Tiffany Duo 134
einen Moment lang hin und her gerissen. Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und marschierte in ihr Zimmer. Mit einem Knall schloss sich die Tür hinter ihr.
Enttäuscht ließ sie sich auf ihr Bett sinken. Sie fühlte sich eigenartig verletzt durch seine Weigerung, dieses kleine Zugeständnis zu machen. Warum konnte er sie nicht mit Becky telefonieren lassen, ohne gleich die Polizei auf ihre Schwester zu hetzen? Sie hatte alles getan, was er wollte, war mit ihm auf diese gottverlassene Hütte gekommen und spielte an Beckys Stelle den Lockvogel. Und trotz allem konnte er ihren Wunsch, ihre Schwester aus allem herauszuhalten, nicht respektieren.
Lauren musste einfach sicher sein, dass Becky das Geld erhalten hatte und wohlbehalten im Haus von Tante Jane angekommen war. Außerdem wollte sie ihre Schwester wissen lassen, dass David Jannisek nach ihr suchte. Unschlüssig nagte sie an ihrer Unterlippe. Dann tippte sie die Nummer ihres Büros in Marshs Handy.
„Hallo Josh, hier ist Lauren.“
„Ich hoffe, du bist auf dem Weg nach Hause.“
„Nein. Es kann noch ein paar Tage dauern. Sag alle anstehenden Termine ab.“
„Du machst Witze.“
Lauren wünschte, es wäre so.
„Hör einfach zu, Josh. Ruf bitte meine Tante Jane über die andere Leitung an, ja?“
Ungeduldig wartete sie, bis Josh die Verbindung hergestellt hatte. „Okay, sie ist dran.“
„Sag ihr, dass ich dringend mit Becky sprechen muss.“
Josh legte sie auf Warteschleife und war gleich darauf wieder am Apparat. „Becky ist nicht da. Sie hat sich aus dem Staub gemacht.“ Lauren umklammerte das Telefon so fest, dass ihre Knöchel weiß wurden. „Was soll das heißen?“
Joshs Stimme klang bissig. „Vermutlich hat sie sich zu einer Spritztour mit dem erstbesten Harleyverkäufer verabredet.“
„Frag Jane. Bitte.“
Nach einer Pause, die ewig zu dauern schien, hörte sie wieder Joshs Stimme am anderen Ende der Leitung. „Was hab ich dir gesagt? Becky hat eine Nacht bei deiner Tante verbracht, sich all ihr Bargeld geborgt und ward nicht mehr gesehen.“
„Wohin wollte sie denn?“ Sie hatte Mühe, ihre Besorgnis zu verbergen.
„Das weiß deine Tante nicht. Becky hat wohl nur irgendetwas von einem Mann erzählt, den sie treffen wollte.“
Lauren beendete das Gespräch und saß einen Moment lang wie gelähmt da. Sie konnte einfach nicht glauben, dass Becky so ohne weiteres verschwunden war. Ihre Schwester war zwar für ihre impulsive Handlungsweise berühmt, aber nach Laurens eindringlichen Warnungen wäre sie doch nicht einfach so davongefahren.
Ich Idiotin! Mit zitternden Knien stand sie auf. Hätte sie nur nicht versucht, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Sie hätte Marsh sagen sollen, wo Becky sich befand. Dann hätte er ihre Schwester in Schutzhaft nehmen können, und Becky wäre jetzt in Sicherheit.
Mit wackeligen Beinen trat Lauren ins Wohnzimmer. Marsh sah sofort, dass etwas nicht stimmte. Er sprang vom Sofa auf und eilte zu ihr.
„Was ist passiert?“
„Becky ist...“ Lauren legte das Telefon zurück auf den Couchtisch und kämpfte mit den Tränen. „Becky ist...“
Panische Angst um ihre Schwester und das Gefühl, schuld an der ganzen Misere zu sein, schnürten ihr die Kehle zu.
„Sie ist was?“ Marsh legte seine Arme um sie. „Lauren! Sprechen Sie mit mir. Ist sie verletzt?“
Schluchzend vergrub sie ihr Gesicht an seiner Brust und platzte schließlich mit der Wahrheit heraus. „Sie ist weg.“
„Weg? Wohin?“
„Ich weiß es doch nicht! Sie ist ... einfach verschwunden.“ Marsh musste alles erfahren. Sie würde tief durchatmen, ihre Umklammerung lösen und ihm die ganze Geschichte beichten. Aber nicht gleich. In ein paar Minuten. Sie hatte jetzt einfach nicht die Kraft, sich aus seiner Umarmung zu befreien.
Er hielt sie ganz fest und wartete geduldig darauf, dass sich ihre Panik legte. Als sie ruhiger zu werden schien, führte er sie vorsichtig zum Sofa und setzte sich neben sie. Ihr Gesicht war immer noch an seine inzwischen nass geweinte Brust gedrückt. Er sagte kein Wort. Hielt sie einfach nur fest, ganz fest. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass er ein Feuer im Kamin gemacht hatte, während sie fort gewesen war. Der flüchtige Duft von Vanille breitete sich im Zimmer aus. Erst als Marsh spürte, dass ihr Atem wieder ruhig und gleichmäßig ging, flüsterte er ihr leise ins Ohr.
„Was ist passiert?“
Lauren seufzte und hob ihren Kopf. Und dann erzählte sie ihm alles. Marsh hörte
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