Tiffamy Duo Band 29
hervor, das in scharfem Kontrast zu dem tiefgebräunten Gesicht stand. Die teure Kleidung ließ ihn keineswegs angepasst erscheinen, vielmehr unterstrich sie den Eindruck ursprünglicher Männlichkeit, den er erweckte.
Sie riss sich von seinem Anblick los, um erneut nach Adela zu suchen, setzte sich dann jedoch hastig, weil sie sich merkwürdigerweise von Daniel in ähnlicher Weise beobachtet fühlte, wie sie ihn gerade betrachtet hatte. Die Vorstellung war einfach absurd! Warum sollte Daniel sie anschauen? Sie hatte seit seiner Rückkehr lediglich ein paar Höflichkeiten mit ihm ausgetauscht.
Die Lichter im Saal wurden abgedunkelt, und eine attraktive junge Frau, die als Auktionatorin fungieren sollte, stieg auf die Bühne. Ihre Aufgabe war es, die ersten Jungesellen vorzustellen, die sich im Namen der Stiftung „Our Children's Children" versteigern ließen. Ein erwartungsvolles Raunen ging durch die Menge. Die Zuschauer beugten sich vor, um einen besseren Blick auf die Bühne zu erhaschen. Juwelen blitzten im Halbdunkel, Stühle knarrten, Gespräche verstummten. Auch die junge Frau auf der Bühne trug eines von Sharis Modellkleidern, eine grün schimmernde Kreation, unter der sich bei jeder Bewegung die Konturen ihres Körpers abzeichneten.
„Guten Abend, meine Damen und Herren", begrüßte sie das Publikum. „Ich denke, dass Ihre bewundernden Ausrufe nicht mir, sondern dem Kleid, das ich heute Abend aus der Kollektion von Miss Shari vorführe, gelten. OCC und Shari arbeiten seit geraumer Zeit mit- und füreinander. Einige Mitarbeiterinnen der Stiftung tragen heute Abend ebenfalls Modelle von ihr, die sie großzügigerweise zur Verfügung gestellt hat."
Dies war das Stichwort für Mandy und fünf weitere Mitarbeiterinnen, aufzustehen und sich langsam im Scheinwerferlicht zu drehen, das auf sie gerichtet wurde. Es gibt keinen Grund zur Befangenheit, dachte Mandy. Wer wird schon das schlichte schwarze Kleid anschauen? Die anderen Modelle sind wesentlich auffälliger. Mitten in der Drehung bemerkte sie jedoch plötzlich, dass Daniel sie unverwandt ansah. Sie fühlte sich auf einmal wie nackt. Sie taumelte leicht und brachte durch die Bewegung die Pailletten auf ihrem Kleid zum Funkeln. Es sah aus, als zuckten winzige Blitze über ihren Körper. Die Zuschauer, die annahmen, sie habe diesen Effekt bewusst herbeigeführt, applaudierten begeistert. Mandy lächelte etwas verkrampft und betete, dass die Scheinwerfer ausgingen.
Erleichtert sank sie auf ihren Stuhl zurück, als der Spot endlich wieder auf die Bühne gerichtet wurde.
Die Auktionatorin wartete, bis der Beifall sich gelegt hatte. Dann eröffnete sie die Versteigerung. „Ich bin sicher, dass Sie nun ebenso großzügig bieten werden, wie Sie eben Applaus gespendet haben", sagte sie mit ihrer klaren tragenden Stimme. „Lassen Sie uns also den ersten mutigen Kandidaten auf die Bühne bitten. Wie Sie wissen, ist ,Our Children's Children' eine gemeinnützige Stiftung, die sich für die vernünftige Nutzung und den Schutz unserer Umwelt einsetzt und eine Politik unterstützt, die unseren Kindern und Kindeskindern ein Leben in einer gesunden Umwelt gewährleisten soll. OCC wurde von Jason Charles Sutter und Alicia Jean Sutter, den Eltern Adela Sutters, derzeitige Verwalterin der verschiedenen weltweiten Forschungsprojekte der Stiftung, gegründet. Diese Forschungen werden von Kräften aus Politik, Wirtschaft und anderen Bereichen getragen."
Während die junge Frau auf der Bühne ihre Ansprache hielt, beruhigte Mandy sich allmählich wieder. Sie war heilfroh, dass die Dunkelheit sie vor Daniels Blicken schützte. Dieser Mann ging ihr unter die Haut, daran gab es keinen Zweifel. Er war derselbe Typ wie Andrew, ihr verstorbener Mann — beeindruckend, ungeduldig, Wissenschaftler und Tatmensch zugleich. Bloß dass Andrew an der Universität gearbeitet hatte und nicht wie Daniel für eine gemeinnützige Stiftung. Er war Meeresforscher gewesen und hatte aufgrund seiner Intelligenz und seiner strengen Prinzipien hohes Ansehen genossen.
Ein Jammer, dass ihn diese Prinzipien nicht davon abgehalten haben, Ehebruch zu begehen, dachte Mandy. Vielleicht wäre es sonst nicht zu diesem entsetzlichen Unglück gekommen. Vielleicht hätte ich sonst ein Kind, mit dem ich lachen könnte, anstatt mich vor Alpträumen zu ängstigen. Vielleicht.
Aber vielleicht war es nicht charakterliche Schwäche gewesen, die Andrew in die Arme einer anderen Frau getrieben hatte. Vielleicht
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