Tiffany Duo 40
wusste nicht, wie lange sie ihre Entscheidung aufrechterhalten konnte, falls er versuchen sollte, sie ihr auszureden. Sie schämte sich zwar, so schwach zu sein,
aber sie war wenigstens ehrlich mit sich.
Deshalb dachte sie auch über das nach, was Oliver letzte Nacht über Ron Wiley
gesagt hatte. Auch wenn sie immer noch kaum glauben konnte, dass Ron hinter den
Anschlägen auf ihr Leben steckte, hatte Oliver ihr doch bewiesen, dass es mit ihrer
Menschenkenntnis nicht weit her war. Sonst hätte er sie nicht so leicht getäuscht.
Vielleicht war Ron ja wirklich nicht der gute Freund, für den sie ihn immer gehalten hatte. Auf jeden Fall schuldete sie es ihm, ihn von dem Interview, das sie gegeben
hatte, in Kenntnis zu setzen. Die Geschichte konnte am nächsten Tag in den
Zeitungen Atlantas
stehen, und er sollte darauf vorbereitet sein. Da sie ohnehin ihren Job aufgab, war
es jetzt auch egal, wie wütend er wurde.
Als Claire anrief, wurde sie sofort zu Ron durchgestellt. Sie erzählte ihm alles, von den Anschlägen, ihrem Verdacht, dass der Unfall in Atlanta vorsätzlich herbeigeführt worden war, und von Olivers Artikel. Ron hörte ihr schweigend zu, und nachdem sie
geendet hatte, schwieg er immer noch. Claire konnte sich seinen Schock gut
vorstellen. Als er endlich sprach, klang er so unterwürfig, dass sie es fast bereute, mit ihrem Wissen über Wiamcyn an die Öffentlichkeit gegangen zu sein.
»Als erstes, Claire, ich kann es kaum glauben, dass du dich von diesem Kellogg dazu
hast überreden lassen, so überstürzt zu handeln.«
»Das Interview war meine Idee. Für mich war es der einzige Weg, mich zu
schützen.«
»Willst du damit andeuten, dass irgend jemand, der mit Wiley zu tun hat, hinter
diesen Anschlägen steckt?«
»Ich. «
»Glaubst du etwa, ich hätte etwas damit zu tun?«
»Nein, nicht du, Ron. Aber ich kann mich jetzt wieder an alles erinnern, und ich finde nur einen Grund für diese Anschläge auf mich: mein Wissen über das Wiamcyn-Dossier. Es tut mir leid, wenn ich Wiley Ärger mache, aber ich konnte es nicht länger riskieren, zu schweigen.«
»Du hättest mich anrufen sollen, bevor du so etwas machst.« Er klang nicht mehr
unterwürfig, sondern wütend, was Claire erwartet hatte. »Du hattest keinen Grund,
diesem Reporter irgend etwas zu erzählen. Die Klage gegen Wiley ist zurückgezogen
worden.«
Seine Worte verwirrten Claire so sehr, dass sie sich hinsetzen musste. Was hatte sie angerichtet! »Die Kläger müssen eingesehen haben, dass sie keine Chance hatten. «
»Ich weiß nicht, was in ihren Köpfen vorgegangen ist«, fuhr
Ron sie an. »Aber offenbar hatten sie keine Beweise gegen Wiley. Ich habe dir von
Anfang an gesagt, Claire, wenn wir nicht auf deine Loyalität rechnen können. «
»Tut mir leid«, sagte sie leise. »Aber ich habe mich sowieso schon entschieden zu
kündigen. Du bekommst meine schriftliche Kündigung in ein paar Tagen, und ich
verlasse Israel, sobald ich kann.«
Sie erwartete nicht, dass Ron sie umstimmen wollte, dennoch schmerzte es sie, dass
er noch nicht einmal den Versuch machte. Sie legte auf und rief die Fluglinie an, um einen Flug für den nächsten Nachmittag zu buchen. Danach packte sie ihre
gesamten Geschäftsunterlagen in einen Umschlag, den sie an Ron schicken wollte.
Er würde die Niederlassung in Jerusalem selbst aufbauen müssen.
Ein Klopfen an der Tür unterbrach Claire. Kam Oliver zurück? Dieser Gedanke
versetzte sie in helle Aufregung, und sie ging langsam zur Tür. Die Enttäuschung war groß, als eine männliche Stimme sagte: »Ich bin's, Miss Weston. Max Landau.«
Sie öffnete die Tür. »Ja?«
»Kann ich hereinkommen?«
»Oh, natürlich.«
Er betrat die Wohnung, und Claire forderte ihn auf, Platz zu nehmen.
»Nein, danke. Es dauert nicht lange. Ich wollte Sie nur wissen lassen, dass wir Sie
nicht vergessen haben. Wir sind dem Fahrer des grauen Mercedes auf der Spur.
Genaugenommen war es Mr. Kellogg, der ihn aufgespürt hat. Sie kennen Mr.
Kellogg?«
»Ja«, sagte Claire tonlos.
»Der Mann hat den Wagen zurückgegeben und sich einen anderen ausgeliehen,
einen Fiat.«
»Glauben Sie, er weiß, dass er in dem Mercedes gesehen worden ist?«
»Möglich. Der Verleiher hat jedenfalls Mr. Kellogg angeru-
fen, nachdem der Amerikaner mit dem Fiat verschwunden war.«
»Er ist Amerikaner?«
Landau nickte. »Wir haben auch eine Kopie von seinem Ausweis. Demnach heißt er
Robyn Field.«
»Oliver. ich meine, Mr.
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