Tiffany Duo 40
über den Verrat aus ihrem Blick zu vertreiben. »Du
bist erschöpft. Geh schlafen. Ich schlafe hier auf der Couch.«
»Ich will nicht, dass du hier bleibst.«
»Das ist in diesem Fall nicht wichtig«, erklärte er. »Ich werde hier bleiben und auf dich aufpassen. Wenn du die Wohnung verlässt, komme ich mit. Bis der Artikel
erscheint, bist du allein nicht sicher.«
»Aber. «
»Ich will keine Einwände hören.« Er nahm ihre Hand und zog sie hoch. »Es gibt
niemanden sonst, der dich beschützen könnte. Du musst dich damit abfinden, ob du
willst oder nicht.«
Während Oliver sie ins Schlafzimmer führte, gestand Claire sich ein, dass er recht
hatte. Landau hatte ihr gesagt, dass die Polizei sie nicht schützen konnte. Und sie
würde sich allein nicht sicher fühlen, selbst dann nicht, wenn sie nur in der
Wohnung blieb. Wer einmal eindringen konnte, konnte es auch noch ein zweites
Mal. Und obwohl Oliver sie verletzt und wütend gemacht hatte, fühlte sie sich bei
ihm sicher.
»Vielleicht hätte ich dir verziehen, dass du Janet bei ihrem Prozess helfen wolltest«, sagte sie leise. »Aber nicht, dass du
mich benutzt hast, um an deine Story zu kommen.«
»Ich verstehe.« Sein Blick war düster. »Ich bin nicht immer stolz auf die Dinge, die ich in meinem Job zu tun habe.« Sie hatten das Schlafzimmer erreicht. Er legte ihr
die Hände auf die Schultern und drückte sie sanft aufs Bett nieder. Claire senkte den Kopf, und er straffte sich. »Claire, meine Gründe haben sich geändert, nachdem ich
dich kennen gelernt habe. Was auch immer du von mir denkst, das musst du mir
glauben.«
Sie schaute zu ihm hoch. Auch wenn sie ihm nicht verzeihen konnte, war sie froh,
dass er dablieb, obwohl sie das nie zugeben würde. »Ich muss gar nichts glauben.«
Als Oliver sah, wie blass und verletzlich sie war, kostete es ihn alle Anstrengung, sie nicht in die Arme zu nehmen und sie solange zu trösten, bis sie vor Leidenschaft
alles andere vergessen hatte. Aber er konnte dem Verlangen, das heiß in ihm
loderte, nicht nachgeben. Anschließend würde alles nur noch schlimmer sein. Er
schaute sie nur einmal lange von oben bis unten an. »Schlaf jetzt«, sagte er knapp,
und seine Stimme klang kalt.
Nachdem Claire ins Bett gegangen war und sich von ihm abgewendet hatte, blieb
Oliver noch einige Sekunden lang stehen. Dann hörte sie, wie er leise zur Tür ging
und sie hinter sich schloss. »Oliver!«
Er stand sofort wieder im Zimmer.
»Würdest du. würdest du bitte die Tür auflassen?« Sie hasste sich selbst dafür, dass sie ihn bat, und ebenso für ihre Schwäche.
»Ich werde arbeiten, und ich will dich nicht stören.«
»Bitte. Ich werde dich kaum hören, aber ich kann nicht schlafen, wenn die Tür zu
ist.«
»Gut.« Nach einem langen Blick auf ihren Körper, dessen Kurven sich unter dem
dünnen Laken deutlich abzeichneten, ging er ins Wohnzimmer zurück, holte Füller
und Notizblock und ging dann in die Küche. Dort machte er sich einen Kaffee und
begann, den Artikel zu schreiben.
Gegen ein Uhr nach israelischer Zeit rief er das New Yorker
Büro an, in dem jetzt schon jemand war, und gab die Geschichte durch. Es war zwar
nicht die sensationellste Story geworden, die er VerNoy so gut wie versprochen
hatte. Aber die Geschichte hatte jetzt weit weniger Bedeutung für ihn als Claire. Er bemerkte die Ironie, die darin steckte. Noch nie zuvor hatte er eine Frau über seine Arbeit gestellt. Und nun hatte er geschafft, jede Chance auf eine gemeinsame
Zukunft mit Claire zu zerstören.
Claire hatte noch lange wach gelegen. Die Geräusche, die Oliver machte, halfen ihr
zu entspannen. Und vielleicht hatten die Ereignisse dieses Tages dabei geholfen.
Jedenfalls tauchten jetzt die Erinnerungen an diesen vergessenen Monat langsam,
eine nach der anderen, wieder auf. Sie hatte nicht erwartet, dass sie schlafen
könnte, aber sie musste eingeschlafen sein, denn plötzlich, kurz nach drei, war sie
aufgewacht. Oliver stand am Fußende ihres Bettes.
Er hatte nicht einschlafen können, nachdem er seinen Artikel beendet hatte, und
hatte nach Claire gesehen. Als er merkte, wie sie erschrak, entschuldigte er sich.
»Ich wollte dich nicht aufwecken«, sagte er und wandte sich wieder zur Tür.
»Nein.« Sie strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Bleib einen Moment.« Sie
musste mit jemandem reden, und es war kein anderer da.
Oliver kam ans Bett und setzte sich. »Ich habe die Geschichte durchgegeben.
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