Tiffany Duo Band 0124
irgendetwas verband. Mit irgendetwas, das er wieder erkannte.
“Er hat mir seinen Namen nicht gesagt”, hörte er sie sagen. “Lassen Sie es mich versuchen.”
Er blinzelte, als er eine Hand auf seinem Arm spürte. Warm. Nimm sie nicht weg, dachte er, während er sich alle Mühe gab, seinen Blick scharf zu stellen.
“Hallo, können Sie mich hören?”
Schatten gewannen Form. Schokoladenbraune Augen, die aus einem Gesicht zu ihm herunterspähten, das er nur mit einem Valentinsherz vergleichen konnte — herzförmig, zart, engelsgleich.
Da erinnerte er sich: die Scheinwerfer; die furchtbare Kälte des Asphalts. Die Frau.
Sie hatte ihn nicht verlassen.
“Kekschen?”, krächzte er.
Ihr entschlüpfte ein erleichtertes Aufatmen. “Hier.”
“Wo …?” Seine Stimme kratzte in seinem Hals wie Schmirgelpapier.
“Sie sind jetzt sicher. Machen Sie sich keine Sorgen.” Sie schaute auf den Tropf, an den er angeschlossen war. “Liegen Sie einfach nur still. Sie werden bald wieder okay sein.”
Okay? Seine Schulter brannte wie Feuer, und sein Gedächtnis war wie ein Stück Schweizer Käse, voller schwarzer Löcher. Er konnte sich an nichts erinnern, nachdem er auf dieser Straße ohnmächtig geworden war. “Wie bin ich …?”
“Sie erinnern sich nicht? Ich habe Sie hierher gebracht.” Sie nagte an ihrer Unterlippe. “Wie fühlen Sie sich?”
Er schluckte mühsam. “Wie von einer Dampfwalze überrollt.”
Um ihren Mund zuckte ein winziges Lächeln.
Jetzt erinnerte er sich an ihren Namen. Tess. Tess mit einer Stimme wie Whiskey aus Tennessee und einer Menge Mut. Die Deckenbeleuchtung tat ihm in den Augen weh. Seine Hand kam mit dem Verband in Berührung, der um seinen Kopf gewickelt war. Darunter pochte ein dumpfer Schmerz.
Die blassgrünen Wände erinnerten ihn an etwas. Er wusste nicht, an was. Unter seiner Nase war irgendetwas Hartes, das ihm Luft in die Nase pustete. Er riss es weg, während ihm die Situation, in der er sich befand, langsam zu dämmern begann.
Infusionsbehälter. Desinfektionsmittel.
Krankenhaus.
Sein Pulsschlag beschleunigte sich. Verdammt! Sie hatte ihn in ein Krankenhaus gebracht.
“Das dürfen Sie nicht”, schalt sie ihn, drückte ihn mit überraschender Leichtigkeit in die Kissen zurück und befestigte das Ärgernis wieder unter seiner Nase.
Er verfluchte im Stillen seine erbärmliche Schwäche. Er musste es ihr sagen. Sie warnen. Das war alles verkehrt. “Hören Sie …”
“Versuchen Sie sich zu entspannen.” Ihre Hand schloss sich um seinen Unterarm. “Ich verspreche Ihnen nicht wegzugehen, bis ich sicher bin, dass mit Ihnen alles okay ist.”
Okay? Was zum Teufel war okay?
“Verschwinden Sie von hier”, sagte er und versuchte sich auf einen Ellbogen aufzustützen, aber er ließ es gleich wieder sein, weil sich das Zimmer zu drehen begann.
Sie schaute ihn leicht gekränkt an. “Was?”
“Ich meine es ernst.”
Sie schüttelte den Kopf. “Sie sind aufgeregt. Das war zu erwarten. Sie hatten eine schreckliche …”
Zu erwarten!
Er riss sich das Laken, mit dem er zugedeckt war, herunter, allerdings nur um den viel sagenden, kalten Luftzug auf seinem Körper zu spüren.
“Verdammt!”, brummte er, an sich hinunterschauend.
Er riss das Laken hoch und fluchte wieder. “Wo zum Teufel sind meine Kleider?”
Sie schaute ihn schuldbewusst an. “Äh … sie sind …” Sie reckte den Daumen und deutete auf den Schrank hinter sich, dann presste sie die Lippen aufeinander und straffte die Schultern. “Machen Sie sich keine Gedanken um Ihre Kleider. Sie gehen nirgendwo hin.”
Er packte ihr zartes Handgelenk und zog sie näher zu sich heran. Der Anblick seines Blutes auf ihrem blassblauen T-Shirt ermahnte ihn zur Dringlichkeit. “Ich muss hier raus.”
“Sie sollen gleich operiert …”
“Sie werden mich finden”, fiel er ihr ins Wort. “Und wenn sie mich finden, finden sie Sie ebenfalls.”
Tess sperrte schockiert den Mund auf.
“Ist alles in Ordnung, Dr. Gordon?”, fragte eine Frau von der Tür her. Während er Tess’ Handgelenk losließ, kam eine pummlige Krankenschwester mit einer Haut wie Milchschokolade heran und musterte ihn aus verengten Augen. Er fragte sich, mit wem sie sprach, und suchte hinter Tess’ Schulter nach dem Blödmann, der ihn an diese verdammten Schläuche angeschlossen hatte.
“Ja, sicher, Earline. Er ist nur ein bisschen aufgeregt”, antwortete Tess, als ob die Schwester die Frage an sie gerichtet hätte. “Er ist
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