Tiffany Duo 40
einer neuen Arbeit umsehen. Auch wenn ihre Großmutter sofort
merken würde, dass irgend etwas mit ihr nicht stimmte, würde sie sie nicht drängen,
es zu erzählen. Statt dessen würde sie ihre Enkelin umsorgen, was ihr sicherlich am
schnellsten über Oliver hinweghelfen würde. Es war vielleicht feige, in dieser
Situation zu ihrer Großmutter zu flüchten, doch es war der einfachste Weg, damit
anzufangen, ihren Schmerz zu bewältigen.
Ihre Koffer waren gepackt, aber sie musste noch ein paar Stunden totschlagen,
bevor sie zum Flughafen fuhr. Sie ging zum Hausverwalter, sagte ihm, dass sie
abreisen und den Schlüssel in der Wohnung lassen würde. Vom Flughafen aus
würde sie einen Scheck schicken, um ihre restliche Miete zu zahlen.
Danach ging Claire wieder in die Wohnung zurück und machte Ordnung. Ihr war
alles recht, um den dumpfen Schmerz in ihrem Innern zu unterdrücken. Dennoch
konnte sie nicht verhindern, dass sie ständig an Oliver denken musste. Was macht er
jetzt? Hat er mir geglaubt, als ich geleugnet habe, ihn zu lieben? Hör damit auf!
befahl sie sich. Aber der Schmerz war immer noch da. Schlimmer kann es nicht mehr
werden, dacht sie. Bei Großmutter wird es besser werden, und Oliver wird mich dort
nicht finden. Aber wohl fühlte sie sich dabei nicht.
Sie hatte geglaubt, dass es ihr gut tun würde, laut mich sich zu reden, und dass der Schmerz dann langsam nachlassen würde. Aber als es an der Tür klopfte und Oliver
ihren Namen rief, war ihre Zuversicht verflogen. Sie wusste nicht, ob sie fähig war, ihm gegenüberzutreten, und schloss die Augen. Nein, sie war stark genug. Sie
konnte alles ertragen, da sie ja wusste, dass sie am Nachmittag abfliegen würde.
»Einen Moment!« rief sie, lief ins Schlafzimmer und versteckte ihre Koffer im
Schrank. Sie schaute sich schnell um, aber nichts mehr deutete darauf hin, dass sie
abreisen würde. Sie konnte nicht länger zögern.
Du hast Oliver vertraut, und er hat dich gedemütigt, vergiss das nicht! sagte sie sich.
Sie holte tief Luft und ging zur Tür.
Olivers Augen hatten einen dumpfen Ausdruck, und sie bemerkte einen kleinen
Schnitt am Kinn vom Rasieren. Irgendwie verlieh ihm das eine Verletzlichkeit, die sie vorher nie an ihm wahrgenommen hatte. Er schaute sie an.
»Darf ich hereinkommen? Ich muss mit dir reden.«
Claire nickte, trat zur Seite und schloss hinter ihm die Tür. Sie würde sich von seiner traurig klingenden Stimme nicht erweichen lassen.
Beide blieben stehen. Die Spannung im Raum war fast unerträglich.
»Du siehst müde aus«, sagte sie.
»Ich habe kaum geschlafen. Und du?«
»Ein bisschen.« Claire wartete, dass er weiterredete, aber er sah sie nur an, als
könne er sich nicht an ihr satt sehen. »Landau ist gestern vorbeigekommen. Er sagte
mir, dass du den Mercedes aufgespürt hast. Ich sollte mich wohl bei dir bedanken,
nehme ich. «
»Ich will deine Dankbarkeit nicht«, stieß er hervor.
»Landau hat den Mann beschrieben, der den Mercedes zurückgegeben hat«, fuhr
sie schnell fort, bevor Oliver sagen konnte, was er statt dessen wollte.
»Offensichtlich hast du ihm gesagt, die Beschreibung hätte auf Ron gepasst.«
»Das hat sie auch.«
»Nun, Ron war es nicht. Er war in Atlanta. Ich habe gestern mit ihm telefoniert.«
»Claire. «
»Ich habe interessante Neuigkeiten von ihm erfahren.« Claire wollte nicht aufhören
zu reden, weil sie nicht wusste, was dann passieren würde. »Die Kläger haben die
Klage zurückgezogen. Vermutlich dachten sie, sie hätten es nicht geschafft, vor
Gericht zu gewinnen.«
»Willst du mich nun anhören?« Er blickte sie wütend an.
»Ich will deine Schwester oder ihre Probleme nicht. « Sie unterbrach sich und ging
rückwärts, als Oliver auf sie zutrat. Einen Schritt vor ihr blieb er stehen.
»Sei endlich still und hör mir zu!« befahl er. »Ich habe letzte Nacht mit Janet
telefoniert. Ein Teil der Abmachung mit Wiley war, dass sie nicht über die Summe
redeten, für die sie die Klage zurückgezogen haben. Es handelt sich um weit über
eine Million Dollar für jeden Kläger. Klingt das so, als hätten sie es nicht geschafft, zu gewinnen?«
Claire schaute ihn verblüfft an. Sie hatte Wiley nicht verteidigen wollen, aber was
zum Teufel hatte sie gewollt? Eine Stille vermeiden, einerseits. Und sie hatte Oliver verletzen wollen, ihn reizen, bis er die Kontrolle über sich verlor. Sie ertrug seine Gelassenheit nicht, während sie selbst glaubte, an ihren
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