Tiffany Duo 40
allein ein sehr kalter und ungemütlicher Begleiter war, und das hätte sie Claire auch gern klargemacht. Aber da Claire sie
nicht um Rat fragte, wollte sie ihn ihr auch nicht ungefragt anbieten.
»Ich genieße diese Nachmittagstees mit dir, Großmutter«, sagte Claire leise,
während sie einen Teelöffel Zucker in ihre Tasse gab und umrührte. Sie nippte an
dem heißen Getränk und lehnte sich vorsichtig in dem Korbstuhl zurück, der auf der
blumenumsäumten Veranda stand. »Das Haus und die Insel waren genau das, was
ich gebraucht habe«, führ sie fort. »Ich fühle mich gut erholt und irgendwie..
.wiederhergestellt.« Sie lächelte Antoinette über den Rand der Tasse hinweg an.
»Du hast dir auch die beste Zeit dazu ausgesucht«, sagte Antoi-
nette. »Die Touristen sind fast alle abgereist, und das kalte Wetter kommt erst
noch.« Sie schaute zu dem neblig grauen Himmel hoch. »Heute nacht wird es
regnen. Wenn es erst einmal angefangen hat, kann es tagelang weiterregnen.«
»Ich werde mich mit einer Decke hier auf die Veranda legen und auf der Liege
schlafen«, meinte Claire. »So wie früher.«
»Das hast du gemacht, als du klein warst«, erwiderte ihre Großmutter lachend. »Ich
musste dich oft mitten in der Nacht hereinholen. Ich weiß nicht, was dich am Regen
so fasziniert hat.«
»Vermutlich die Tatsache, dass ich in meinem warmen und trockenen Bett lag«,
sagte Claire, »und das Gefühl hatte, dass mir nichts passieren könnte.« Sie erinnerte sich an die letzten Monate, die gezeigt hatten, dass auch sie nicht immun gegen
dunkle Ereignisse und Gefühle war. Sie schob diesen unerfreulichen Gedanken rasch
beiseite.
Antoinette betrachtete ihre Enkelin. Sie wusste, dass es nicht mehr lange dauern
würde, bis sie sie verließ. Sie würde sie vermissen. »Hast du dich wegen des Jobs
entschieden?«
Claire schüttelte langsam den Kopf. »Nein, aber ich neige eher zu Boston.« Dort
sollte sie die Verwaltung eines großen Hotels übernehmen. »Ich überlege, ob ich
hinüberfahren und mit den Leuten reden soll, mit denen ich zusammenarbeiten
werde.«
»Du kannst jederzeit meinen Wagen benutzen, Claire.«
»Danke. Vielleicht komme ich darauf zurück. Ein Auto ist das erste, was ich mir
anschaffen muss, sobald ich umgezogen bin.« Claire hatte ihren vorigen Wagen
verkauft, bevor sie nach Israel gegangen war.
Sie trank den Tee aus und stand auf. »Bringst du das Tablett hinein, wenn du fertig
bist?« fragte sie. »Ich will nachsehen, ob wir alle Zutaten für die Kekse haben, die wir backen wollen, sonst muss ich noch zum Laden gehen.« Sie hatten beschlossen,
Kekse zu backen, wie früher, als Claire noch ein Kind war. Aber sie liebte diese Kekse immer noch.
In der Speisekammer fand Claire alles, was sie brauchte. Sie
mischte den Teig in der altmodischen Küche und summte bei der Arbeit vor sich hin.
Die Beschäftigung im Haushalt hatte sie beruhigt, und sogar das Abwaschen des
Geschirrs war angenehm gewesen.
Sie rollte den Teig aus und stach mit den Sternenformen die Kekse aus. Nachdem sie
sie auf Backpapier gelegt und mit Zucker bestreut hatte, schob sie sie in den großen Backofen. Während die Kekse backten, bereitete sie den Hühnchensalat zu und
stellte eine Schale mit geschnittenen Früchten für das Abendessen in den
Kühlschrank. Großmutter war immer noch nicht hereingekommen. Im Haus war es
ruhig, und der köstliche Duft frisch gebackener Kekse zog durch die Räume.
Claire holte die goldbraun gebackenen Kekse heraus und legte sie zum Abkühlen auf
Wachspapier, ohne allerdings der Versuchung widerstehen zu können, einige davon
zu essen. Der Geschmack erinnerte sie an ihre Kindheit, und sie lächelte. Sie wusste, dass auch ihre Großmutter die Kekse gern warm aß, und beschloss, ihr einige
hinauszubringen. Sie ging zum Schrank und nahm einen kleinen Teller heraus.
»Claire?«
»Bleib da«, sagte sie, als sie hörte, wie die Haustür geöffnet und wieder geschlossen wurde. »Ich bringe dir ein paar Kekse hinaus.«
»Hier ist jemand, der dich sehen möchte.«
Claire wandte sich um. Ihre Großmutter stand im Flur, und hinter ihr bewegte sich
jemand. Großmutter trat von der Tür weg, und Claire stand wie erstarrt da.
Oliver fand, dass Claire hinreißend aussah. Sie war braungebrannt und
atemberaubend schön. Doch während er sie ansah, wich die Farbe aus ihrem
Gesicht, und mit unsicheren Händen stellte sie die Platte hinter sich auf den
Schrank.
Das
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