Tiffamy Duo Band 29
betrachten, die sich wie Grashalme im Wind wiegten.
„Sind Sie sicher? Vielleicht sollten Sie seine Arme noch einmal nachzählen."
„Es sind fünf."
„Wie heißt das Ding?"
Lächelnd blickte sie zu ihm auf. „Ich weiß gerade genug von der lateinischen Bezeichnung, um Ihnen etwas vormachen zu können. Ist Ihnen das nicht längst aufgefallen?"
„Aha! Dachte ich's mir doch. Diese lateinischen Ausdrücke kamen mir sowieso spanisch vor. Wenn Sie mir verraten, wieso dieses Biest so blau ist, werde ich Ihnen vergeben", meinte Daniel großmütig. „Aber erzählen Sie mir nicht, dass er vor lauter Kummer so blau ist. Dann nehme ich Ihnen die Schuhe weg und schicke Sie barfuß an den Strand zurück."
„Würde ich Sie belügen? Niemals! Dieses kleine Kerlchen ist eben glücklich, weil es nicht seekrank ist."
Sie hatte das so ernsthaft gesagt, dass Daniel einen Moment brauchte, um den Sinn beziehungsweise Unsinn dieser Worte zu erfassen. „Es ist nicht seekrank?" wiederholte er langsam und im selben ernsthaften Ton wie sie.
„Richtig. Denn wenn es seekrank wäre, dann wäre es . . ."
„Grün", unterbrach Daniel sie.
„Sehr gut", lobte Mandy ihn lachend.
Daniel schaute sie an. Sanft strich er ihr mit seinen warmen Fingern über die Wange. Fast andächtig flüsterte er ihren Namen. Sie war für ihn in diesem Moment von einer solch unbeschreiblichen Schönheit, wie er sie nie zuvor bei einer anderen Frau gesehen hatte. „Ich möchte Sie in einer Flasche verstecken und Sie hervorholen, wenn es mich an einen dunklen, freudlosen Ort verschlägt", sagte er leise. „Dann würde ich Sie am Ende des Tages in meine Hände gießen und meine Sinne in Ihnen baden, bis ich lächelnd einschliefe und Ihr Lachen in meinen Träumen wiederfände." Mandy kamen die Tränen, als sie daran dachte, wie oft Daniel am Ende eines langen Tages müde, hungrig und allein gewesen war. „Das klingt schön", sagte sie leise. „Ich würde Ihnen gern Wärme geben, wenn Sie frieren, und Ihnen Lachen schenken, wenn Sie allein sind."
Mit einem rätselhaften, fast traurigen Lächeln strich er ihr noch einmal über die Wange. Dann wandte er sich abrupt ab. Mandy spürte seine plötzliche Unruhe. Während sie ihn beobachtete, fragte sie sich, was er wohl dachte, warum er plötzlich so verschlossen war und wieso er sie emotional dermaßen berührte.
Sie hatte schon immer etwas für ihn empfunden, schon von dem Tag an, als sie zum ersten mal in Adelas Büro gekommen war und seine durchdringenden Augen sie aus einem Bilderrahmen angeschaut hatten. Dieses Foto auf Adelas Schreibtisch war ihr nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Bevor sie Daniel kennenlernte, hatte sie den Mut und die Entschlossenheit bewundert, mit denen er sich für die Ziele der Stiftung einsetzte. Später, nachdem sie ihm einige Male begegnet war, hatte sie sich immer zutiefst verunsichert gefühlt in seiner Gegenwart. Und mit jedem Abenteuer, das er bestand, hatte diese Unsicherheit zugenommen. Ein Mann wie er konnte für ihre Feigheit nur Verachtung übrighaben, davon war sie überzeugt gewesen. Sie hatte ihn mit der gleichen Methode auf Distanz gehalten, wie sie alle anderen Menschen daran gehindert hatte, ihr zu nahe zu kommen und sie vielleicht zu verletzen.
Momente, aus denen sich eine ernsthafte Begegnung hätte entwickeln können, hatte sie mit einer schlagfertigen Bemerkung und einem strahlenden Lächeln abgeblockt.
Wenn ihre Ängste nach ihr griffen, war es jedoch vorbei mit dem Lächeln. Daniel hatte sie während dieses Aufenthaltes in solchen Situationen erlebt. Aber anstatt sie zu verachten oder ihr Vorträge zu halten, respektierte er sie so, wie sie war, mit all ihren Ängsten und Fehlern. Und sie hatte viele Fehler.
Trotzdem wollte er seine Sinne in ihr baden und von ihrem Lachen träumen. Und sie war bereit, ihm ihr Lachen und ihre Wärme zu schenken, ihm ein ruhender Pol zu sein. Dieser Wunsch war so intensiv, dass sie erschrak. Mein Gott, ich bin auf dem besten Weg, mich in ihn zu verlieben, dachte sie.
„He, passen Sie auf!" sagte Daniel und packte sie beim Arm, als Mandy plötzlich stolperte. „Alles in Ordnung?"
Sie blickte in seine grünen Augen, die ihren in diesem Moment ganz nah waren. Ein Zittern lief durch ihren Körper. „Ich ... ich war mit meinen Gedanken woanders."
„Sie zittern ja. Sind Sie sicher, dass alles in Ordnung ist?"
Mandy nickte. „Ich habe mich nur erschreckt. Sie kennen mich doch. Ich habe Angst vor meinem eigenen
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