Tiffamy Duo Band 29
natürlich hatte man reichlich Bier bestellt.
„Wo ist der große Yankee?" wollte Sally wissen.
„Daniel?" fragte Mandy.
„Wer sonst? Er ist der größte Yankee hier auf der Insel", meinte Tommy. „Klasse Taucher. Dem unterläuft kein Fehler."
„Er überprüft seine Taucherausrüstung", erklärte Mandy und hoffte, dass die anderen die Enttäuschung in ihrer Stimme nicht bemerkten. Sie hatte kein Recht zu erwarten, dass Daniel sie unterhielt. Unter den gegebenen Umständen tat er schon genug für sie. Er hatte sie ein paarmal bei Riff-Wanderungen begleitet, mit ihr die Fische gefüttert und Schildkrötenspuren im Sand gesucht. Abends war er mit ihr essen gegangen und hatte sich danach stets taktvoll zurückgezogen, bis sie eingeschlafen war. Was konnte sie mehr verlangen?
Etwas weniger Takt, dachte sie traurig.
„Sie geben", sagte sie zu Tommy.
Tommy gab ihr nicht nur die verlangte Karte, sondern schenkte ihr auch sein strahlendstes Lächeln.
Während Mandy sein Lächeln erwiderte, musste sie unwillkürlich an Adelas Ratschlag denken. Die Australier waren tatsächlich sehr sexy. Sie hatte noch keinen getroffen, der nicht groß, gut gebaut, braungebrannt, unbekümmert und attraktiv gewesen wäre. Sie zweifelte nicht daran, dass Ray, Tommy oder einer der anderen Taucher sich bereitwillig auf eine kleine Affäre eingelassen hätten, vor allem, wenn der Wind so stark blies, dass das Taucherboot nicht ausfahren konnte. Warum nahm sie dann Adelas Rat nicht an und ging mit einem von diesen liebenswerten Australiern ins Bett?
Weil ich sie alle mit Daniel vergleiche, dachte sie.
„Ich bin gut", sagte sie abwesend.
Tommys Lächeln wurde hintergründig. Er ließ den Blick seiner strahlend blauen Augen von den Karten in seiner Hand zu Mandys knappem schwarzem Bikinioberteil wandern. „Darauf gehe ich jede Wette ein", meinte er und zwinkerte ihr zu.
Lachend schüttelte Mandy den Kopf. Selbst ohne sich mit ihnen einzulassen, schmeichelten die australischen Männer ihrem Selbstbewusstsein.
„Du gibst", sagte Ray zu Tommy.
Lässig warf Tommy ihm eine Karte hin.
„Noch eine."
Wieder fiel eine Karte.
„Verloren", sagte Ray ärgerlich.
Tommy schlug auch die anderen Spieler. Zum Schluss hatte er neunzehn Punkte. Er glaubte den Sieg bereits in der Tasche zu haben, da drehte Mandy einen König und eine Königin um.
„Zwanzig", sagte sie.
„Wenn Sie so weitermachen, werden wir Sie an die Fische verfüttern", drohte ihr Ray.
„Die würden sich den Magen verderben."
„An Ihnen? Niemals, Schätzchen."
Bei der nächsten Runde hatte Mandy einen Blackjack. Ebenso bei der folgenden. Als sie zum dritten mal einundzwanzig Punkte auf der Hand hatte, warfen die Männer irritiert die Karten auf den Tisch.
„Jetzt reicht es aber", sagte Ray. „In den Teich mit ihr!"
Lachend wollte Mandy ihr Häuflein Pennies unter den Verlierern aufteilen, damit das Spiel weitergehen konnte. Doch davon wollten die Männer nichts wissen.
„Mach die Tür auf, Sally", sagte Ray, der aufgestanden war und mit blitzenden Augen auf Mandys Stuhl zuging.
Ehe sie wusste, wie ihr geschah, wurde Mandy von ihrem Stuhl gehoben. Im nächsten Moment hing sie über Rays Schulter. Sie glaubte immer noch nicht, dass er seine Drohung wahr machen würde. Doch dann fiel die Tür hinter ihnen zu, und Ray lief unter den anfeuernden Rufen der anderen Taucher mit ihr über den weißen Korallenpfad.
Mandy schaltete blitzschnell. „Bier!" rief sie geistesgegenwärtig. „Ich gebe 'ne Runde Bier aus, Leute! Aber nur, wenn ich trocken bleibe."
Doch die Männer gingen auf ihr Angebot nicht ein. Sie hatten schon den ganzen Nachmittag getrunken. Mandy ins Wasser zu werfen reizte sie mehr als eine weitere Runde Bier. Es half ihr wenig, dass sie sich mit Händen und Füßen wehrte. Ray eilte unbeirrt weiter. Ihr Gewicht schien er gar nicht zu spüren. Er war nicht einmal außer Atem.
Diese verfluchten australischen Muskelprotze, dachte Mandy, während sie trat und zappelte. Bevor sie anfing, zu kratzen und zu beißen, versuchte sie es noch einmal mit Vernunft. „Ray, lassen Sie mich herunter", bat sie. „Ich verspreche, dass ich nie wieder mit euch Karten spiele."
„Zu spät, Schätzchen", erwiderte er fröhlich. „Ich habe Sie gewarnt."
Inzwischen waren sie am Strand angelangt. Das Wasser der Lagune glitzerte tiefblau unter dem heißen Tropenhimmel. „Ray! Bitte! Ich mag kein Wasser!" rief Mandy, deren Stimme unnatürlich hoch geworden war.
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