Tiffany Duo 40
»Bis nächste Woche.«
Wieder entstand eine Pause. Dann erwiderte Madelyn: »Bis dann.«
Er verabschiedete sich, hängte ein und lehnte sich dann für
ein paar Sekunden an den Apparat, die Augen geschlossen. Er hatte es getan und sie
wider sein besseres Wissen gebeten, ihn zu heiraten. Aber diesmal würde er sich
selbst und die Ranch schützen. Er brauchte Madelyn, er musste sie einfach haben,
aber er beschloss, einen gewissen Abstand zu wahren. Und er würde die
erforderlichen Dokumente besitzen, so dass sein Vermögen unangetastet blieb.
Ray zündete sich eine Zigarette an und hustete, als der beißende Rauch in seiner
rauen Kehle brannte. Vor seinem geistigen Auge sah er Madelyns ungläubige Miene,
hörte die gedehnte Frage: ,Sie rauchen?'
Er nahm die Zigarette aus dem Mund und starrte sie an. Seit Jahren rauchte er, und
normalerweise genoss er es. Aber in letzter Zeit qualmte er zu viel.
,Sie rauchen?'
Fluchend drückte er die Zigarette im Aschenbecher der Telefonzelle aus.
Während er ärgerlich zu seinem Lieferwagen zurückkehrte, kam Ray an einem
Abfalleimer vorbei, und ohne lange zu überlegen, warf er die Zigarettenpackung
hinein.
Er fluchte immer noch, als er ins Fahrerhaus stieg und den Motor startete. Die
nächsten Tage würde er in miserabler Stimmung verbringen, und darauf freute er
sich überhaupt nicht.
Langsam legte Madelyn den Hörer auf die Gabel und fühlte sich wie betäubt. Sie
konnte einfach nicht fassen, dass Ray angerufen und dass sie seinen Heiratsantrag
angenommen hatte. Das ganze Telefonat erschien ihr unglaublich.
Es war der unromantischste Heiratsantrag des Jahrhunderts gewesen. Trotzdem
hatte sie ja gesagt. Ja! Tausendmal ja!
In einer Woche musste sie nach Montana fliegen. Davor gab es noch eine ganze
Menge zu tun. Sie würde ihre Sachen packen, das Apartment abschließen, sich von
ihren Freunden verabschieden - und eine ärztliche Untersuchung vornehmen lassen.
Aber im Augenblick konnte sie nur dasitzen, während
sich ihre Gedanken überschlugen.
Sie musste die ganze Sache von der praktischen Seite sehen. Offenbar räumte Ray
dieser Ehe keine großen Chancen ein. Trotzdem wollte er sie heiraten, aus
bestimmten Gründen.
Madelyn überlegte angestrengt, warum keine der beiden anderen Bewerberinnen
das Rennen gemacht hatte, nachdem er ihr auf der Ranch so kategorisch erklärt
hatte, sie selbst eigne sich nicht für den Job. Aber er begehrte sie, das hatten sein Kuss und sein Blick am Flughafen nicht verhehlt.
Auch sie begehrte ihn, viel heftiger, als sie sich jemals zu einem anderen Mann
hingezogen gefühlt hatte. Sie sehnte sich unbändig nach ihm, körperlich und
emotional. Aber genügte das, um im ehelichen Alltag eine Beziehung
aufrechtzuerhalten? Würde sie ihn immer noch lieben, wenn er krank oder schlecht
gelaunt war oder sie wegen irgendeines Missgeschicks anschrie, an dem sie keine
Schuld trug? Würde er sie auch noch begehren, wenn er sie am Morgen ohne Make-
up sah, mit ungekämmtem Haar, oder wenn auch ihre Stimmung getrübt war?
Sie beschloss, realistisch zu denken und ihren Arzt um die Pille zu bitten. Wenn die Ehe funktionierte, konnte sie sie immer noch absetzen. Aber es wäre unerträglich,
als schwangere Frau vor den Scheidungsrichter zu treten. Darüber hätte sie mit Ray
gesprochen, wäre die Begegnung normal verlaufen. In diesen vierundzwanzig
Stunden war jedoch nichts normal gewesen.
Ihr Leben würde sich völlig verändern. Sie würde nicht mehr in der Großstadt leben,
sondern auf dem Land - kein Single mehr sein, sondern verheiratet. Und sie kannte
ihren künftigen Ehemann kaum, wusste nichts von seinen Lieblingsspeisen, seinen
Lieblingsfarben, seinen Stimmungen, konnte nicht voraussehen, wie er sich in dieser
oder jener Situation verhalten würde.
Nur eines wusste sie - er faszinierte sie wie kein anderer Mann, den sie bisher
getroffen hatte, so dass sie nur ihrem Herzen folgte, nicht ihrem Verstand.
Sicher plante Ray eine Hochzeit ohne großes Aufhebens, auf
einem Amt oder vor einem Friedensrichter. Das störte Madelyn nicht, aber Robert
und ihre Freundin Christine mussten dabeisein. Sie wollte lieber diese beiden als
Trauzeugen benennen als fremde Leute.
Wie erwartet war Robert nicht gerade begeistert von den Neuigkeiten. »Ich weiß, du
hast dich in ihn verliebt, aber solltest du nicht noch einige Zeit warten? Du warst nur einen Tag mit ihm zusammen. Oder hast du ihn in diesen wenigen Stunden
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