Tiffany Duo Band 0124
Kugel seine Lunge verfehlt. Wenn nicht, würde er …
Das Flattern seiner Lider war die einzige Warnung, die er ihr zukommen ließ.
Seine Hand schloss sich um ihr Handgelenk und riss sie zu sich heran.
Ihr Schreckensschrei blieb ihr in der Kehle stecken. Einen Sekundenbruchteil später kippte ihre Welt aus den Angeln. Ihre Taschenlampe und ihr Wagenschlüssel flogen in hohem Bogen davon, und sie krachte mit dem Rücken hart auf den Asphalt.
Er nagelte sie mit seinem Gewicht dort fest und drückte ihr mit einem stählernen Unterarm die Luft ab. Sie würgte und keuchte. Sie hörte, wie er sie anfuhr, aber sie verstand nicht, was er sagte. Er wiederholte es, fordernder diesmal, doch seine Stimme schien noch weiter weg zu sein.
In ihren Ohren rauschte das Blut, und ihr Kopf wurde so leer, dass sie befürchtete, gleich ohnmächtig zu werden. Dann hörte sie aus weiter Ferne eine wenig schmeichelhafte Bemerkung über ihre Geschlechtszugehörigkeit, woraufhin der Druck auf ihren Hals schlagartig nachließ.
Langsam füllten sich ihre Lungen wieder mit Sauerstoff. Sie hustete und würgte und keuchte und schnappte gierig nach noch mehr Luft.
Er ragte als ein schwarzer Schatten über ihr auf, übergossen von dem Mondlicht hinter ihm. Er hielt sie immer noch auf den Boden gepresst, aber längst nicht mehr mit so brutaler Gewalt wie eben noch, sondern eher mit der Besorgnis eines fehlgeleiteten Liebhabers.
Zusammen mit dem Sauerstoff wurde sie von Zorn überschwemmt. Ihre Augen brannten, und sie biss die Zähne zusammen, um zu verhindern, dass ihr die Tränen über die Wangen rollten. Er konnte sie töten, aber sie würde nicht weinen. Sie würde nicht weinen!
Er fluchte wieder. “Halten Sie … still.”
Sie wand sich unter ihm. “Lassen … Sie … mich … los!”
“Wer sind Sie?” In seinen Augen gärte Gewaltbereitschaft, seine Stimme klang heiser. “Wer hat Sie geschickt?”
Sein Schraubstockgriff an ihrem Handgelenk hatte sich nicht gelockert, aber zum ersten Mal spürte sie jetzt, dass seine Muskeln von der Anstrengung, sie festzuhalten, zitterten.
“Sagen Sie es mir, verdammt!”
“Niemand hat mich
geschickt”
.
“Und was wollen Sie dann hier? Mich überfahren? Dass es wie ein Unfall aussieht?”
Wieder unternahm sie einen wütenden Anlauf, sich aus seinem Griff zu befreien. “Dass es wie ein Unfall
aussieht
?”, fragte sie fassungslos. “Ihretwegen wäre ich um ein Haar in den Canyon gestürzt! Ich musste Ihnen ausweichen und bin dabei ins Schleudern gekommen!”
“Nennen Sie mir Ihren Namen, Lady. Sie haben drei Sekunden.”
Sie spürte, wie ihr etwas Warmes in den Ausschnitt tropfte. Es musste sein Blut sein. Einen Namen? Was für einen Namen? Für wen hielt er sie? Für jemanden, der ihn töten sollte?
Er schaute sie unter halb gesenkten Lidern an. “Eins.”
Sie zweifelte nicht daran, dass er sie töten konnte, töten würde. Jeder stählerne Zoll von ihm versengte ihr Fleisch. Er konnte sie zerquetschen, wenn er wollte. Oder Schlimmeres.
Sie kniff die Augen ganz fest zu, während sie spürte, wie sie von Bedauern überschwemmt wurde: wegen der Kinder, die sie nie haben würde, wegen der vielen Wochen, die verstrichen waren, ohne dass sie die Zeit gefunden hatte, ihre Mutter zu besuchen; dass sie in jener Nacht, Monate nach Adams Tod, nicht den Mut gehabt hatte, seiner Stimme zu lauschen, die ihr sagen wollte, dass alles gut werden würde.
Es war nicht gut geworden. Sie hatte es nicht zugelassen.
“Zwei …”
Das Wort fuhr in sie hinein wie ein Skalpell. Jeder Nerv in ihrem Körper erwachte zum Leben. “Tess”, platzte sie heraus. “Tess Gordon.”
Er blinzelte verdutzt, sein Gesicht nur ein paar Zentimeter von dem ihren entfernt. Seine Verwirrung bewirkte, dass sich die Linien um seinen Mund, die der Schmerz gegraben hatte, noch vertieften.
“M…m…mein Name”, erklärte sie. “Mein Name ist Tess.”
Ein Schweißtropfen fiel ihm von der Stirn und bahnte sich einen Weg durch den Schmutz auf seiner Wange. Sie konnte fast hören, wie er seine Gedächtnisschubladen auf der Suche nach ihrem Namen durchkramte und natürlich nichts fand. Er schüttelte langsam den Kopf, sein flackernder Blick blieb auf ihrem Mund liegen. “Das ist … falsch”, stammelte er mühsam.
“Falsch.”
Er verzerrte höhnisch die Lippen. “Keine … Spielchen … mehr.”
“Ich spiele keine Spielchen … schauen Sie, ich kann Ihnen helfen. Ich bin Ärzt…”
“Nennen Sie mir Ihren
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