Tiffany Duo 40
hinab.
Madelyn stellte gerade Gläser mit Eistee auf den Tisch, dann setzten sie sich. Vor
Rays Teller stand die Platte mit dem Brathuhn. Er nahm sich eine Keule,
Kartoffelbrei, Sauce und frischgebackene Brötchen. Beim ersten Bissen unterdrückte
er ein genüssliches Stöhnen. Das Fleisch war zart, die Kruste knusprig und würzig.
Offenbar konnte seine Frau besser kochen, als er gedacht hatte.
Die Mahlzeit verlief ziemlich schweigsam. Wenn Ray eine Bemerkung machte,
antwortete Madelyn, aber ihrerseits trug sie nichts zur Konversation bei. Sobald ihr Teller leer war, stellte sie ihn in die Spüle, dann kehrte sie mit einer Fruchtpastete zurück.
Noch nie in seinem Leben war ihm der Appetit vergangen, und dieser Abend bildete
keine Ausnahme. Er arbeitete zu hart, um lustlos in seinem Essen herumzustochern.
Während Madelyn ihr Dessert aß, ließ er sich eine zweite Portion mit Kartoffelbrei
schmecken. Zufrieden seufzte er auf, als sie ihm ein großes Stück Fruchtpastete
servierte. Ein Blick in ihre eisige Miene sagte ihm, dass sie das Dinner nicht im selben Maß genossen hatte wie er.
»Wo hast du so gut kochen gelernt?«
»In der Schublade da drüben liegt ein Kochbuch. Ich kann lesen.« Diese bissigen
Worte machten jeden weiteren Versuch, ein Gespräch zu eröffnen, überflüssig.
Nachdem Madelyn die Küche in Ordnung gebracht hatte, ging sie nach oben. Ray
zog sich in sein Arbeitszimmer
zurück, um den Papierkram in Angriff zu nehmen.
Um acht Uhr überlegte er, ob Madelyn schon im Bett lag. Er hatte die Dusche
rauschen gehört. Bei der Vorstellung, wie sie nackt unter dem warmen Wasserstrahl
stand, war er unruhig auf seinem Stuhl umhergerutscht. Manchmal fand er den
männlichen Sexualtrieb verdammt unangenehm. Im Lauf des Tages hatte er sich
mehrmals verflucht, weil er am Morgen davongegangen war, ohne mit seiner Frau
zu schlafen. Obwohl das ein großer Fehler gewesen wäre.
Schließlich warf er seinen Kugelschreiber auf den Tisch und stand auf. Zum Teufel, er brauchte Madelyn. Er konnte nicht länger warten.
Ray löschte die Lampen im Erdgeschoss, dann stieg er die Treppe hinauf, mit
absichtlich schweren Schritten. Seine Gedanken kehrten zu dem berauschenden
Moment zurück, wo er zum erstenmal in Madelyns Körper eingedrungen war.
Danach war es ihm nicht leichtgefallen, auf einen zweiten Liebesakt zu verzichten,
zu bedenken, dass sie sich von ihren Schmerzen erholen musste.
Die Schlafzimmertür stand offen. Ray ging hinein und sah Madelyn auf dem Bett
sitzen, wo sie ihre Zehennägel lackierte -in einer jener Positionen, die nur Frauen
einnehmen und die einen Mann verrückt machen können. Sie trug ein Hemdchen
aus rosa Satin, das nur bis zu den Sehenkeln reichte und darunter passende Shorts.
Der zarte Stoff schmiegte sich an ihre Brüste, zeichnete die festen Rundungen und
die Knospen nach. Das blonde Haar fiel ihr auf die Schultern, die Haut war noch
sanft gerötet von der Dusche. Mit ernster Miene konzentrierte sie sich auf den
winzigen Pinsel, der langsam über ihre Zehennägel strich. Sie schimmerten im
selben Rosaton wie der Pyj ama.
»Wir sollten jetzt schlafen«, bemerkte Ray und begann sein Hemd auszuziehen.
Sie schaute ihn nicht einmal an. »Ich muss warten, bis der Nagellack trocken ist.«
Das interessierte ihn nicht. Er würde eben achtgeben und ihre Füße nicht berühren.
Madelyn schraubte den Verschluss auf das Nagellack-fläschchen und stellte es
beiseite. Dann beugte sie sich vor, um auf ihre Zehen zu blasen. Ungeduldig öffnete
er seine Jeans. »Leg dich endlich hin!«
Statt zu gehorchen, stand sie auf. »Du kannst ja schlafen. Ich setze mich ins
Wohnzimmer und lese noch ein bisschen.«
Als sie an ihm vorbeigehen wollte, hielt er sie am Arm fest. »Vergiss es«, flüsterte er und zog sie an sich.
Sie riss sich los und starrte ihn ungläubig an. »Meinst du wirklich, ich will jetzt Liebe machen?«
Rays Brauen zogen sich zusammen. »Warum nicht?«
»Aus gutem Grund. Ich bin wütend und werde dir noch lange nicht verzeihen.« Die
Art, wie er dastand, mit geöffneten Jeans, die Daumen in die Gürtelschlaufen
gehakt, ein Urbild männlicher Arroganz, schürte ihren Zorn.
»Im Bett kann man am besten Versöhnung feiern.«
»Ja, so denken wohl alle Männer«, sagte sie verächtlich. »Lass dir mal was sagen.
Keine Frau möchte mit einem Mann schlafen, nachdem sie gehofft hat, er würde an
einem Hühnerknochen ersticken.« Und damit wandte sie sich
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