Tiffany Duo 48
als die dritte Stufe
unter ihrem Gewicht knarrte.
Reglos hielt sie den Atem an, doch aus Dons Zimmer war nichts zu hören, und so lief
sie die restlichen Stufen hinunter. Durch das Wohnzimmer hastete sie lautlos in die
Küche. Aus der Speisekammer holte sie sich die alte Jacke und die Taschenlampe,
die zum Glück funktionierte.
So weit, so gut, dachte sie und entriegelte die Hintertür. Vorsichtig zog sie die Tür hinter sich zu und schlüpfte in ihre Sportschuhe. Im Dunkeln ging sie langsam zu
dem Pferdeschuppen.
Die Pferde schnaubten und scharrten mit den Hufen, als Kaylie eintrat. "Schsch", beruhigte sie die Tiere, schaltete die Lampe ein und ging zu Majestät. "Ganz ruhig.
Es ist alles in Ordnung."
Henry streckte ihr den Kopf entgegen, und Kaylie tätschelte ihn. "Heute nacht
nicht", flüsterte sie und kam sich fast wie eine Verräterin vor. "Diesmal muß ich schnell sein. Ich kann nicht riskieren, daß dein Herr und Meister mich einholt."
Rasch legte sie Majestät Sattel und Zaumzeug an und führte ihn aus dem Schuppen.
Er tänzelte und warf den Kopf hoch, und mit den starken Windböen trafen Kaylie die
ersten Regentropfen. "Na toll, das fehlte noch", murmelte sie unwillig. Sie versuchte zu vergessen, daß sie dem Hengst nicht gewachsen sein würde, wenn er die Nerven
verlor.
Die Hufschläge kamen ihr so laut wie Schüsse vor, als sie das Gatter öffnete und das
Pferd hinausführte.
Sie hatte keine Ahnung, wohin sie wollte. Sie würde einfach dem Weg ßlgen, bis es
Tag wurde. Hoffentlich fand sie bis dahin eine oder zwei Abzweigungen, um Don
abzuschütteln. Wenn er sie nämlich einholte, würde er ihr großen Ärger machen,
das wußte sie genau.
Sie ließ sich nicht die Zeit, weiter über die Folgen nachzudenken, und setzte sich
statt dessen in den Sattel. Sie stieß das Pferd mit den Hacken an, und es verfiel in
einen leichten Trab. Der Wind blies ihr kalt ins Gesicht.
Kaylie konnte in der Dunkelheit kaum etwas erkennen und hoffte einfach, daß
Majestät ungefähr wußte, wo der Weg entlangführte.
Der Himmel war stockfinster, und sie konnte nur hoffen, daß sie ein bißchen Glück
hatte. Sie schmunzelte, als sie mit der
Taschenlampe nach oben leuchtete und dicke Kabel entdeckte. Sie würde den
Telefon- und Stromleitungen folgen. Dann mußte sie ja irgendwann in der
Zivilisation landen.
Der Weg war steil und sehr kurvig, doch Majestät fand seinen Weg sicher.
Angespannt horchte Kaylie in die Nacht. Hoffentlich schlief Don bis nach neun Uhr.
Bis dahin würde sie schon ein gutes Stück Weg hinter sich haben. Sie schnalzte mit
der Zunge, um den Hengst anzutreiben, während der Regen jetzt beständig auf sie
herabfiel.
Sie war ungefähr eine Stunde unterwegs, als sie auf eine kleine Straße kam. Ihre
Schultern schmerzten, und Hände und Gesicht waren naß vom Regen. "Na alter
Junge, was meinst du?" fragte sie und streichelte dem Pferd den Hals. Die Leitungen liefen rechts und links in beide Richtungen. Der eine Weg führte bestimmt in eine
Stadt, der andere möglicherweise zu einem anderen abgelegenen Haus in der
Wildnis.
"Und jetzt?" sprach sie weiter und versuchte ruhig nachzudenken. Don würde
vermuten, daß sie nach Westen ritt. Es wirkte einfach so, als würde dieser Weg aus
der Wildnis führen. Andererseits hatte sie keine große Wahl, zumal hinter ihr im
Norden und im Osten die Berge waren und kein Weg nach Süden führte.
"Dann eben nach Westen", beschloß sie und versuchte, nicht auf das Wasser zu achten, das ihr am Hals herunterrann. Sie drängte Majestät weiter und lauschte auf
Motorengeräusche hinter sich. Doch außer dem Regen, dem Wind und den
Pferdehufen war nichts zu hören. Hin und wieder warf der Hengst unruhig den Kopf
nach hinten, wenn im Gebüsch irgendein Tier raschelte. "Nur Eichhörnchen und
Waschbären", beruhigte sie sich. "Nichts Großes oder Gefährliches, wie
Fledermäuse, Schlangen, Pumas... "
Jedesmal, wenn sie an eine Abzweigung kamen, leuchtete Kaylie, um zu entdecken,
wohin die Leitungen führten, doch sonst folgten sie einfach der Straße.
Ein Blitz erhellte den Himmel und beleuchtete für eine Sekunde die hügelige
Landschaft. Majestät blieb erschreckt stehen und stellte sich wiehernd auf die
Hinterläufe. Das merkwürdige Licht und der rollende Donner machten ihm Angst.
"Ruhig, mein Junge." Kaylie hielt die Zügel fester. "Ganz ruhig."
Die Nacht kam ihr mit einemmal drohend vor, und ihr wurde der eisige Wind und
ihre
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