Tiffany Duo 48
daß sie ihn
von sich stoßen sollte, fand sie nicht die Kraft dazu. "Sonst könnte ich ..."
"Mir deinen Willen aufzwingen?" setzte er spöttisch fort, und seine Augen strahlten, als er den Kopf hob und sie ansah.
"Dir würde das Lachen noch vergehen!" warnte sie ihn.
"Ich bin zu allem bereit." Verführerisch lächelte er sie an. "Das kannst du mir glauben."
"Ich weiß", entgegnete sie langsam. Über seine Schulter hinweg sah sie auf die Küchenuhr und stöhnte auf. Sie war
schon viel zu spät. "Du willst sicher nicht, daß ich meinen Job verliere, oder?"
Unwillig stieß er die Luft aus und küßte sie erneut. "Ja, das wäre wirklich schade!"
"Das würde ich dir nie verzeihen!"
"Nein?" Ungläubig zog er eine Augenbraue hoch. Sein Blick war eine einzige
Herausforderung.
"Das meine ich ernst!" Sie tastete nach dem Türgriff und lief schnell hinaus. "Ich rechne damit, daß du weg bist, wenn ich wiederkomme."
"Und wenn ich dir dein Leibgericht koche, mein Schatz?" rief er ihr mit piepsiger Stimme nach.
"Du bist wirklich unmöglich."
Sie stieg in ihr Auto. Als sie den Rückspiegel einstellte, sah sie Don splitternackt in der Tür stehen. Die Arme hatte er vor der Brust verschränkt und lehnte sich lässig an den Rahmen. Daß die Nachbarn ihn sehen konnten, schien ihn nicht im geringsten
zu stören.
"Geschieht dir recht, wenn du verhaftet wirst!" schrie sie durch das geöffnete Seitenfenster und startete den Motor, ohne eine Antwort abzuwarten.
Don lachte nur, und der Klang seines Lachens verfolgte sie
noch während der ganzen Fahrt.
***
"Lee?" Dr. Henshaw setzte sich auf einen Stuhl neben seinem Patienten im
Freizeitraum. Johnston blickte nicht auf. Reglos starrte er auf den Bildschirm des
Femsehers vor ihm.
"Lee, kannst du mich hören?"
Johnston kratzte sich an einer Narbe auf dem Handrücken, ohne den Blick von dem
Fernseher zu wenden.
"Hat keinen Zweck, Doktor", sagte Rick, der gerade hereinkam und den
Fernsehapparat einschaltete. Laute Musik dröhnte durch den Raum, und Rick stellte
den Ton leiser. Es lief
gerade ein Zeichentrickfilm für Kinder. "Bis zum Beginn der West Coast Morning-
Show sagt er kein Wort."
Henshaw blickte kurz zu dem Pfleger auf und dachte über die Anrufe nach, die er
noch zu erledigen hatte. Flannery hatte sich wieder gemeldet und auch Kaylie
Melville. Er würde sie beide anrufen, doch darin sah er kein Problem.
Ein anderer Anruf beunruhigte ihn viel mehr, doch auch den mußte er beantworten,
ob er wollte oder nicht.
Rick schüttelte den Kopf. "Hoffen wir, daß diese Frau heute wieder in der Sendung ist", sagte er und räumte die Werkzeuge von der Bastelstunde in einen kleinen
Transportwagen. Dann rollte er den Wagen zum Sofa hinüber, auf dem Lee Johnston
saß. In diesem Moment stürmte eine Schwester ins Zimmer. Ihr Gesicht war gerötet.
"Dr. Henshaw? Es gibt Probleme in Zimmer 301", sagte sie atemlos. "Norman ist sehr aufgeregt und hat sein Frühstück durchs Zimmer geschleudert. Er..." Jetzt
entdeckte sie Lee Johnston und zwang sich, ruhiger zu sprechen. "Vielleicht solltest du auch mitkommen", sagte sie zu Rick.
Unwillig gab Rick dem Transportwagen einen Stoß. Der Wagen schlug gegen das
Sofa, und einige Werkzeuge fielen auf den Boden.
"So ein Mist." Rick bückte sich und hob die mit Farbe beschmierten Messer und Zangen auf. Ein Farbtopf war umgefallen und ergoß sich über den Boden. "Na toll.
Wirklich prima!"
Dr. Henshaw folgte der Schwester aus dem Zimmer, und Rick wandte sich
schlechtgelaunt an Lee: "Vielleicht solltest du lieber zurück in dein Zimmer gehen, bis ich hier mit Saubermachen fertig bin. Sonst machst du nur noch mehr Dreck. Na
los, geh schon! Zu deiner blöden Sendung kommst du noch rechtzeitig zurück."
Rick stieß Lee gegen die Schulter, und ruckartig fuhr Johnston zurück. Seine
Nasenflügel bebten. Er mochte nicht, wenn ihn jemand berührte. Schon gar nicht
dieser miese
hinterhältige Pfleger. Rick hielt ihn wirklich für verrückt und verachtete ihn, doch er würde Rick und Henshaw und all den anderen noch zeigen, was in ihm steckte.
Widerwillig stand er auf.
"Beeil dich, ich habe nicht ewig Zeit", schimpfte Rick und sah sich nach einem Wischlappen um.
Lee entdeckte ein Messer, das unter den Rand des Sofas gerutscht war. Unauffällig
blickte er zu Rick, der ihm den Rücken zuwandte, während er in einem Schrank
suchte. Blitzschnell hob Lee das Messer auf und steckte es seitlich in seinen Schuh.
Dann tat er so,
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