Tiffany Duo 40
Sicherheitsmaßnahme, ihr mitzuteilen, wo er sich befand. Sie runzelte
die Stirn, als sie an die Jahre dachte, wo er ganz allein gearbeitet und niemand
gewusst hatte, wo er gewesen war und wie lange er wegbleiben würde. Wäre er
verletzt worden, hätte er auf der einsamen Weide liegen und sterben können. Und
man hätte es erst gemerkt, wenn es zu spät gewesen wäre.
Die Ehe war noch nicht einmal drei Wochen alt, und schon jetzt konnte sich Madelyn
kaum mehr an ihr früheres Leben erinnern. Nie zuvor war sie so beschäftigt
gewesen wie jetzt. Allerdings gestand sie sich ein, dass sie lieber mit Ray auf die
Weide reiten würde, als den Haushalt zu versorgen. Aber davon wollte er nichts
hören. Eigentlich müsste im Wörterbuch neben der Bezeichnung »stur« ein Foto von
Ray Duncan zu finden sein. Er allein entschied, welche Rolle sie auf seiner Ranch
spielte, und erlaubte ihr nicht, diese Grenze zu überschreiten.
Nachts spürte sie seinen Hunger, wann immer er sie liebte. Doch er ließ sich niemals gehen, zügelte seine Leidenschaft, und deshalb blieb auch Madelyn befangen. Der
Sex war ihr längst nicht mehr unangenehm, und sie sehnte sich verzweifelt nach
stärkeren Gefühlen. Aber Ray übte Zurückhaltung, verwehrte ihnen beiden das
Glück, das sie in einer unge-
zwungenen erotischen Beziehung genießen könnten, und hütete entschlossen die
verdammten Barrieren in seinem Innern.
Madelyn wusste nicht, wie lange sie das noch ertragen und wann sie beginnen
würde, Ausreden zu erfinden, um ihn im Ehebett abzuweisen. Als sie sich sogar auf
ihre Regel freute, erkannte sie den Ernst der Lage.
Langsam steuerte Madelyn den Ford die Sandstraße entlang, tief in Gedanken
versunken. Dabei ließ sie ihren Blick über die Wiesen wandern und hielt nach dem
Lieferwagen Ausschau. Wie alle Rancher kümmerte sich Ray nicht um die Straßen. Er
fuhr einfach querfeldein. Für ihn war das Vehikel ein Werkzeug, kein kostbares,
gehätscheltes Statussymbol. Einen Rolls Royce würde er genauso behandeln. Der
hätte für ihn denselben Wert wie der Lieferwagen und würde ebenfalls nur als
nützliches Gerät fungieren.
Madelyn kannte das Gebiet, wo Ray arbeitete, aber das waren viele Quadratmeilen,
und er konnte überall sein. Nirgends war er zu entdecken. Doch sie hatte von der
Straße aus frische Reifenspuren gesehen, denen sie einfach folgte. Vorsichtig
steuerte sie um unebene Stellen herum, über die Ray sorglos gefahren war. Der Ford
konnte das holprige Terrain nicht so leicht bewältigen wie der robustere
Lieferwagen.
Es dauerte fast fünfundvierzig Minuten, bis sie Ray fand. Der Lieferwagen parkte
unter einem Baum, teilweise von Büschen verdeckt.
Madelyn lenkte den Ford über die Wiese zu Ray, der einen Draht spannte. Als sie
näher kam, sah er nur kurz auf, ohne seine Arbeit zu unterbrechen. Er hatte sein
Hemd ausgezogen und über den Wagen gehängt, Schweiß glänzte auf seinem
muskulösen Oberkörper. Von Anfang an hatte sie gewusst, wie stark er war, und
beim Anblick seiner breitschultrigen Gestalt schon oft den Atem angehalten. Aber
nun beobachtete sie zum erstenmal das konzentrierte Zusammenspiel dieser
harten Muskeln. Sein Bizeps schwoll an, während er eine Krampe in einen
Zaunpfosten hämmerte. Er bewegte sich mit rhythmischer Anmut, was seine Kraft
nur noch betonte.
Schließlich warf er seinen Hammer auf den Krampensack, nahm den Hut ab und
wischte sich mit dem Unterarm die Schweißtropfen vom Gesicht. »Was machst du
hier draußen?« Madelyns Ankunft schien ihn keineswegs zu erfreuen.
Sie stieg aus dem Ford, das Paket unter dem Arm. »Du hast deinen Lunch
vergessen«, erklärte sie, dann packte sie die Sandwiches und die Thermosflasche
aus, die er ihr sofort aus der Hand nahm.
Ungeduldig schraubte er den Verschluss ab und trank in durstigen Zügen. Ein
Teetropfen rann über sein Kinn und den Hals hinab. Fasziniert beobachtete
Madelyn, wie der Tropfen über die heiße Haut glitt, und beneidete ihn. Wie oft
hatte sie sich schon gewünscht, mit ihren Küssen Spuren über Rays ganzen Körper
zu ziehen. Aber sie hielt sich zurück, weil er die Art von Intimität nicht schätzte. Er wollte nur Sex, nicht Liebe, die sich in langsam gesteigerten sinnlichen Zärtlichkeiten ausdrückte.
Er stellte die Thermosflasche auf ein Zaungatter, das im Gras lag, und griff nach
seinem Hemd, um sich den Schweiß vom Gesicht, von der Brust, den Schultern und
Armen zu wischen. Dann warf er
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