Tiffany Duo 48
rückte die schmale Brille zurecht, die er niemals vor der Kamera trug.
"Ach, ach so. Nein." War Don tatsächlich so weit gegangen, ihrer erfundenen Tante einen Namen zu geben? Kaylie räusperte sich. "Nein, ich hatte lediglich Zeit, über einige Dinge in aller Ruhe nachzudenken." Das wenigstens war nicht gelogen.
Meistens hatten sich ihre Gedanken jedoch um Don gedreht.
"Und?"
"Und dabei habe ich überlegt, wir sollten dieses ganze Geschwätz um uns beide
beenden."
"Erzähl das den Leuten vom Sender. Ich wette, daß die Einschaltquoten in der
letzten Zeit ganz schön geklettert sind, während wir beide in den Schlagzeilen
waren."
"Trotzdem..."
"Schon in Ordnung." Alan lachte leise. "Es hat doch niemandem geschadet, oder?"
Sie war sich da nicht so sicher. "Ich will lediglich mein Privatleben für mich behalten, weiter nichts."
Schweigend musterte Alan sie. Dann schob er seine Notizen zusammen. Als er
wieder zu Kaylie aufblickte, wirkte er nachdenklich. "Gibt es da irgendwelche
Neuigkeiten bei dir?"
"Was meinst du?"
Er rieb sich das Kinn. "Bevor du weggefahren bist, um deine Tante zu pflegen, rief Flannery hier ein paarmal an."
Sie zuckte nicht mit der Wimper. "Na und?"
"Hat deine Sorge um dein Privatleben etwas mit ihm zu tun?"
"Natürlich nicht", entgegnete sie und strich ihren Rock glatt.
"Sicher? Denn weißt du, mir kommt es merkwürdig vor, daß Flannery hier nach all
den Jahren gleich ein paarmal anruft. Dann verschwindest du für einige Tage, und
jetzt redest du von deinem Anrecht auf Privatleben."
"Das ist blanker Unsinn."
"Wenn du es sagst." Er tippte sich mit dem Stift an die Lippen. "Soll ich dir sagen, was ich glaube?"
"Eigentlich interessiert es mich nicht."
"Ich glaube, daß du nie richtig über ihn hinweggekommen bist." Alan legte seine Notizen auf den Tisch und setzte sich in einen Sessel.
"Don hat mit dem Ganzen nichts zu tun."
"Du konntest noch nie gut lügen. Und wenn mich nicht alles täuscht, hat dein
Verschwinden sehr viel mit Don zu tun. Vergiß nicht, daß ich dich gut kenne.
Genauso lange wie er. Und ich habe mitbekommen, was du nach deiner Scheidung
durchgemacht hast."
"Laß uns das nicht alles wieder aufrollen."
Alan ging nicht darauf ein. "Wie ich es sehe, hast du dich gefühlsmäßig nie von ihm getrennt. Zugegeben, du hast ihn jahrelang nicht gesehen, aber für mich ist es
offensichtlich, daß du ihn immer noch liebst." Bevor Kaylie widersprechen konnte, fuhr er fort: "Wenn Don gepfiffen hat, bist du angelaufen gekommen. Damals
hieltest du die Scheidung für richtig, aber das hat sich geändert."
"Woher willst du das denn wissen?" stieß sie aus.
"Weil ich lange mit dir gearbeitet habe, Kaylie. Damals bei der Premiere von
'Besessen' war ich dabei, als dich dieser Verrückte, dieser Johnston, angefallen hat.
Und ich habe mitbekommen, wie du dich seitdem verändert hast."
Kaylie ging durch die Kulisse und setzte sich in den Sessel, aus dem sie schon
Hunderte von Sendungen moderiert hatte. War sie so leicht zu durchschauen? Sogar
der selbstsüchtige Alan wußte anscheinend, was in ihr vorging.
"Ich weiß zwar nicht, weshalb ich diesen Kerl verteidige, obwohl ich ihn nicht mag, aber Don hatte recht, als er sich Sorgen machte, daß Johnston dich wieder bedrohen
könnte."
Ruckartig hob sie den Kopf. "Was soll das heißen?" fragte sie mißtrauisch, und in ihr meldete sich wieder die panische Angst. "Soll Johnston entlassen werden?"
Gleichgültig hob Alan die Schultern. "Wenn ja, dann wird es streng geheimgehalten.
Aber eines Tages wird er freikommen." Dabei blickte er auf seine Uhr und stand auf.
"Ich muß mich beeilen", erklärte er und griff nach seiner Aktentasche. Dann holte er eine Sporttasche unter dem Sessel hervor. "Ich bin mit meinem Agenten zum
Tennisspielen verabredet. Bis später." Er winkte kurz und ging hinaus.
***
Kaylie verbrachte die folgenden Stunden im Studio und durchforschte die
Nachrichten, die sich für sie angesammelt hatten. Doch es war kein Zettel darunter,
der auf einen Anruf von "Ted" hinwies. Sie erledigte ihren Schreibkram, telefonierte und sah sich die Folgen der Sendung an, die sie verpaßt hatte. Danach bereitete sie
sich mit Jim und Tracy für die nächste Sendung vor.
Schließlich verließ sie das Sendegebäude in einem Leihwagen. Wenn sie die Zeit
fand, wollte sie nach Carmel hinausfahren und sich ihren eigenen Wagen holen.
Aber im Moment hatte sie noch etwas Wichtiges zu erledigen.
Sie fuhr über die
Weitere Kostenlose Bücher