Tiffany Duo Band 0124
Wir haben es also zu tun mit zwei Leichen, einer Frau mit einer Gedächtnislücke und einem Mann, der sie beschattet.”
“Was meinst du”, fragte sie zögernd, “waren all die Sachen im Voraus geplant oder eher zufällig? Ich meine, Richards Tod, die Tatsache, dass ich Selbstmord begehen sollte, Demeters Tod?”
“Und wie sorgen wir dafür, dass alle wissen, dass du unschuldig bist?” Nick stellte den Motor ab. “Der Mann, der dir gefolgt ist, er ist der Schlüssel. Seit er mir entwischt ist, habe ich ihn nicht mehr gesehen.”
Dr. Neil Mishkin war Anfang vierzig, schlank und von mittlerer Größe. Er trug eine dicke Brille und hatte das netteste Lächeln, das Carly je bei einem Arzt gesehen hatte. Auf seinem Schreibtisch stand ein Foto in einem Silberrahmen, das ihn, eine zarte Brünette und drei kleine Jungs mit genau demselben Lächeln zeigte. Carly fühlte sich sofort wohl in seiner Nähe.
Nick andererseits war alles andere als entspannt. Neil hatte darauf bestanden, Carly auf ihre körperliche Gesundheit zu untersuchen, bevor er sich dazu entschied, sie zu hypnotisieren, und er bestand darauf, dass Nick im Wartezimmer wartete. Stattdessen hatte Nick sich ein Münztelefon gesucht und einen ihm bekannten Reporter angerufen, um einen Termin mit ihm zu vereinbaren. Danach kehrte er ins Wartezimmer zurück und durchblätterte fahrig eine Zeitschrift nach der anderen, ohne auch nur irgendetwas zu registrieren.
Ganz abgesehen von seiner Sorge um Carly konnte er sich des Gefühls, dass Eile geboten war, nicht erwehren. Ein Mörder lief frei herum, Carly war in Gefahr, und Nick wollte Antworten, und zwar jetzt gleich.
Als die Sprechstundenhilfe ihn endlich bat, ins Zimmer des Arztes zurückzukommen, sprang er so schnell auf, dass die anderen Patienten, die träge herumgesessen hatten, erschreckt auffuhren.
Als Nick in Neils Zimmer trat, war Carly nirgends zu sehen. “Wo ist sie?”
“Sie zieht sich an.”
“Danke, dass Sie sie so kurzfristig reingeschoben haben, Neil.”
“Schon gut, gern geschehen. Setzen Sie sich doch.” Dr. Mishkin hatte eine kurz angebundene, präzise Sprechweise, die ganz im Gegensatz stand zu seinem freundlichen Wesen. “Miss Terry ist damit einverstanden, dass ich Ihnen alles sage, was ich ihr gesagt habe. Ich gehe davon aus, dass Sie beide eng befreundet sind.”
Nick lächelte. Es war die schnellste enge Freundschaft der Geschichte. “Ja, das könnte man sagen.” Er setzte sich auf den Stuhl dem Arzt gegenüber und beugte sich interessiert vor. “Und?”
“Miss Terry ist ziemlich sicher, dass ihr Freitagabend eine Droge verabreicht wurde, die bei ihr zu einem Gedächtnisverlust führte. Nach ihrer Beschreibung wurde ihr möglicherweise eine illegale Version von Rohypnol oder Gamma Hydroxybutyryl gegeben.”
“Richtig harter Stoff also.” Nick presste die Lippen zornig zusammen.
“Ja.” Der Arzt sah kurz in seine Notizen. “Sie hat kürzlich Geschlechtsverkehr gehabt, ist ein wenig wund im Genitalbereich, aber es gibt keinerlei Anzeichen von gewaltsamer Penetration oder sonstiger Gewalt. Auch waren keine Spermazellen vorhanden, also ist es entweder nicht zum Erguss gekommen, oder er trug ein Kondom.”
“Tat er. Ich war das.”
Der Arzt blickte kurz auf und lächelte. “Genau das sagte sie.”
“Gibt es irgendwelche Anzeichen, dass jemand anders — ich meine, außer mir …”
“Mit ihr Geschlechtsverkehr hatte? Das kann nicht ausgeschlossen werden. Bei einer ausgewachsenen Frau ist es ohne Spermaproben unmöglich, zu sagen, wie viele Partner sie kürzlich gehabt hat.”
“Also haben wir darauf immer noch keine Antwort.”
Der Arzt schüttelte den Kopf. “Tut mir leid.”
In diesem Augenblick öffnete sich die Tür, Carly trat ein und setzte sich neben Nick. Mit einem kurzen Blick auf sie vergewisserte er sich, dass es ihr gut ging. Sie lächelte ihn beruhigend an, und faltete dann die Hände im Schoß, auf die ihr eigene Art, um Gelassenheit vorzugeben.
Der Arzt fuhr fort: “Ich habe Blut abgenommen, und das Labor wird es auf sämtliche bekannte Narkotika überprüfen, obwohl die Drogen, die ich schon erwähnte, den Körper ziemlich schnell wieder verlassen.”
“Wann werden Sie die Ergebnisse haben?”
“Die vorläufige Toxikologie sollte morgen Vormittag vorliegen, da ich es eilig gemacht habe.” Neil zog wieder seine Notizen zu Rate. “Ihr Herz ist in Ordnung, ihr Blutdruck leicht erhöht. Miss Terry hat mir versichert, dass er für
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