Tiffany Duo 40
bevor sie sich unterhalten musste. Obwohl ihr
Arzt sie vollkommen gesund geschrieben hatte, ermüdete sie schnell. Sie hatte zu
diesem Dinner mit Ron nur eingewilligt, nachdem sie den Termin auf den frühen
Abend gelegt hatten und er darauf verzichtete, sie von zu Hause abzuholen. Sie
hatte am späten Nachmittag einen Termin bei ihrem Arzt, dessen Praxis kaum eine
Meile von dem Restaurant entfernt lag. Es wäre Unsinn gewesen, anschließend nach
Hause zu fahren, nur um mit Ron dann wieder zurückzukehren.
Außerdem brauchst du ihn später nicht zu dir hereinzubitten, gestand sie sich selbst ein. Sie waren in den letzten vier Monaten
einige Male ausgegangen. Ron war geschieden und Vater von zwei Kindern, die bei
seiner Exfrau lebten. Viele Frauen hätten ihn sicherlich als den idealen Mann
betrachtet. Doch obwohl sie täglich mit ihm arbeitete und ihn auch außerhalb des
Büros sah, hatte Claire nicht das Gefühl, dass sie ihn über seinen geschäftsmäßigen
Scharfsinn und seinen persönlichen Charme hinaus wirklich kannte. Vielleicht war
das ihre eigene Schuld. Sie hatte ihm selten ihr Innerstes enthüllt, und aus
irgendeinem Grund konnte Claire sich einfach nicht vorstellen, dass ihre lockere
Beziehung sich jemals zu etwas Dauerhaftem entwickeln würde. So weit sie sagen
konnte, war er zweifellos eine gute Partie, aber sie liebte ihn nicht. Und sie glaubte auch nicht, dass er sie liebte, auch wenn er nicht müde wurde, es ihr zu versichern.
Während Claire durch das Foyer ging, dachte sie darüber nach, dass ihr der Posten
in Israel zu keinem günstigeren Zeitpunkt hätte angeboten werden können. Nun
musste sie Ron nicht sagen, dass sie sich nicht mehr außerhalb des Büros mit ihm
treffen wollte, weil sie ihrer Beziehung keine Chance gab. Das wäre ein ziemlich
schwieriges Unterfangen gewesen, schließlich war er ihr Boss.
Die Versetzung würde dieses Problem automatisch für sie lösen. Sie konnte ja nicht
gut mit einem Mann ausgehen, von dem sie durch einen Ozean und einen Kontinent
getrennt war.
Man führte sie zu dem Tisch, den Ron reserviert hatte, und sie bestellte ein Glas
Weißwein. Möglicherweise, sagte sie sich, während sie an dem Wein nippte,
betrachtet Ron unsere Beziehung ebenfalls als aussichtslos. Die Versetzung in den
Nahen Osten könnte nichts weiter sein als seine Art, unsere Beziehung aufzulösen
und mir gleichzeitig seine Anerkennung für fünf Jahre harte Arbeit als seine
Assistentin zu zeigen. Aber genauer bedacht, klingt das nicht nach Ron. Er würde
genauso wenig davor zurückschrecken, sich von einer Frau zu trennen, wie einen
Angestellten zu feuern, mit dem er nicht zufrieden war.
Nun, was auch immer Ron Wileys Gründe sein mochten, Claire war jedenfalls
dankbar dafür, dass sie die Chance hatte,
eine regionale Niederlassung zu eröffnen. Sogar ihr Arzt hatte ihr zu dem
Ortswechsel geraten. Seit dem Unfall hatte sie gelegentlich Unruhe gespürt. Der
Arzt hatte gemeint, das läge daran, dass sie zu verkrampft versuchen würde, sich an
die Ereignisse in dem Monat zu erinnern, der vor dem Unfall gelegen habe. Diese
Zeit war in ihrem Gedächtnis vollkommen ausgelöscht. Das, und die Tatsache, dass
der flüchtige Fahrer des Wagens, der sie von der Straße abgedrängt hatte, niemals
hatte gefunden werden können.
»Gehen Sie nach Israel, und leben Sie Ihr Leben weiter«, hatte der Arzt ihr heute
Nachmittag empfohlen. »Ihre Erinnerung wird zurückkehren, wenn die Zeit reif ist,
und wenn Sie sich Sorgen darüber machen, wird das den Prozess auch nicht
beschleunigen.«
Darüber hinaus hatte Ron ihr versprochen, sie zur Leiterin der westlichen Abteilung
der USA in Los Angeles zu machen, sobald der Mann, der jetzt den Posten innehatte,
nächstes Jahr in den Ruhestand gehen würde, und falls die Niederlassung im Nahen
Osten reibungslos funktionierte. Niemals hätte sie sich träumen lassen, dass sie an
ihrem dreißigsten Geburtstag eine solche Stufe auf der Karriereleiter erreichen
würde. Als sie vor fünf Jahren angefangen hatte, bei Wiley zu arbeiten, war sie frisch von der Universität von Georgia gekommen.
Natürlich gab es, seit sie mit Ron ausging, böse Zungen in der Gesellschaft, die
behaupteten, dass sie für ihre Karriere im Bett bezahlte. Aber Claire interessierte
sich nicht für den Klatsch einiger Neider. Sie wusste, dass Ron sie nicht befördert
hätte, wenn er nicht überzeugt gewesen wäre, dass sie ihre neue
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