Tiffany Duo Band 0124
Kinn. “Ich fühle mich bei dir sehr viel sicherer, Nick. Ganz ehrlich. Und deshalb wirst du mich auch nicht los.”
Nick seufzte besorgt. “Du erwartest sehr viel von mir, Carly. Ich bin zwar ein guter Polizist, aber ich bin kein Superheld. Ich kann nicht versprechen, dass du für immer in Sicherheit bist.”
“Das verlange ich doch auch gar nicht. Ich möchte nur bei dir bleiben. Ich leide etwas unter Klaustrophobie und möchte deshalb nicht eingesperrt sein.” Ihre Stimme zitterte leicht. “Weder in deiner Wohnung noch im Gefängnis, noch sonst irgendwo.”
Sie atmete ein paar Mal tief durch. “Also, da wir jetzt nicht zu dir fahren, wo fahren wir dann hin?”
Er fuhr aus der Parklücke. “Wie auch immer”, sagte er, “es wird Zeit, dass du wieder richtig sehen kannst.”
Nick ging mit Carly zu einem Optiker in der Hauptstraße von Venice, der sich rühmte, innerhalb von einer Stunde Brillen nach Maß anfertigen zu können, und nachdem sie sich einem Sehtest unterzogen hatte, machten sie einen Schaufensterbummel, wobei Nick sich ständig vergewisserte, ob sie beobachtet und verfolgt wurden. In einem großen Secondhandladen erstanden sie dann eine Hose und einen Sommerpulli für Carly und dazu noch eine schwarze Ledertasche. Danach kauften sie noch Zahnbürste und Unterwäsche ein, und dann war die Brille auch schon fertig.
Carly setzte sie auf und war begeistert, endlich wieder deutlich sehen zu können. “Sehe ich sehr schrecklich aus?” Sie sah Nick besorgt an.
“Nein. Eigentlich siehst du damit ganz niedlich aus.”
Carly zog ein Gesicht. “Also wirklich! Nick, es ist einfach wunderbar. Endlich kann ich wieder sehen. Was machen wir als Nächstes?”
Er sah auf die Uhr. “In fünfzehn Minuten erhalten wir Informationen. Wir treffen uns mit dieser Reporterin, die ich kenne.”
“Reporterin?”
“Wir tun einander hin und wieder einen Gefallen. Ich gebe ihr vielleicht ein oder zwei besondere Einzelheiten für einen Fall, und Bobbie sorgt dafür, dass Dinge, die wir veröffentlicht haben wollen, auch in die Zeitung kommen. Sie gibt uns Platz in ihrer Zeitung für das, was veröffentlicht werden muss. Sie bringt Fotos und Hintergrundmaterial über Demeter mit.”
Das Gefühl der völligen Entspannung und reinen Lebensfreude schwand. Carly hatte für einen kleinen Augenblick ihre Sorgen und Ängste vergessen, hatte es genossen, mit Nick herumzualbern und mit ihm einzukaufen. Aber jetzt hatte die Wirklichkeit sie wieder in ihrem eiskalten Griff, zumindest fühlte sich Carly so. Jetzt galt es, sich ganz auf den Fall zu konzentrieren.
9. KAPITEL
Die Wolken vom Morgen waren strahlendem Sonnenschein gewichen, und inzwischen schien ganz Venice auf den Beinen zu sein. Zu spät dachte Nick daran, dass es vielleicht besser gewesen wäre, einen weniger öffentlichen Ort für das Treffen mit Bobbie zu wählen. Außerdem hätte er seine Waffe einstecken sollen. Aber einige Monate ohne aktiven Dienst hatten ihn nachlässig werden lassen. Doch jetzt war es zu spät, und er war ganz besonders aufmerksam, sorgte dafür, dass Carly dicht neben ihm ging, und vergewisserte sich immer wieder, dass sie nicht verfolgt wurden.
Sie bogen in das Basketballgelände von Venice ein und setzten sich auf eine leere Bank. Kurz darauf setzte sich eine Frau neben Nick und grüßte ihn.
“Carly”, stellte Nick vor, “das ist Bobbie Kim.”
Bobbie lächelte sie strahlend an und schüttelte ihr herzlich die Hand. Carly mochte sie auf Anhieb. Bobbies Gesichtszüge waren rein asiatisch, und sie sprach mit dem Akzent einer gebürtigen Kalifornierin, nur viel, viel schneller. Carly musste sich richtig konzentrieren, um ihrem Wortschwall folgen zu können.
Bobbie hatte sämtliche Berichte über das verstorbene Ehepaar Demeter mitgebracht, und Nick las alles, was es über Demeter gab, während Carly aus den Berichten erfuhr, wie es ihrer Schwester ergangen war.
Nina Terry war ein völlig anderer Mensch geworden. Aus dem Mädchen aus der Kleinstadt war Amanda Terrence, eine Tänzerin in Las Vegas geworden, die später dann nach Hollywood gegangen war. Sie hatte zeitweise als Model gearbeitet und in einigen Pornofilmen mitgewirkt. Dann hatte sie Pete Demeter, einen führenden Mann aus der Unterwelt, geheiratet und war mit ihm in eine riesige Villa im Silver-Lake-Bezirk von Los Angeles gezogen. Nachdem der Großteil ihres Besitzes bei dem Erdbeben von 1994 zerstört worden war, zogen sie und Demeter auf seine Jacht und
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