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Tiffany Duo Band 0124

Tiffany Duo Band 0124

Titel: Tiffany Duo Band 0124 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Wind Barbara Ankrum Diane Pershing
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den Kegel der Taschenlampe an ihm hinabwandern.
    Sie hatte Recht gehabt. Er war groß. Sehr groß. Wahrscheinlich über eins neunzig. Und obwohl sich seine Kleidung in einem üblen Zustand befand, war dieser Mann kein Herumtreiber. Die gut sitzende Jeans war bestimmt teuer gewesen, und seine Cowboystiefel — obwohl jetzt so ramponiert und schmutzig wie alles andere auch — waren aus feinem Leder gearbeitet. Die Knöpfe seines zerfetzten Hemds waren abgerissen, und über seine breite, muskulöse Brust zogen sich blutige Schrammen. Er sah aus, als ob ihn ein Pferd hinter sich hergeschleift hätte.
    Er war eine Mischung aus Montgomery Clift und dem jungen John Wayne, mit einem grüblerischen Zug, der an James Dean erinnerte. Seine dunklen, glatten Haare hingen ihm feucht und wirr in die Stirn. Die fest zusammengepressten Kiefer ließen seinen Mund hart und unbeugsam erscheinen. Sein Anblick bewirkte, dass sie einen Augenblick zu atmen vergaß.
    Erschüttert richtete sie den Strahl der Taschenlampe wieder auf die Straße, die er eben entlanggetorkelt war. Vielleicht hat er ja einen Autounfall gehabt, dachte sie und umklammerte die Taschenlampe fester. Hier auf dieser Straße kam es mit erschreckender Regelmäßigkeit immer wieder zu Unfällen. War er in den Canyon gestürzt und aus eigener Kraft wieder nach oben geklettert?
    Irgendein Instinkt warnte sie, dass es sich hier um etwas Komplizierteres als einen Autounfall handelte. Was sie jedoch noch mehr beunruhigte, war ihr Verdacht, dass all das Blut unmöglich allein aus der Wunde an seiner Schläfe stammen konnte.
    Sanft berührte sie seinen Arm. “Hallo … können Sie mich hören?”
    Er stöhnte, bewegte sich aber nicht. Er lag zur einen Hälfte auf dem Seitenstreifen, zur anderen auf der Straße. Kein Auto, das um die Kurve kam, würde es schaffen, ihm auszuweichen.
    Sie stieß eine unterdrückte Verwünschung aus. “Allein schaffe ich das nie im Leben”, murmelte sie, obwohl sie wusste, dass ihr gar nichts anderes übrig bleiben würde, als ihn von der Straße zu schleifen, wenn er nicht aufwachte. Für einen Moment konnte sie nur auf seinen breiten Brustkasten starren, der sich quälend langsam hob und senkte, während sie sich fragte, wie ein Mann, der sich in einem so guten Allgemeinzustand befand, so traurig enden konnte.
    Bei dem Gedanken schwappte eine Welle von Übelkeit über sie hinweg. Überleben hatte viel weniger mit dem Allgemeinzustand zu tun als mit Glück. Das war ihr vor zwei Jahren klar geworden, als das Glück Adam im Stich gelassen hatte. Seit dieser schrecklichen Nacht hatte sie alles daran gesetzt, etwas zu vergessen, das heute Nacht entschlossen schien, sein hässliches Haupt aufs Neue zu erheben. In jener Nacht hatte sie sich geschworen aufzuhören, beschädigte Körper zusammenzuflicken. Sie hatte geglaubt, das dem Universum unmissverständlich klargemacht zu haben.
    Der Mann stöhnte und rollte sich halb herum.
    Offensichtlich nicht klar genug.
    Sie ließ den Kegel der Taschenlampe über seinen oberen Brustkorb wandern, dann hielt sie abrupt inne. Durch seine Bewegung war ihm das Hemd über die Schulter gerutscht. Was sie dort sah, bewirkte, dass ihre Knie auf dem Asphalt aufschlugen.
    Ein kreisrundes schwarzes Loch.
    Ihre Lippen wurden taub. Sie schloss die Augen, holte tief Luft und stützte sich mit einer Hand auf dem Boden ab. Angst, kalte Angst, sammelte sich in ihrem Bauch. Die Art von Angst, wegen der sie seit zwei Jahren schweißgebadet aufwachte.
    Jetzt drohte sie daran zu ersticken.
    Sie sog die kalte Nachtluft so gierig in die Lungen, als ob sie unter Wasser gewesen wäre. Ruhe, Tess, befahl sie sich.
Bleib ganz ruhig. Du hast schon Schlimmeres gesehen. Viel Schlimmeres.
Aber das trug wenig dazu bei, ihre aufsteigende Panik zu lindern.
    Sie schloss die Augen und zählte bis fünf.
Atme tief durch
, redete sie sich gut zu.
Atme. Er braucht deine Hilfe. Hier ist niemand anders, der ihm helfen könnte.
    Sie musste ihn in ein Krankenhaus bringen. Und zwar sofort.
    Ihre Hand zitterte immer noch, als sie sie ausstreckte, um das Hemd noch ein Stück von der Wunde wegzuschieben. Der blutdurchtränkte Stoff klebte an seiner Haut.
    Da war es, etwa anderthalb Zoll unter dem Schlüsselbein. Ein kreisrundes Loch, vielleicht aus einem 38er-Revolver. Sie tastete auf seiner Schulter nach einer Austrittswunde. Nichts. Die Kugel steckte noch in seiner Brust. Sie hob die schwere schwarze Taschenlampe etwas an. Wenn er Glück hatte, hatte die

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