Tiffany Duo 40
überstehe ich nicht! rief sie innerlich aus. Großmutter war verschwunden und
hatte sie in der Küche allein gelassen. Claires Zunge fühlte sich an, als würde sie ihr am Gaumen kleben. Sie wusste nicht, was sie tun oder sagen sollte. Hätte es einen
anderen
Ausgang gegeben als die Tür, in der Oliver stand, hätte sie die Flucht ergriffen.
Oliver betrachtete sie forschend. Sie sieht wundervoll aus, dachte er erneut. Selbst in seinen Träumen war sie nicht so schön gewesen. Sie war nicht nur schön, sondern
strahlte auch eine Stärke aus, die ihm den Atem verschlug. Er konnte nur dastehen
und sie anschauen. Er fragte sich, wie er den letzten Monat ohne sie überstanden
hatte. Ohne zu wissen, wo sie war, ohne sie zu sehen. Er hatte, abgesehen von
einigen Artikeln über Wiamcyn, seine ganze Zeit damit verbracht, Claire zu suchen.
Und nun, wo er sie endlich gefunden hatte und vor ihr stand, schaute sie ihn mit
einem furchtsamen Blick an und bat ihn stumm, nicht näher zu kommen. Er hatte es
ihr angetan, und nun musste er es irgendwie ungeschehen machen. Er konnte nicht
einfach weggehen und sie hier lassen.
Claire hielt sich an der Anrichte hinter ihr fest. Das solide Holz bot ihr Sicherheit, und sie glaubte nun nicht mehr, eine komplette Närrin aus sich zu machen und in Tränen
auszubrechen oder in Ohnmacht zu fallen. Sie wartete, bis sie sicher war, dass sie
normal sprechen konnte.
»Wie hast du mich gefunden?« fragte sie, ohne den Blick von Oliver zu wenden.
Er machte einen Schritt auf sie zu, aber Claire wich vor ihm auf die andere Seite des Tisches zurück. Oliver blieb sofort stehen. »Es war nicht leicht. Ich habe .Wochen
damit verschwendet, die Leute von Wiley nach deiner Adresse zu fragen. Aber wenn
sie überhaupt wussten, wo du dich aufhieltest, verraten haben sie es mir nicht.« Er
fühlte erneut die Enttäuschung in sich hochsteigen, dieselbe Enttäuschung, die er in den letzten Monaten erlebt hatte. Nervös fuhr er sich mit der Hand durchs Haar und
versuchte, sich zu sammeln.
»Sie kennen meine Adresse nicht.« Claire wäre seinem Blick gern ausgewichen, aber
sie wollte kein Zeichen von Schwäche zeigen. Nicht Oliver gegenüber. »Ich habe
niemandem
erzählt, wohin ich gegangen bin.«
»Irgendwann bin ich auf die Idee gekommen, dass du entweder bei deiner
Großmutter sein würdest oder dass sie wenigstens wissen könnte, wo du bist. Ich
habe gestern den ganzen Tag gebraucht, um deine Adresse herauszubekommen. Ich
wusste nur noch, dass deine Großmutter auf St. Simons lebt.«
»Du bist sehr hartnäckig, Oliver.«
»O Claire. ich bin fast verrückt geworden, als ich feststellte, dass du mich in Israel einfach verlassen hast. Ohne zu sagen, wohin du gehst.« Ihre abweisende Haltung
irritierte ihn, aber er konnte es dennoch nicht lassen, sich ihr zu nahem. Als nur noch der Tisch zwischen ihnen war, blieb er stehen. »Verdammt, Claire, ich. ich musste
dich einfach finden.«
»Ich konnte dir nicht sagen, dass ich gehe. Du hättest versucht, mich aufzuhalten,
nicht wahr?« Sie ließ den Stuhl los. »Natürlich hättest du es.«
»Du hast mir gesagt, dass du mich liebst.« Er schüttelte verständnislos den Kopf.
»Du hast es gesagt, obwohl du wusstest, dass du in dem Moment vor mir weglaufen
würdest, in dem ich deine Wohnung verlassen hatte.«
»Ich hatte nicht den Mut, es anders zu sagen«, meinte sie verteidigend. »Verstehst
du das nicht? Du hättest niemals herkommen dürfen, Oliver.«
Er war so schnell auf ihrer Seite, dass sie keine Chance zur Flucht hatte. Er packte ihren Arm, und sein Vorsatz, ruhig zu bleiben, war vergessen. Claire wollte
zurückweichen, aber er ließ sie nicht los. »Heißt das, du hast deine Meinung
geändert? Willst du damit sagen, dass du mich nicht mehr liebst?«
Claire hörte, dass ihre Großmutter mit dem Wagen wegfuhr, und die Erkenntnis,
dass Oliver und sie allein in dem Haus waren, erschreckte sie. Er hatte nicht das
Recht, sie anzufassen, weil sie dann nicht mehr vernünftig denken konnte.
Auch Oliver merkte, dass es ein Fehler war, sie zu berühren, aber er schaffte es
nicht, sie loszulassen. Er schloss kurz die
Augen und kämpfte um seine Beherrschung. Als er Claire wieder ansah, merkte er,
wie sie zitterte. »Wenn du mir ins Gesicht sagen kannst, dass du mich nicht mehr
liebst, gehe ich und komme nie wieder.«
Claire schaute ihn an und erwog, ihn zu belügen. ,Oliver, ich liebe dich nicht mehr.'
Aber es hatte keinen
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