Tiffany Duo Band 0124
hatte nicht nur ihre Stelle als Krankenschwester, sondern dazu auch noch die stattliche Summe einer Lebensversicherung, die sie bei Tims Tod ausgezahlt bekommen hatte. Tim hatte sie zwar nicht reich, aber gut versorgt zurückgelassen.
Und sie versuchte noch immer, ihren Bruder zu überreden, wenigstens ein Viertel des Geldes anzunehmen. Als Maureen ihr ihren Kaffee brachte, sagte sie: “Bringen Sie Josh das Steak New York, und schreiben Sie es auf meine Rechnung.”
“Wird gemacht.” Maureen zog ihren grünen Block aus der Tasche und notierte die Bestellung.
Nachdem die Kellnerin weg war, beschloss Molly, erst das Geschäftliche zu erledigen. “Gut, dass ich dich hier treffe. Ich wollte dich später sowieso anrufen. Weißt du vielleicht etwas von einem kleinen Mädchen?”
Er runzelte die Stirn. “Was?”
Molly holte tief Atem. Ihre Mundwinkel fühlten sich steif an, aber sie sagte: “Es gibt da ein kleines Mädchen von den Obstplantagen, das jeden Morgen bei mir reinschaute.”
Er schaute noch immer verwirrt drein. “Was ist mit ihm?”
“Habt ihr sie vielleicht letzte Nacht aufgegriffen? Sie war heute Morgen nicht bei mir.” Diesmal war ihr die Lüge schon ein bisschen glatter über die Zunge gegangen. Molly sah ein mageres achtjähriges Mädchen mit langen schwarzen Haaren vor ihrem geistigen Auge, das in ihrem Garten saß. “Ich mache mir Sorgen um sie.”
“Du solltest es wirklich besser wissen, als dich mit solchen Kindern abzugeben.”
Sie nickte und lächelte ihn entschuldigend an. “Ich weiß, aber sie ist so süß. Ungefähr acht. Sie heißt Josefina.” Sie rührte in ihrem Kaffee. “Klingelt es da bei dir?”
Noch ehe er antwortete, bekam Molly Panik. Was war, wenn er fragte, wie sie aussah? Sie wusste es nicht. Ihr Herz zog sich vor Angst schmerzhaft zusammen.
Oh, lügen konnte sie wirklich nicht sehr gut.
“Da waren ein paar Kinder”, sagte Josh. “Aber nicht in dieser Altersgruppe. Nur zwei ganz kleine und ein paar Jugendliche, das ist alles.” Er schüttelte angewidert den Kopf. “Irgendwer muss sie gewarnt haben. Vielleicht der alte Wiley selbst.”
Molly nickte. “Schön, aber wenn du etwas von diesem kleinen Mädchen hörst, sagst du mir Bescheid, okay?”
“Sie ist inzwischen vielleicht schon zweihundert Meilen weit weg von hier.”
“Du hast Recht.” Erleichtert, dass sie es hinter sich hatte, wechselte sie das Thema. “Und wie gefällt dir dein neuer Truck?”
“Señor
! Kommen Sie, Freund. Wenn Sie sterben, habe ich wirklich ein Riesenproblem!”
Die Stimme kam von sehr weit her. Ein sanftes Plätschern, wie Musik. Alejandro streckte die Hand aus, aber er glitt weg in den Zustand zwischen Traum und Wachen, und er war wieder zu Hause, auf der Farm seines Onkels. Verwirrt, aber erfreut begrüßte er seine Cousins und erklärte, dass er nicht wisse, wie er hergekommen sei, jedoch froh wäre, wieder da zu sein. Dann fragte einer von ihnen nach Josefina.
Josefina!
Auf seine Stirn klatschte etwas Kaltes, Nasses, und er schoss kerzengerade hoch. Ein starker Arm legte sich um seinen Brustkorb. Ein scharfer Schmerz durchzuckte ihn, und er stöhnte auf, dann sank er wieder zurück, während eine Welle von Übelkeit über ihn hinwegschwappte.
“Ganz ruhig”, sagte die Stimme der Frau. “Ich versuche nur, Ihr Fieber runterzubekommen, okay? Ganz ruhig.”
Der kalte Waschlappen lag nun in seinem Genick, und er protestierte, oder zumindest dachte er es. Dann spürte er den nassen Lappen auf der Brust, den Schultern. Schließlich stieg ihm ein beißender Geruch in die Nase, und er schüttelte sich. Er öffnete die Augen.
Die Frau mit dem Madonnengesicht beugte sich mit besorgtem Ausdruck über ihn, um ihm Nacken, Schultern, Arme, Brust und schließlich die Beine mit kaltem Wasser abzureiben. Er brachte kein Wort heraus und konnte sie nur stumm beobachten. Der Zopf, glänzend und lang, fiel ihr bei der Arbeit über die Schulter, und er registrierte, dass ihre Nase sehr gerade und eine winzige Spur zu groß für ihr Gesicht war. Und ihre Augen … er wusste nicht, was es war, aber irgendwie hatten sie etwas Überirdisches.
Irgendwann schien sie seinen Blick auf sich zu spüren und hob den Kopf. In ihren Augen lag tiefe Besorgnis, die jedoch gleich darauf Erleichterung Platz machte. Sie seufzte. “Gott sei Dank”, flüsterte sie. “
Señor”
, sagte sie. “Sie müssen eine Tablette nehmen. Glauben Sie, dass Sie es mit meiner Hilfe schaffen?”
Er brachte
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