Tiffany Duo 48
er schließlich die Kontrolle über sich verlor.
Heiser rief er ihren Namen, ein Laut, der in Sybils Herzen widerhallte. Dann fanden
sie beide ein letztes Mal größte Erfüllung.
Sybil sank über ihm zusammen, sie fühlte sich ausgelaugt und benommen. Sie
konnte das wilde Hämmern seines
Herzschlags hören, während ihr Kopf auf seiner Brust ruhte, sie schmeckte seine
Haut und fühlte, wie sein ganzer Körper noch nachvibrierte. Sie stellte fest, daß sie leise vor sich hinlächelte, als sie so an ihn geschmiegt dalag, und einen flüchtigen
Augenblick lang wunderte sie sich, was wohl in sie gefahren sein mußte. Sie
erschauderte.
Nick strich ihr träge über den Rucken, und vorübergehend schwand ihre plötzliche,
unerklärliche Nervosität. "Ich wage gar nicht, mir vorzustellen, was passiert wäre, wenn der Liebestrank tatsächlich gewirkt hätte", murmelte er rauh.
Nur mit Mühe gelang es ihr, den Kopf zu heben und ihn anzusehen. Ihr gefiel, was
sie sah. Nick wirkte schläfrig, benommen und restlos zufrieden. Und wenn sie sich
nicht irrte, sah er sogar ein klein wenig verliebt aus. "Wenn der Trank gewirkt hätte, dann wärst du jetzt wahrscheinlich tot", erwiderte sie matt.
Er brachte ein schwaches Lächeln zustande. "Ich bin mir gar nicht so sicher, ob das nicht der Fall ist. Mir scheint, ich habe ein Ungeheuer entfesselt." "Mir scheint, das könnte stimmen","
sagte sie.
***
Als Sybil das nächste Mal erwachte, war es auf Nicks Wecker neben dem Bett halb
eins, und der Sturm hatte aufgehört. Grelles, strahlendes Sonnenlicht schien durch
die vorhanglosen Fenster, es wurde noch verstärkt durch die Reflektion auf der
dicken weißen Schneedecke, die draußen die Landschaft einhüllte.
Sybil schloß die Augen, weil das Licht sie blendete, und legte sich wieder hin. Das
Haus war leer, das wußte sie instinktiv. Einen Moment lang hatte sie den
hoffnungsvollen Gedanken, daß Nick sie verführt hatte und danach verschwunden
war. In diesem Augenblick wäre sie nur zu froh gewesen, ihn niemals wiedersehen
zu müssen.
Aber sie wußte, daß sie sich da zuviel erhoffte. Sie kletterte aus dem Bett, wickelte sich die Decke um und ging ins Wohnzimmer. Im Ofen prasselte ein Feuer, und von
irgendwoher kam Kaffeeduft.
Der Kaffee stand auf der Warmhalteplatte der Kaffeemaschine. Daneben lag eine
Nachricht.
"Diesmal konnte ich dich nicht wecken. Steve von der Werkstatt hat deinen Wagen
abgeschleppt. Er hat mich nach Burlington gefahren, damit ich mein Auto abholen
kann. Bin gegen fünf wieder zurück. Sei da."
Kurz und bündig dachte Sybil leicht verstimmt und zerknüllte das Papier in der Hand.
Auf der Rückseite schien noch etwas geschrieben zu stehen. Ihre Neugier überwog,
und sie strich den Zettel noch einmal glatt.
"P.S.: Im Kühlschrank steht eine Extraration Liebestrank."
Diesmal zerriß sie den Zettel in kleine Fetzen und ließ sie auf den Boden fallen. Sie goß sich eine Tasse Kaffee ein, aber auch nur, weil sie unbeschreiblichen Kaffeedurst hatte, und stürmte zurück ins Wohnzimmer.
Sie hatte gar keinen Grund, auf ihn wütend zu sein. Er hatte die Situation nicht
ausgenutzt, eine Vergewaltigung war es auch nicht gewesen, nicht einmal eine
mühsame Verführung. Das Ganze hatte auf Gegenseitigkeit beruht, und genau das
konnte sie nicht akzeptieren. Ihr wäre es lieber gewesen, wenn es nur gestern nacht
geschehen wäre. Und wenn sie ihm erfolgreich vorgespielt hätte, daß sie am
Morgen wirklich fest geschlafen hatte. Aber nein, er hatte dafür gesorgt, daß sie
hellwach und sich ganz genau bewußt gewesen war, was er da mit ihrem mehr als
willigen Körper angestellt hatte. Und umgekehrt.
Die große Frage war, hatte die Sache zwischen ihnen überhaupt eine gemeinsame
Zukunft? Hatten sie beide eine Zukunft? War sie nur ein nettes Spielzeug für Nick
gewesen, eine Herausforderung, ein Bettwärmer für kalte Winternächte in
Vermont? Oder steckte mehr dahinter? Wollte sie überhaupt mehr?
Sybil streckte sich auf dem Sofa aus, auf dem am vergangenen Abend das Unheil
seinen Lauf genommen hatte. Sie wickelte sich fester in ihre Decke und nippte am
Kaffee. Um ganz ehrlich zu sein, die letzte Nacht hatte schon ihre Vorteile gehabt.
Colins Zärtlichkeiten waren zwar auch nie unangenehm gewesen, und der Typ
damals im College hatte sie ebenfalls ziemlich angetörnt, aber nichts war je so
überwältigend gewesen wie das, was sie in den vergangenen Stunden erlebt hatte.
Schon seit
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