Tiffamy Duo Band 29
Schatten."
Seine Finger schlossen sich fester um ihren Arm. „Das stimmt nicht, Mandy. Je besser ich sie hier kennenlerne, desto mehr begreife ich, dass Sie alles andere als ein Feigling sind. Wenn Sie einer wären, würden Sie nicht so verzweifelt gegen Ihre Ängste kämpfen." Er führte sie weiter. „Wir müssen zurück. Die Flut kommt bald." Mandy schaute zum äußeren Riff hinüber. Sie schrie leise auf. Anstatt sich als dunkler, zerklüfteter Schatten über die Wasseroberfläche zu erheben, war das Riff erneut unter den schäumenden Wellen des Ozeans versunken. Lange bevor sie den Strand erreichten, watete Mandy freiwillig durch die seichten, sandigen Wassertümpel. Es ging einfach schneller und war zudem sicherer, als über die glitschigen, unebenen Korallenformationen zu balancieren. Das Wasser machte ihr längst nicht mehr so viel angst wie noch vor ein paar Tagen. Einmal blieb sie sogar an einer Stelle stehen, wo ihr das Wasser bis zu den Oberschenkeln reichte, um ein scharlachrotes Gebilde zu betrachten, das aussah wie eine lange, gewundene Blüte.
„Was denken die Fische wohl, wenn sie so ein Ding sehen?" fragte Daniel.
„Sie würden sich hüten, es zu fressen. Es gehört zu der Familie der Bürstenwürmer und ist giftig."
„Was für ein hässlicher Name für ein so hübsches Gebilde."
„Sie kennen doch bestimmt die Faustregel für Meerestiere", sagte Mandy. „Je greller die Farben, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass man die Finger davon lassen sollte."
„Ein Scherz, den sich die Natur mit uns erlaubt."
„Im Gegenteil. Sie will uns damit sagen, dass wir diese Tiere zwar anschauen, aber nicht berühren dürfen."
Daniel streifte Mandy mit einem schnellen Seitenblick. In ihrem Fall hatte die Natur versagt. Nichts Grelles schreckte Verehrer oder Verführer ab — goldbraune Augen, schwarzes Haar, schimmernde honigfarbene Haut, Lachen, Anmut und sinnliches Versprechen in jeder Bewegung. Es fiel ihm verdammt schwer, die Finger von ihr zu lassen. Während er ihr zum Strand folgte, bewunderte er ihren kerzengeraden Rücken, ihre langen Beine und ihren kleinen runden Po. Fast wünschte er sich, sie würde noch einmal stolpern, damit er sie auffangen und ihren Körper halten konnte. Wieder einmal verfluchte er seine Tante. Doch dieser Fluch war halbherzig, und längst hatte er die Wut verloren, die er zu Beginn dieses Urlaubs besessen hatte. Trotzdem war ihm klar, dass er Mandys Reizen widerstehen musste. Und das um so mehr, weil er sie jetzt besser kannte und sie respektierte. Sie war keine Frau für ein flüchtiges Abenteuer. Dazu war sie zu sensibel. Und er gehörte nicht zu den Männern, die die Schwächen einer Frau ausnutzten.
Aber wie sollte er der Versuchung widerstehen, diese Sinnlichkeit zu entdecken und dieses geheime Feuer für sich selbst zu entfachen? Wenn er ihr nicht aus dem Weg ging, würde er es nicht schaffen, das wusste er genau. Dann würde er irgendwann seine Skrupel über Bord werfen.
★
„Blackjack", sagte Mandy, drehte das As um und legte es neben den Pik-König, den sie gerade gegeben hatte.
Ray und Tommy stöhnten. „Das ist jetzt schon das dritte Mal", brummte Ray und schob Mandy vier Pennies hin.
„Ist es nicht längst Zeit, die Fische zu füttern?" fragte Tommy, während er Ray seine zwei Karten zuwarf.
„Nein, die Flut ist zu hoch", erklärte Mandy.
„Das Wasser kann doch höchstens einen Meter tief sein", meinte Tommy. Er nahm die Karten, die Ray ausgeteilt hatte. „Jetzt gebe ich. Sally, willst du mitspielen?" Sally, die hinter der Bar stand, betrachtete ihre Gäste. Zwei davon waren ältere Lehrer aus Frankreich, die sich mit einem einzigen Bier eine Stunde lang beschäftigen konnten. Die anderen fünf waren Taucher, die ebenso wie Ray und Tommy nach drei Tagen an Land mehr als ruhelos waren. Die Männer hatten am Nachmittag versucht, über das innere Riff eine Stelle zum Tauchen zu erreichen, aber die Brandung draußen beim äußeren Riff war zu heftig gewesen. Missmutig waren die Taucher zurückgekehrt, um sich mit Bier trinken und Kartenspielen die Zeit zu vertreiben. Vor einer Stunde hatte sich der Wind zwar endlich gelegt, aber es war inzwischen zu spät, um noch tauchen zu gehen.
„Was ist mit euch?" fragte Tommy die anderen Taucher, die gelangweilt herumsaßen. „Wollt ihr mir helfen, der Kleinen das Handwerk zu legen?" Einige Minuten später würden Tische zusammengerückt, Pennies in den Topf geworfen und Karten ausgeteilt. Und
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