagte sie kurz. Doch Stony hatte den Zorn in ihrer Stimme nicht erkannt. Er lachte wieder. Einen winzigen Augenblick war er unaufmerksam, und das war Kendras Chance. Sie sprang ihn an, grub ihm die Nägel ins Gesicht, trat ihm gegen das Schienbein. „Du Bastard!" schrie sie. „Du wirst mich nicht töten! Wie konntest du nur auf den Gedanken kommen, du dummer, verrückter, alter ..."
Es gelang Stony, sie an der Taille zu packen, doch er konnte sie nicht halten. Kendra schlug wie wild um sich, so dass er sie loslassen musste. Verzweifelt versuchte sie, ihm die Waffe zu entwenden. „Weißt du, was du getan hast?" schrie sie. „Weißt du das wirklich? Du hast nicht nur unsere Pferde getötet. Du hast meine Träume getötet! Und die meines Vaters. Ich liebe Raymond, und was hast du getan? Du hast die Chance, die wir hatten, zerstört. Du hast Misstrauen zwischen uns gesät. Zwischen ihm und mir. Er dachte, dass ich ihm nicht vertraue, und das habe ich auch
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