Tiffany Duo Band 0124
jetzt tat. Tatsächlich tat sie es fast unbewusst. Adrenalin trieb sie. Das und das törichte Versprechen, das sie Jack gegeben hatte.
Ich gehe nicht, bevor ich nicht sicher sein kann, dass alles in Ordnung ist.
Sie machte abrupt kehrt und eilte auf leisen Sohlen in das leere Schwesternzimmer, wobei sie Rivera, der mit dem Rücken zu ihr an einer Telefonsäule stand, nicht aus den Augen ließ. Er war nur ein paar Meter von ihr entfernt. Sie blieb ganz in der Nähe der offenen Tür stehen und griff sich von dem Stapel auf dem Schreibtisch eine Karteikarte. Sie hörte, wie er eine Nummer wählte, und wartete.
“Ja, ich bin’s”, sagte er einen Moment später mit gesenkter Stimme. “Wir haben ihn. Der Dreckskerl hat es überlebt.”
Ein eisiger Schauer kroch ihr über den Rücken. Sie stand wie erstarrt neben den Aktenschränken an der Tür und vergaß zu atmen.
“Ich weiß nicht”, sagte Rivera nach einer Weile kleinlaut. “Ich … ich meine … wir sind nicht sicher. Sie ist ein raffiniertes kleines Biest.”
Tess fühlte sich wie gelähmt, und es dauerte einen Moment, bis ihr das Offensichtliche dämmerte. Er sprach von ihr! Und er tat, als wäre sie ein Teil dieses ganzen unglaublichen Päckchens!
“Alles klar”, fuhr Rivera fort. “Nein, nein … keine Sorge, diesmal entwischt er uns ganz bestimmt nicht. Schicken Sie Ajax.”
3. KAPITEL
Tess hörte kaum, wie sich die Schritte des Detectives entfernten, nachdem er aufgelegt hatte. Sie stand noch immer wie erstarrt da, unfähig, sich zu bewegen. Ihr war übel. Sie würden ihn töten!
Wenn sie mich finden, werden sie Sie auch finden
, hatte er gesagt.
Verschwinden Sie, Tess. Sagen Sie niemandem etwas.
Jack hatte sie gewarnt. Er hatte Angst. Diese ganze Sache machte ihm Angst. Hatte sie auf ihn gehört? Nein, sie hatte ihn gegen seinen Willen ins Krankenhaus gebracht, überzeugt, das Richtige zu tun. Aber wie sich jetzt herausstellte, war es ganz offensichtlich nicht das Richtige gewesen!
Oh, Gott! Was sollte sie jetzt tun? Denk nach, denk nach, befahl sie sich. Die Polizei anrufen? Fast hätte sie hysterisch aufgelacht. Sie
waren
die Polizei!
Oder wer waren sie? Woher sollte sie es wissen? Sie könnte Gil anrufen. Gil würde ihr sagen können, was sie tun sollte. Er war ihr bester Freund. Ihm würde sie ihr Leben anvertrauen.
Aber würde sie nicht sein Leben ebenfalls in Gefahr bringen, wenn sie ihm alles erzählte? Zweifellos. Und konnte er rechtzeitig hier sein, um Jack — und womöglich sie — vor dem, was “Ajax” vorhatte, zu beschützen?
Ihre Telefonnummer und Ihre Adresse für unsere Unterlagen, Dr. Gordon?
Sie schnappte nach Luft. Lieber Gott. Sie kannten ihren Namen. Ihre Adresse herauszufinden würde ein Kinderspiel für sie sein. Obwohl sie immer noch unter ihrem Ehenamen im Telefonbuch stand. Hackford. Wenn sie Glück hatte, würde sie dadurch ein bisschen Zeit gewinnen. Aber viel sicher nicht.
Sie musste sofort raus hier. Sie musste Jack von hier fortbringen! Das würde nicht ganz einfach werden in Anbetracht der Tatsache, dass er zehn Milligramm Vistarel im Blut hatte. Sie schaute sich schnell auf dem Flur um und verließ dann in aller Eile das Schwesternzimmer. Als sie um die letzte Ecke rannte, wäre sie fast über einen Rollstuhl gestolpert, den irgendjemand dort abgestellt hatte.
Ihr Knie reibend humpelte sie zu der Kabine, in der Jack lag. Earline hantierte noch neben seinem Bett herum und schaute überrascht auf, als sie hereinkam.
“Gehen Sie einen Kaffee trinken, Earline”, rief Tess mit gespielter Munterkeit. “Sie können ihn sicher vertragen, ich mache inzwischen hier alles fertig.”
Earline schaute etwas zweifelnd auf Jack, der mit geschlossenen Augen dalag, und zupfte das weiße Laken, mit dem er zugedeckt war, glatt. “Aber … ich dachte, Sie wollten nach Hause gehen?”
“Das tue ich auch bald”, versicherte Tess. “Ich … ich will nur noch warten, bis er in den OP gebracht wird.”
Earline nickte, dann sagte sie: “Danke, ich bin in fünf Minuten zurück.”
Kaum hatte sich der Vorhang hinter ihr geschlossen, beugte sich Tess auch schon über Jack und rüttelte ihn sanft. “Jack?”, flüsterte sie. “Jack, wachen Sie auf!”
Er murmelte irgendetwas von der Zwielichtzone.
“Jack, wachen Sie auf!”
Oh, bitte, wach auf.
Er warf den Kopf herum.
“Es geht um Leben und Tod, Jack. Ich meine es ernst. Sie können jetzt nicht schlafen.”
“Kekschen?”, murmelte er.
“Ja!” Sie
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