Tiffany Duo 48
Außerdem hatte er ein Treffen mit dem Leiter der Heilanstalt vereinbart.
Dons Nerven waren bis zum äußersten angespannt. Er kam sich nutzlos vor und
hätte viel lieber selbst in der Stadt Nachforschungen angestellt. Aber hier in den
Bergen war Kaylie im Moment am sichersten aufgehoben.
Ihm kam es fast vor, als seien sie wieder verheiratet, abgesehen davon, daß sie nicht miteinander schliefen. Und genau wie früher bestimmte Don, was geschah.
Die Hälfte der Zeit über war Kaylie wütend auf ihn, dennoch spürte sie, wie sich ihre Gefühle ihm gegenüber veränderten. In den vergangenen drei Tagen hatte sie ihn
oft ertappt, wie er sie musterte, wenn er sich unbeobachtet glaubte, und dabei
vermied er jeden Körperkontakt mit ihr. Das war eigentlich das Schlimmste. Ihm so
nahe zu sein, ohne ihn zu berühren.
Während dieser Tage waren sie ausgeritten, hatten den Zaun repariert, Arbeiten im
Haus durchgeführt und die Tiere versorgt. Kaylie entdeckte, daß sie oft an die Ehe
mit Don zurückdachte, die trotz allem so glücklich gewesen war. Abends
unterhielten sie sich stundenlang, sahen fern oder spielten Scrabble. Franklin
mochte sie noch immer nicht sonderlich, aber er akzeptierte sie und wedelte
manchmal sogar mit dem Schwanz, wenn sie ins Zimmer kam. Das war immerhin ein
Fortschritt.
Verblüfft stellte sie fest, daß Don sich tatsächlich verändert hatte, und sie konnte
sich nicht dagegen wehren, daß sie sich ausmalte, wie es sein mochte, wieder mit
ihm verheiratet zu sein.
Dieser Gedanke war allerdings vollkommen abwegig.
Jetzt kniete er vor dem Kamin und legte etwas Holz nach. Kaylie beobachtete die
Leichtigkeit und Geschmeidigkeit seiner Bewegungen. Er wandte ihr den Kopf zu und
hob den leeren Holzkorb. "Du könntest mir behilflich sein, weißt du das?"
"Wirklich?" Sie lachte. Mit einem Glas Wein in der Hand saß sie entspannt auf dem Sofa. "Und dabei dachte ich, du würdest mich von vorn bis hinten bedienen."
"Irrtum." Er klopfte sich die Hände ab. "Für eine unabhängige selbständige Frau wie dich sollte es eigentlich unerträglich sein, sich wie ein unmündiges Kind versorgen zu lassen."
"Das stimmt schon, aber so langsam ..."
"Dann kannst du Holz holen", unterbrach er sie und schob ihr den Korb hin.
"Sklaventreiber", murmelte sie und trank ihren Wein aus. "Dafür wirst du büßen, Flannery." Schmunzelnd nahm sie den Korb und ging aus dem Haus.
"Das ist mir durchaus klar", rief er ihr nach.
Draußen wehte ein kühler Wind von den Bergen herab, und im Mondlicht konnte sie
nur wenig erkennen. Am Himmel waren nur wenige Sterne zu sehen, und in der
Nähe schrie ein Käuzchen. Der Wind frischte auf, und Kaylie hatte den Eindruck, als
werde es bald Regen geben.
Sie kam an dem Jeep vorbei und bemerkte, daß im Wageninnern Licht brannte.
Sofort schlug ihr Herz schneller.
Sie zog am Türgriff, und die Wagentür ging auf.
Einen Augenblick zögerte sie. Dies hier war ihre Chance, aber wollte sie wirklich
fliehen? Sie biß sich auf die Unterlippe und sah zum Haus. Natürlich mußte sie weg
von hier, sie hatte keine andere Wahl solange Don ihr Leben bestimmte, konnte sie
keine eigene Entscheidung treffen. Sie verliebte sich wieder in ihn, und darin lag die Gefahr.
Sie holte tief Luft, ließ den Korb fallen und setzte sich in den Wagen.
Der Schlüssel steckte nicht im Zündschloß. Auch das drahtlose Telefon war nicht im
Wagen.
"Mist!" sagte sie leise und blickte wieder zum Haus. Aus den Fenstern drang Licht, aber Don war nicht zu sehen. Er war also immer noch mit dem Kaminfeuer
beschäftigt und würde sie in den nächsten fünf Minuten nicht vermissen. Was
mußte sie tun, um das Auto kurzzuschließen?
"Denk nach, Kaylie", flüsterte sie und entschied sich, hinter der Zündung nach Drähten zu suchen, die Funken schlugen, -wenn man sie aneinander hielt. Etwas
anderes fiel ihr nicht ein, also würde sie es versuchen.
Sie legte sich über den Fahrersitz und steckte den Kopf unter das Armaturenbrett.
Dort waren einige Kabel zu sehen, und Kaylie entschied sich für eine Gruppe von
Drähten, die in das Zündschloß zu führen schienen. Ein rotes Kabel und ein
schwarzes. Die müßte sie beide herausreißen, die Plastikisolierung entfernen und
das blanke Metall aneinanderlegen.
Hoffentlich explodierte dabei nicht der Motor, oder sie selbst bekam einen Schlag?
Entschlossen zog sie an dem schwarzen Kabel.
Hinter sich hörte sie ein böses Grollen, und vor Schreck verharrte
Weitere Kostenlose Bücher