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Tiffany Duo 48

Tiffany Duo 48

Titel: Tiffany Duo 48 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Nickolas nicht wehren...

1. KAPITEL
    "Irgend etwas passiert." Sybil Richardson runzelte ihre hohe Stirn und betrachtete die Tarotkarten auf ihrem ohnehin schon ziemlich vollgepackten Schreibtisch. "Ich weiß nicht, ob es etwas Positives oder Negatives sein wird, aber es ist auf jeden Fall deutlich zu erkennen."
    "Hast du schon I Ging ausprobiert?" Leona sah auf, sie saß auf dem Boden neben dem Regal für die Wünschelruten und Pendel. In den vorderen Zimmern des alten
    Hauses in Tier Water Street in Danbury, Vermont, befanden sich die Geschäftsräume
    des "Vereins der Wasserhexen". Im Hinterzimmer war Sybil Richardsons
    okkultistischer Buchladen untergebracht, und Leona war gerade dabei, die neueste
    Lieferung an Wünschelruten und anderen parapsychologischen Utensilien
    auszupacken. "Du weißt doch, mit den femöstlichen Systemen kommst du am
    besten zurecht."
    "Das I Ging war sogar noch verwirrender", bemerkte Sybil verdrießlich. "Warum legst du nicht das Tarot? Du hast viel mehr Talent als ich."
    Leona erhob sich zu ihrer ganzen Große, was allerdings nicht viel war, denn sie maß
    nur etwa einsfunfundfünfzig. Auf ihrem
    runden Gesicht zeigte sich deutlich Mißbilligung. "So etwas gibt es nicht, Sybil, und das weißt du. Wir verfügen alle über übersinnliche Fähigkeiten, nur bei manchen
    sind sie vielleicht stärker ausgeprägt, weil sie sie öfter anwenden."
    "Jedenfalls klappt es bei mir heute ganz und gar nicht", stellte Sybil fest. Sie lehnte sich in ihrem Sessel zurück und strich mit der Hand über ihre hochgesteckten
    dunkelblonden Zöpfe, eine Frisur, die ihr wie gewöhnlich Kopfschmerzen
    verursachte. "Ich habe einfach nur diese Vorahnung."
    "Dann solltest du ihr auch besondere Beachtung schenken", meinte Leona
    entschieden. Sie war eine beinahe grotesk wirkende Frau mit ihrer kleinen,
    untersetzten Figur, dem rundlichen Gesicht mit den kleinen schwarzen Knopfaugen
    und dem immer leicht unordentlich aussehenden schlohweißen Haar. Leona sprach
    nie über ihr Alter, aber Sybil schätzte sie auf über siebzig, trotz ihrer
    unerschöpflichen Energie. "Vorahnungen haben einen Sinn. Wenn man sie ignoriert, kann das häufig gefährlich werden. Du solltest lieber nach oben gehen und
    meditieren. Ich komme hier unten schon allein zurecht."
    "Geht nicht", wehrte Sybil seufzend ab und schob die ihr anscheinend nicht
    wohlgesonnenen Karten zu einem Packen zusammen.."Ich muß das Rundschreiben
    noch tippen, es ist schon drei Wochen überfällig. Und dann kommt auch noch dieser
    Mann."
    "Was für ein Mann?" Leona setzte sich auf einen Stuhl, ihre kurzen Beine reichten kaum bis zum Boden.
    "Nicholas Wyndham Fitzsimmons." Sybils Tonfall klang so, als spräche sie von einem besonders giftigen Reptil. "Dieser Typ, der die ganzen dreisten Bücher schreibt und sich darin über all das lustig macht, woran er zufällig nicht glaubt. Und das umfaßt
    eigentlich all das, was uns am Herzen liegt."
    "Auch das noch", meinte Leona müde. "Wenn er an nichts glaubt, warum kommt er dann hierher? Doch wohl hoffentlich nicht, um eine sogenannte Enthüllung zu
    schreiben?"
    "Wie es scheint, glaubt der große Meister an das Wünschelrutengehen, das richtige, seriöse, wie er es ausdrückt. An die Fähigkeit, Wasser mit Hilfe einer Rute oder eines Pendels zu finden, und an alles, was damit zusammenhängt. Ganz im Sinne des
    Kuratoriums eben."
    "Auch das noch!" wiederholte Leona.
    "Genau. Er meint, Wünschelrutengehen bestände nur darin, daß ein paar alte
    Männer ausziehen und Quellen finden. Und genau über die will er sich informieren."
    "Nun, davon Haben wir genug. Hauptsache, er läßt uns anderen in Ruhe."
    "Ha, der Mann ist bestimmt genauso widerlich wie seine Bücher. Sicher schnüffelt er hier herum, steckt seine aristokratische Nase in alles Mögliche und sieht fürchterlich arrogant auf uns herab."
    "Hat er eine aristokratische Nase?" erkundigte Leona sich.
    "Weiß ich nicht, auf seinen Büchern ist nie ein Foto von ihm. Aber er unterrichtet in Harvard, da liegt die Vermutung nahe."
    Leona stand auf. "Hast du seine Bücher in deinem Laden? Ich kann mich nicht
    erinnern, je eins davon gesehen zu haben."
    "Ich bewahre sie unter dem Ladentisch auf." Stimrunzelnd begann Sybil, die Karten neu zu mischen. "Ich muß sie haben, falls mal ein irregeleiteter Narr nach diesen giftversprühenden Werken fragt, Werbung mache ich dafür allerdings nicht. Sie
    deckte die Königin der Kelche auf, stöhnte und drehte dann alle weiteren

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