Tiffany Duo 40
einen
Nebelstreifen bemerkte. Sie sog tief die Luft ein. »Riecht es hier wirklich nach
Seeluft?«
»Ja. Man merkt es bei Westwind. Wir sind nur ein paar Meilen vom Mittelmeer
entfernt.«
Mittlerweile hatten sie einen braunen Volvo erreicht, und Derrick öffnete Claire die Beifahrertür, bevor er ihr Gepäck im Kofferraum verstaute. Als sie den Flughafen
verließen, schaltete er die Klimaanlage auf volle Kraft. Die Straße führte an Lod
vorbei, einer Stadt mit schmalen gewundenen Straßen und Häusern aus
sandfarbenen Steinen. Claire lehnte sich, fasziniert von den antiken Dingen um sie
herum, zurück und betrachtete sie schweigend.
»Lod ist eine antike Stadt«, bemerkte Derrick. »Im Alten Testa-
ment wird erwähnt, dass sie befestigt wurde. Jerusalem liegt südöstlich von hier.
Wir müssten in einer halben Stunde dort sein.«
Claire drehte den Kopf, um einen besseren Blick auf eine Kathedrale und eine
Moschee zu bekommen, die so nah nebeneinander gebaut worden waren, dass ihre
Wände sich fast berührten. »Unglaublich«, meinte sie beeindruckt. »Das ist mein
erster Besuch in Israel. Ich kannte es bisher nur von Fotos, aber so beeindruckend
hatte ich es mir nicht vorgestellt.«
»Sie haben Glück, dass Sie im Herbst gekommen sind. Es ist die angenehmste
Jahreszeit. Warme Tage und kühle Nächte. Und seien Sie froh, dass Sie erst heute
eingetroffen sind.«
»Warum?«
»Erst heute hat man aufgehört, Rosh Hashanah zu feiern, das Jüdische Neujahrsfest.
Vom Kippur wurde gestern bei Einbruch der Dunkelheit beendet. Es ist der heiligste
Tag des jüdischen Jahres, und das Leben im ganzen Land steht nahezu still.«
Claire warf Derrick einen langen prüfenden Blick zu. Er erinnerte sie nicht nur vom
Aussehen an Ron, sondern strahlte auch dieselbe Entschlossenheit und Energie aus
wie sein Bruder. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich es zu schätzen weiß,
dass Sie ein Hotel für mich gefunden haben. Auch wenn Sie sich aus geschäftlichen
Gründen in Tel Aviv aufhalten, muss ich Ihnen doch ziemlich viel
Unannehmlichkeiten bereitet haben.«
Er schaute Claire an und lächelte. »Wenn der Chef etwas anordnet, gehorche ich,
auch wenn es mein Bruder ist. Ich bedauere nur, dass ich nicht lange genug bleiben
kann, um Sie zum Dinner einzuladen. Heute Nachmittag muss ich nach Tel Aviv, weil
ich morgen um zwei nach London zurückfliegen werde.«
»Ich möchte auch kein Dinner. Alles, wonach ich mich im
Moment sehne, ist ein Bett.« Sie lehnte den Kopf wieder gegen die Rückenlehne.
»Ich habe vor, mir ein paar Tage das Land anzusehen, bevor ich mit der Arbeit
beginne. Meinen Sie, ich kann es wagen, mir ein Auto zu leihen und hier selbst zu
fahren?«
Derrick lachte. »Die Israelis sind nicht sehr verkehrsbewusst. Besonders in der Nacht müssen Sie vorsichtig sein. Es gibt hier viele Fahrradfahrer, und die meisten Räder
haben kein Licht.«
»Dann sollte ich mir lieber keinen Wagen nehmen«, bemerkte Claire enttäuscht.
»Das ist vermutlich besser. Aber Sie werden dennoch keine Schwierigkeiten haben,
sich fortzubewegen. Die Busverbindungen sind hervorragend, und Taxis sind nicht
sehr teuer. Probieren Sie es mit den ,Sheruts'.«
»Was ist das?«
»Eine besondere Art Taxi. Sie folgen den Busrouten, und Sie bezahlen pro Platz. Sie
sind kaum teurer als die Busse und wesentlich billiger als Taxis. Sogar zwischen
Städten verkehren sie.«
Die Klimaanlage machte Claire müde, und sie setzte sich bequem auf dem Sitz
zurecht. Sie lächelte, als sie daran dachte, wie viel es hier zu tun und zu sehen gab, und wie viel sie lernen musste. Und sie würde jede Minute genießen.
Herausforderungen hatten sie noch nie einschüchtern können.
In ein paar Tagen wirst du deine volle Kraft wieder zurückhaben, sagte sie sich, und es wird spannend werden, ein bezahlbares Büro und Möbel dafür zu finden und
auszusuchen, und später dann Einstellungsgespräche mit zukünftigen Angestellten
zu führen. Ihre freien Tage würde sie damit verbringen, all die historischen Orte zu besichtigen, von denen sie schon so oft gehört hatte.
»Erzählen Sie mir etwas von dem Apartment«, sagte Claire.
»Sie nennen es hier Wohnungen«, verbesserte Derrick sie. »Ihre ist auf der Nablus
Road, nördlich des alten Stadtkerns. Drei Räume und Bad in einem Neubau, alles
komplett möbliert. Ich
habe es zunächst für drei Monate gemietet. Nach Ablauf der Frist können Sie den
Vertrag verlängern oder
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