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Tiffany Duo 48

Tiffany Duo 48

Titel: Tiffany Duo 48 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Karten
    um.
    Leona sah sie merkwürdig an. "Die Kelchekönigin bedeutet bei dir meist Liebe. Wie alt ist dieser Nicholas Fitzsimmons eigentlich?"
    "Steinalt", versetzte Sybil. "Du brauchst nur seine Bücher zu lesen, dann wird dir das klar. Er ist ein reaktionärer alter Hohlkopf, ein engstirniges Fossil, wie die meisten Kuratoren. In deren Gesellschaft fühlt er sich bestimmt wohl."
    Leona atmete erleichtert auf. "Gut. Du weißt ja, wie ich über Liebesgeschichten
    denke."
    Sybil schmunzelte, und dieses Lächeln ließ ihr sonst eher unauffälliges Gesicht
    beinahe schön wirken. "Oh, ja, das weiß ich. Du hast auch deine reaktionären
    Anwandlungen!"
    "Wenn du danach strebst, deinen Horizont zu erweitem und in die wahren Tiefen
    deines Ichs vordringen möchtest, dann darfst du deine Energie nicht durch Sex
    vergeuden", verkündete Leona.
    "Ja, das hast du mir schon unzählige Male gesagt", meinte Sybil heiter. "Ich persönlich hätte ja nichts gegen so eine kleine, gesunde Energieverschwendung. Nur
    sind hier alle anderen entweder verheiratet, alt oder eben erst am Anfang der
    Pubertät."
    "Das ist auch gut so", entgegnete Leona streng. "Ich bringe schnell diese Pendel weg, dann kannst du dich ruhig hinsetzen und ich lese dir dein Tarot."
    "Gib mir erst ein Pendel." Sybil streckte die Hand aus, und Leona ließ einen metallenen, einer Revolverpatrone nicht unähnlichen Gegenstand hineinfallen.
    "Ich dachte, du härtest etwas gegen das Pendel."
    "Nur, weil ich damit immer so miserable Ergebnisse erziele. Jedesmal, wenn ich für jemanden auspendeln will, welches Geschlecht sein Baby haben wird, bekommt er
    bestimmt genau das Gegenteil davon. Heute jedoch haben alle anderen Methoden
    bei mir noch nicht funktioniert, vielleicht klappt es ausnahmsweise mit dem Pendel."
    "Es wird klappen, wenn du es zuläßt", dozierte Leona. "Du darfst dich nicht durch simple körperliche Bedürfnisse ablenken lassen, sondern mußt darüberstehen."
    Sybil sah der kleinen, stämmigen Gestalt nach, als sie hinausging. "Ach, ich würde mich liebend gern etwas ablenken lassen", meinte sie seufzend zu sich selbst.
    Unsanft und ohne jeden Respekt vor dem ehrwürdigen Alter der Karten verstaute
    sie das Tarot in der Schreibtischschublade und hob das zierliche Pendel an der
    Metallkette hoch. Sofort fing es an, in konzentrischen Kreisen zu schwingen. "Im Uhrzeigersinn heißt ja, gegen den Uhrzeigersinn bedeutet nein", teilte sie ihm mit.
    Es drehte sich unbeirrt weiter.
    "Also gut. Wird etwas geschehen?" Das Pendel drehte sich wild im Uhrzeigersinn.
    "Schön. Wird das etwas Gutes sein?" Das Pendel kam für eine Weile fast zum
    Stillstand, als sei es verwirrt, doch dann drehte es sich in derselben Richtung wie
    vorher weiter. "Wird es mir gefallen?" Immer noch im Uhrzeigersinn. "So weit, so gut", murmelte Sybil. "Wird ein Mann im Spiel sein?" Das Pendel reagierte nun ziemlich aufgeregt, der weite Kreis, den es beschrieb, lag fast genau parallel zur
    Tischplatte. Sybil starrte das außer Rand und Band geratene Pendel an. "Schon gut, schon gut! Und jetzt der schwierigste Teil. Sind meine Augen braun?"
    Das Pendel verlangsamte seine Bewegungen, hing für kurze Zeit reglos an der Kette
    und fing dann an, sich ganz bedächtig gegen den Uhrzeigersinn zu drehen. Sybil
    heftete den Blick ihrer warmen braunen Augen darauf und fluchte. "So viel zum
    Thema Pendeln." Damit wandte sie sich ihrer viel zu lange vernachlässigten
    Schreibmaschine zu.
    Ein durch und durch verkorkster Tag, dachte Sybil vier Stunden später, als sie endlich den Bogen aus der alten Maschine zog. Sie sah sich suchend nach der Plastikplane
    für das Gerät um, aber wie üblich war sie nirgends zu sehen. Erschauernd blickte sie
    durch die unterteilte Fensterscheib hinaus auf die verschneite Straße. Es war Anfang
    Dezember, um halb fünf war es bereits stockdunkel, und es schneite seit Tagen. Der
    November galt allgemein als der sonnenärmste Monat, aber dieser Dezember schlug
    den November noch um Längen. Schon dreizehn Tage hatte die Sonne nicht mehr
    geschienen. Am letzten Wochenende hatte dann der Eisregen eingesetzt, der das
    Autofahren fast unmöglich machte. Unter dem frischgefallenen Schnee verbarg sich
    noch immer eine solide Eisschicht, und Sybil machte sich schon darauf gefaßt,
    wieder einmal mehr gleitend als fahrend nach Hause zu kommen, obwohl sie einen
    Wagen mit Allradantrieb besaß.
    Dennoch hatte dieses Wetter auch sein Gutes. Die Straßen waren in einem

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