Tiffany Duo 40
werden, Hank.« Er fragte sich, wieso er sich überhaupt stritt. Er würde Claire Weston auf jeden Fall nach Israel folgen, ob mit oder ohne
Genehmigung des Büros.
VerNoy schwieg einen Moment. »Wenn ich von einem verordneten Medikament
annehmen würde, dass es meine Schwester gelähmt hätte, würde ich mich
vermutlich auch aufregen«, sagte er dann einsichtig.
»Ich bin mehr als nur aufgeregt, Hank. Ich werde Wiley Pharmaceutics das Fell über
die Ohren ziehen.«
»Gehen Sie nicht gleich auf einen Kreuzzug. Es ist. «
»Ich bin auf einem Kreuzzug, das ist verdammt richtig! Wenn ich mit diesen
Geschäftemachern fertig bin, werden sie weder in Europa noch sonst wo jemals
wieder ein Medikament verkaufen, solange nicht hundertprozentig fest steht, dass
es ohne Risiko ist. Vorausgesetzt, sie sind dann überhaupt noch im Geschäft.«
Olivers Schwester Janet und ihr Mann waren in Paris gewesen, als sie Wiamcyn
genommen hatte, die »Wunderdroge gegen Asthmaanfälle«, wie Wiley sie groß
angekündigt hatte.
Kurz nach ihrer Rückkehr in die USA war Janet eines Morgens aufgewacht und von
der Taille abwärts gelähmt gewesen. Vor einem Monat hatte sie angefangen, täglich
mit einem Physio-therapeuten zu üben, aber es war noch zu früh, um sagen zu
können, ob die Therapie wirklich helfen würde.
Jedes Mal, wenn Oliver sich vorstellte, dass seine lebhafte, energische Schwester
vielleicht den Rest ihres Lebens an einen Rollstuhl gefesselt sein würde, hätte er am liebsten jemandem seine Faust ins Gesicht geschlagen, vor allem Ron Wiley, dem
Präsidenten der Gesellschaft, die seinen Namen trug, oder Adam Wiley, seinem
Vater, dem Vorsitzenden des Aufsichtsrates. Wiamcyn durfte ohne die Erlaubnis der
Gesundheitsbehörde der Vereinigten Staaten hier nicht verkauft werden, und Oliver
wollte dafür sorgen, dass es auch niemals so weit käme.
»Gut, das kann ich verstehen.« VerNoys Stimme hatte einen widerwilligen Unterton.
»Aber um Ihre zwei Wochen Aufenthalt in Atlanta rechtfertigen zu können, brauche
ich mehr von Ihnen, als nur die Tatsache, dass ,Wiley Pharmaceutics' dort ihre
Zentrale haben. Ich habe Ihr Wort, dass Sie eine Spur hätten, als ich Sie
dorthingeschickt habe.«
»Ich hatte sie, und ich habe sie noch«, entgegnete Oliver kurz.
»Nun, ich brauche mehr als das, um den Job zu verlängern. Man erwartet
Rechenschaft von mir über die Gelder des New Yorker Büros.«
»Das weiß ich. «
»Gut, kommen wir zum Punkt. Welchen Beweis haben Sie dafür, dass Wiamcyn für
die Lähmung Ihrer Schwester verantwortlich ist?«
»Ich kann Ihnen noch nicht mehr sagen. Ich habe eine Menge Gerüchte gehört, aber
es ist nicht genug, um eine Story daraus zu machen.«
»Wie genau sind Sie an diese Informationen gekommen?«
»Ich habe mich in dem Restaurant aufgehalten, wo die An-
gestellten von Wiley zum Lunch gehen und nach der Arbeit noch einen Drink
nehmen.«
»,The Coachman'?«
»Richtig.«
»Sehr preiswertes Lokal«, meinte VerNoy grimmig. »Ich habe Ihre Quittungen der
letzten zwei Wochen vor mir liegen. Vierzig Dollar für ein Steak. Sie haben viermal
eins genommen.«
»Was soll ich dazu sagen? Hier unten verstehen sie, ein gutes Steak zu machen. Aber
falls ich Hafergrütze finde, wird es mir auch recht sein.«
»Sie brechen mir das Herz.«
»Hören Sie zu, es tut mir leid, dass die Leute nicht bei McDonalds essen. Aber meine Überwachung beginnt sich endlich auch auszuzahlen. Ich habe eine Woche
gebraucht, bis die Gäste sich an mich gewöhnt haben. Jetzt gehöre ich fast schon
zum Inventar, und sie reden, als wäre ich gar nicht da. Ich habe zwei Gespräche
zwischen Claire Weston und Ron Wileys Sekretärinnen mitbekommen, und es sieht
so aus, als hätten Wiley und Weston nicht nur eine ausschließlich berufliche
Beziehung.«
»Verdammt, Kellogg, was hat eine Büroaffäre mit Wiamcyn zu tun? Wir verkaufen
unsere Storys schließlich nicht an Skandalblätter! Und selbst wenn wir das täten,
von den beiden hat noch nie jemand etwas gehört. Die Wileys mögen ja eine der
wohlhabendsten Familien hier im Land sein, aber sie meiden die Öffentlichkeit.«
»Warten Sie, bis ich mit ihnen fertig bin«, meinte Oliver rau.
»Sagten Sie nicht, dass diese Weston erst vor ein paar Tagen aus dem Krankenhaus
entlassen worden ist?«
»Stimmt. Sie hat dort sechs Wochen mit einer schweren Gehirnerschütterung und
einigen Knochenbrüchen gelegen. Sie kann von Glück reden, dass sie es
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