Tiffany Duo Band 0124
immer noch etwas desorientiert.”
Er stand definitiv auf der Leitung, aber jetzt dämmerte es ihm. “Sie … Sie sind Ärztin?”, stammelte er.
Sie zuckte fast unmerklich mit der Schulter.
“Sie können sich glücklich schätzen”, mischte sich Earline ein. “Sie ist eine unserer besten Ärztinnen, egal als was sie sich selbst bezeichnet.”
Tess studierte den Fußboden. “Ich glaube nicht, dass das unseren Patienten sonderlich interessiert, Earline.”
Ganz im Gegenteil, dachte er. Es wurde immer interessanter.
Earline sagte nichts mehr und konzentrierte sich darauf, eine Spritze aufzuziehen, aber der Sie-können-es-solange-bestreiten-wie-Sie-wollen-Blick blieb auf ihrem Gesicht.
Als Tess sich wieder über ihn beugte, hatte sie ihre professionelle Kühle wiedererlangt. “Erinnern Sie sich daran, was heute Nacht passiert ist?”
Er kniff die Augen zu und befeuchtete sich mit der Zungenspitze die aufgesprungenen Lippen. Sie fühlten sich so unwegsam an wie seine Gedankengänge. Ihre Frage ging ihm wieder und wieder im Kopf herum, bis er sie vergessen hatte. Er war sich nur zweier Dinge sicher: der nagenden Unruhe, die ihm sagte, dass er, wenn er nicht bald von hier wegkam, diesen Ort nicht lebend verlassen würde, und der Gewissheit, dass sie bis zum Hals zusammen mit ihm in dieser Sache drinsteckte.
Er räusperte sich und sagte: “Wir müssen reden.” Er warf Earline, die sich am Tropf zu schaffen machte, einen düsteren Blick zu und schaute dann Tess wieder an. “Allein.”
Tess zögerte nur einen Moment, dann sagte sie: “Earline, würden Sie … uns wohl für einen Augenblick allein lassen?”
Kaum war die Schwester verschwunden, begann er: “Sie hätten mich einfach dort liegen lassen sollen.”
Sie wich seinem Blick aus. “Das konnte ich nicht.”
“Warum nicht? Der hippokratische Eid?”
Der Sarkasmus, der in seiner Stimme mitschwang, ließ sie erbleichen. “Irgend so was.”
“Das ist tröstlich.”
Sie umklammerte das Bettgestell so fest, dass ihre Knöchel weiß wurden. “Sie haben mich gebeten, Ihnen zu helfen.”
“Ich wusste nicht, was ich rede.” Sein Blick wanderte über die roten Stellen an ihrem Hals. Das war er gewesen.
“Sie waren kurz davor zu verbluten. Glauben Sie vielleicht, Sie sind der erste Patient, der verwirrt aus einer Bewusstlosigkeit aufwacht und mich angreift?”
Er erinnerte sich daran, wie sich ihre Brüste an seinem Brustkorb angefühlt hatten, und fragte sich, ob ihre Lippen auch so weich waren. Entschlossen verbannte er diese Gedanken aus seinem Kopf.
“Ich möchte, dass Sie gehen. Streichen Sie Ihren Namen aus meiner Patientenkartei so aus, dass er nicht mehr entzifferbar ist, und gehen Sie.”
Sie runzelte die Stirn. “Ich … ich bin nicht der behandelnde Arzt. Ich … ich praktiziere nicht einmal mehr.”
“Wer … hat mich aufgenommen?”
“Ich, aber …”
“Tess, geben Sie mir meine Kleider.”
Ihr Gesicht wurde verschlossen. “Das kann ich nicht.”
“Verdammt!” Er versuchte sich aufzurappeln. Sie hielt ihn zurück.
“Wer hat Ihnen das angetan? Vor wem haben Sie Angst?”
Ihm wurde wieder schwindlig. Seine Lippen, seine Finger und seine Beine fingen seltsam an zu kribbeln. “Sie stecken jetzt auch mit drin”, sagte er schleppend. “Verschwinden Sie, Tess. Sagen Sie niemandem, was Sie wissen.”
“Was?” Sie blinzelte verständnislos, Angst spiegelte sich auf ihrem Gesicht. “Ich weiß nichts. Ich weiß ja nicht mal Ihren Namen!”
Sein Name … sein Name …
Mit gerunzelter Stirn schaute er zu dem Schrank auf der anderen Seite des Zimmers. Er schien tausend Meilen entfernt. Aber er schob sich hoch und riss sich die Kanülen aus dem Arm.
Sie starrte ihn mit offenem Mund an. “W…was machen Sie denn da?”
Er warf das Laken ab und schwang die Beine über die Bettkante, während Tess sich das andere Ende des Lakens schnappte. Der Raum neigte sich gefährlich.
“Versuchen Sie bloß nicht …”
Er stand auf, finster entschlossen, es bis zu dem verdammten Schrank zu schaffen, aber der Boden schwankte unter seinen Füßen wie ein Schiffsdeck. Er schloss für einen Moment die Augen. “Was? Haben Sie mich etwa unter Drogen gesetzt?”
Tess kam auf ihn zu und schlang einen Arm um seinen nackten Oberkörper. Er stöhnte auf, als sie die Schürfwunden an seinen Rippen streifte, und hielt verzweifelt das Laken, das ihm um die Hüften baumelte, fest.
“Sie Idiot”, keuchte sie. “Natürlich haben wir Ihnen
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